"Das Konzept war super", sagt Waldsassens Bürgermeister Bernd Sommer über die Pläne eines regionalen Investors, den er nicht nennt. Als Sprecher der vier Eigentümer-Kommunen lässt er nach langen Verhandlungen die Katze aus dem Sack: Aus dem Verkauf der zahlreichen zum Schloss gehörenden Gebäude bei Konnersreuth wird vorerst nichts. Der Preis hat nicht gepasst, erklären die Beteiligten im Gespräch mit Oberpfalz-Medien die Mehrheitsentscheidung der Gesellschafterversammlung: "Wir bleiben in der Verwaltung des Schlosses."
Das ehemalige Klostergut soll weiter als Notunterkunft für aus der Ukraine geflüchtete Menschen zur Verfügung stehen. "Wenn Fockenfeld wegfallen würde, müsste sich der Landkreis andere Gedanken machen", stellt Wiesaus Bürgermeister Toni Dutz die solidarische Haltung in den Vordergrund: "Wir vier Kommunen erfüllen eine Pflicht, die sonst der Kreis und der Staat am Hals hätten." Eine Situation mit Flüchtlingen, die wie 2015 in Turnhallen untergebracht werden müssen, dürfe es nicht mehr geben.
Herberge für Geflüchtete
Sein Mitterteicher Kollege Stefan Grillmeier ergänzt: "Das wäre die schlechteste Lösung. In Fockenfeld können wir wirklich eine Herberge, eine Anlaufstation für alle bieten." Nachdem der Mietvertrag mit dem Landkreis Ende 2022 ausläuft, soll eine Verlängerung um ein Jahr angeboten werden. Bis zu 200 Geflüchtete finden hier vorübergehend ein sicheres Dach über dem Kopf.
Zur Vorgeschichte: 2020 endete die Nutzung des weiträumigen Klosterkomplexes als Spätberufenenschule St. Josef. Der Orden der Salesianer hatte den ehemaligen Sommersitz der Waldsassener Äbte in den 1950er Jahren übernommen. Das "kleinste Gymnasium Bayerns", an dem viele angehende Priester und andere Interessenten ihr Abitur nachgeholt haben, zählte zuletzt nur noch sechs Absolventen.
Nutzungskonzept gesucht
2021 kauften vier Gemeinden das Gut Fockenfeld. Die zugehörigen rund 100 Hektar landwirtschaftlicher Grund waren als Ausgleichsflächen für Gewerbegebiete sehr begehrt. Für die Gebäude mitsamt denkmalgeschütztem Schloss wurde das beste Nutzungskonzept gesucht: 12.500 Quadratmeter Geschossflächen mit Inventar sowie neun Hektar Grund standen zum Verkauf.
Als der Ukraine-Krieg begann und Zigtausende Menschen fliehen mussten, vermieteten die Gemeinden die vielen leerstehenden Zimmer als Notunterkunft an den Landkreis. Unabhängig davon wurde das Grundstück zum Verkauf ausgeschrieben.
Mehrheit gegen Verkauf
Ein einziges Angebot ging bis Juli 2022 ein. Zum Kaufinteressenten verraten die Bürgermeister nur so viel: Es ist ein Unternehmer aus dem Landkreis Tirschenreuth. "Und der Firmenname fängt nicht mit Z an", beugt Bernd Sommer Spekulationen vor, es könnte sich um die Ziegler-Group handeln. Die "Gut Fockenfeld GbR" hat das Gebot eingehend geprüft – und schließlich verworfen. Nicht einhellig, sondern in einer Mehrheitsentscheidung.
Die Haupteigentümer Mitterteich und Wiesau waren gegen den Verkauf zum vorgeschlagenen Preis. In nichtöffentlichen Sitzungen votierten ihre Stadt- und Markträte einstimmig, betonen die Bürgermeister Stefan Grillmeier und Toni Dutz. Ganz anders sah es in Waldsassen aus: Einstimmig waren die Stadträte für den Verkauf, bestätigt Bernd Sommer, der entsprechend enttäuscht ist. Ein Ja, wenn auch nicht einstimmig, kam aus Konnersreuth, sagt Bürgermeister Max Bindl.
Die angebotene Summe soll geheim bleiben. Auch mit dem Orden der Oblaten des Heiligen Franz von Sales mit Sitz in Wien war beim Notartermin im Frühjahr 2021 Stillschweigen vereinbart worden. "Der Preis war etwas höher als der, zu dem wir eingekauft haben", verrät Bernd Sommer. Kein Geheimnis machen die Eigentümer daraus, dass das Angebot des Investors weit von den 2,5 Millionen Euro entfernt war, das ein Gutachten für den Klosterkomplex ermittelt hatte. Diesen Preis haben schon die Salesianer trotz intensiver Suche nicht erzielt.
Zu weit entfernt vom gewünschten Betrag findet die Mehrheit der beteiligten Kommunalpolitiker das Angebot. "Unter Wert", kommentiert Toni Dutz. Vor allem den Grund – zu den Gebäuden gehören rund neun Hektar – dürfe man nicht "für ein Butterbrot hergeben". Ebenso positioniert sich der Mitterteicher Bürgermeister Grillmeier, der das Gutachten als Verhandlungsbasis ansieht, auch wenn einiges an den Gebäuden zu sanieren sei. "Wir haben zur Zeit nicht den Druck, zu verkaufen, und helfen dem Landkreis bei der Unterbringung von Flüchtlingen", ist er zufrieden.
Konnersreuths Bürgermeister Bindl trägt den Mehrheitsbeschluss mit, spricht jedoch die schwierige Suche nach Investoren an. "Jeder muss sich darüber im Klaren sein, das Gebäude wird nicht jünger", deutet er entsprechende Kosten an, die auf die Eigentümer zukommen. "Es fallen Unterhaltsmaßnahmen an, die wir bisher geschoben haben", nennt Bürgermeister Sommer die Sanierung des Glockenturms am denkmalgeschützten Schloss. Schon der normale Unterhalt der Gebäude koste einen kleineren sechsstelligen Betrag. "Den wir jedoch mit den Mieterträgen und die Einnahmen durch die Photovoltaik derzeit auch erzielen", relativiert der Kollege aus Mitterteich.
Halle für über 500 Personen
Einig über den Verkauf von Gut Fockenfeld sind sich die vier Bürgermeister nicht geworden. Doch das Konzept des Investors loben alle. Bernd Sommer als Sprecher der Eigentümer gibt Einblicke, was vorgesehen war: Das Schloss wäre öffentlich zugänglich geblieben, etwa für Konzerte, ergänzt um ein Café. Der Komplex hinter dem denkmalgeschützten Eingangsbereich wäre in einem ersten Abschnitt zu höherwertigen Wohnungen umgebaut worden. In einem zweiten Schritt wären die landwirtschaftlichen Gebäude abgebrochen worden, um eine Veranstaltungshalle für über 500 Personen zu bauen. "Wenn alles gut läuft, hätte man sich vorstellen können, auch die Seminargebäude zu sanieren", sagt Sommer.
Auch angesichts dieser enormen Investitionen war den Mehrheitsgesellschaftern der angebotene Preis zu gering, verdeutlicht Toni Dutz: "Der Druck ist nicht so groß, dass wir morgen verkaufen müssen." Der Unternehmer, der das bisher einzige konkrete Angebot abgegeben hat, stehe nicht mehr zur Verfügung, bilanziert Bernd Sommer. Er betont: "Wir werden uns weiter um eine gute Nachfolgelösung bemühen. Die Hoffnung stirbt zuletzt."
Anteile der Kommunen an Gut Fockenfeld
- Mitterteich: 37,12 Prozent
- Wiesau: 35,27 Prozent
- Waldsassen: 21,10 Prozent
- Konnersreuth: 6,51 Prozent
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