Flossenbürg
17.06.2019 - 09:06 Uhr

Heimat für bedrohte Arten

Der "Warzenbeißer" steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Auf einer Wiese in Hildweinsreuth hat er ein neues Zuhause gefunden. Und nicht nur er. Das Grundstück gehört nun dem Bund Naturschutz.

Ein Spaziergang durch ein außergewöhnliches Fleckchen Erde stand am Freitagabend an. Am Rande von Hildweinsreuth kümmert sich der Bund Naturschutz um eine Fläche mit Magerrasen und einem Feuchtgebiet. Bild: nm
Ein Spaziergang durch ein außergewöhnliches Fleckchen Erde stand am Freitagabend an. Am Rande von Hildweinsreuth kümmert sich der Bund Naturschutz um eine Fläche mit Magerrasen und einem Feuchtgebiet.
Eine Plakette auf den Granitfelsen am Zugang verweist auf ein Kleinod in der Oberpfälzer Landschaft. Mathilde Müllner und Manfred Wiedermann genießen den Blick hinunter in den Talzug. Bild: nm
Eine Plakette auf den Granitfelsen am Zugang verweist auf ein Kleinod in der Oberpfälzer Landschaft. Mathilde Müllner und Manfred Wiedermann genießen den Blick hinunter in den Talzug.
Der sogenannte "Warzenbeißer", er gehört zur Familie der Laubheuschrecken, steht als gefährdete Art auf der "Roten Liste". In Hildweinsreuth hat er ein Zuhause gefunden. Bild: nm
Der sogenannte "Warzenbeißer", er gehört zur Familie der Laubheuschrecken, steht als gefährdete Art auf der "Roten Liste". In Hildweinsreuth hat er ein Zuhause gefunden.

Der Freitag war für die Ortsgruppe Floß/Flossenbürg im BUND Naturschutz (BN) ein Feiertag. Ein 1,1 Hektar großes Grundstück gehört jetzt der Organisation. Bei einem Rundgang wurde der Kauf erläutert und das Schmuckkästlein vorgestellt.

Gegen 18 Uhr hat sich die Hitze des Tages etwas gelegt. Vertreter des BN aus beiden Orten und des öffentlichen Lebens treffen sich an dem lauschigen Abend in Hildweinsreuth, wenige Meter vor dem Ende des Flossenbürger Ortsteils. Unmittelbar neben der Straße öffnet sich in nördlicher Richtung ein weites Tal, das mit Besonderheiten nur so strotzt. Das gilt nicht nur für das Landschaftsbild, sondern vor allem für Fauna und Flora. Was es damit auf sich hat, das erläutern der Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Manfred Wiedermann und Mathilde Müllner vom Neustädter Landratsamt.

Wiedermann erinnert, wenige hundert Meter vom Mittelpunkt Mitteleuropas entfernt, zunächst an die mehr als drei Jahrzehnte zurückreichende Geschichte des BN-Engagements: „Seit 1988 pflegt die Ortsgruppe die Flachmoorwiese. Gemäht wird einmal im Jahr von Helfern aus Floß und Flossenbürg. Das ist mühsame Handarbeit. Ebenso mühsam stellt sich der Abtransport des Mähgutes dar.“ Der Erfolg rechtfertigt den enormen Aufwand. Wie das im Detail aussieht, davon erzählt Müllner. Die Diplom-Biologin schaut von Seiten des Naturparks Nördlicher Oberpfälzer Wald oft vorbei, und das seit 31 Jahren.

Ihre Begeisterung für das Gelände, das seinesgleichen sucht, ist bei dem Treffen zu spüren. Deutlich erkennen lässt sich bereits von der Straße aus die Zweiteilung in Magerrasen- und Feuchtflächen. Und dann fordert die Expertin bei einem Rundgang auf, etwas genauer hinzuschauen: „Zahlreiche Pflanzen und Tiere, die kaum noch zu finden sind oder gar auf der ‚Roten Liste’ stehen, haben hier eine Heimat.“ Die Fläche in Hildweinsreuth stelle einen Glücksfall für die ganze Region dar.

Die Arnika, das breitblättrige Knabenkraut oder das Waldläusekraut sind nur wenige Beispiele für die Vielfalt seltener Arten. Für den Bereich der Fauna verweist Wiedermann auf die Bergeidechse und die Kreuzotter. Der Warzenbeißer, er zählt zu den Laubheuschrecken, stellt sich quasi persönlich vor. Das Tier darf anschließend wieder in seine gewohnte Umgebung zurück. Früher sagte man dem provozierten Biss in Warzen eine heilende Wirkung nach.

Vor drei Jahren wollte Wiedermann die außergewöhnlichen Eigenarten der Fläche dauerhaft sichern und das Grundstück ankaufen. Leicht war das nicht. Die ursprüngliche Zusage wurde durch den Verkauf an einen Dritten hinfällig: „Glücklicherweise kündigte die Untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt ein Vorkaufsrecht an. Letztendlich kamen die 1,1 Hektar dadurch doch noch in das Eigentum des BUNDES Naturschutz.“ Im November 2018 konnte der Kaufvertrag unterschrieben werden und vor wenigen Tagen gab es die Neuvermessung: „Mathilde Müllner stand uns bei all dem beratend zur Seite. Das war sehr wichtig.“

Glücklich über den „guten Ausgang“ ist auch Bürgermeister Thomas Meiler. Das Gemeindeoberhaupt ist am Freitag dabei. Die Kommune bekam entlang eines vorbeiführenden Wegs zu einem Einzelanwesen einen schmalen Geländestreifen. Er wurde inzwischen mit passendem Material angefüllt und ermöglicht einen wesentlich effektiveren Winterdienst im Interesse der Anwohner.

Dankesworte gelten den Mitgliedern der Ortsgruppe, wegen des tatkräftigen Zupackens und wegen ihrer Spendenbereitschaft. Für Grundstücksankäufe sammelten sich in den zurückliegenden 30 Jahre stattliche 35000 Euro an. So viel wurde alleine für die Hildweinsreuther Fläche nicht benötigt. Das Geld floss in weitere Ankäufe. Aktuell bezahlt wurden für den Quadratmeter 1,15 Euro. Die Arbeit blieb am Freitag außen vor. Nach der Exkursion ging es bei der Einkehr im „Sankt Ötzener Hof“ gesellig weiter.

 
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