Fockenfeld bei Konnersreuth
03.05.2023 - 16:26 Uhr

Bischof in Fockenfeld mit tragischen Kriegsschicksalen konfrontiert

Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer ist zwei Tage lang in der Region auf Dekanatsbesuch. Sein erster Termin war gezeichnet von erlebtem Leid, Trennungsschmerz und Zukunftsängsten.

Zwei Tage lang besucht Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer das neu geschaffene Dekanat Tirschenreuth-Wunsiedel. Das Programm begann am Mittwochvormittag mit einem Besuch der Notunterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine in Fockenfeld, die aktuell aus allen Nähten platzt. 187 Kriegsflüchtlinge sind dort derzeit untergebracht.

Zusammen mit Regionaldekan Georg Flierl, Dekan Dr. Thomas Vogl, Prodekan Martin Besold, Pfarrseelsorger Pater Benedikt Leitmayr, Bürgermeister Max Bindl sowie Vertretern von Landkreis, Rotem Kreuz, Caritas und Katholischer Jugendfürsorge (KJF) informierte sich der Bischof über die Situation und das Leben im Haus. Voderholzer bedauerte dabei, „dass wir leider die Einrichtung der Spätberufenenschule nicht halten konnten“. Schweren Herzens habe sich die Kirche von der Einrichtung getrennt. Gleichzeitig freute sich der Bischof jedoch, dass dadurch Flüchtlinge aus der Ukraine eine Bleibe hätten. „Humanitäre Hilfe für die Menschen ist sehr wichtig. Ich danke allen, die da mithelfen“, sagte der Bischof. Leider, so der Gast weiter, scheine der Krieg kein Ende zu nehmen.

1700 Flüchtlinge im Landkreis

Landrat Roland Grillmeier erinnerte daran, dass der Landkreis schon kurz nach dem Krieg die ersten Flüchtlinge in Fockenfeld aufgenommen habe. Solch ein Gebäude sei viel besser als die Unterbringung in Containern. Die Zahl der ehrenamtlich Tätigen in Fockenfeld sei leider rückläufig. "Aktuell sind noch 15 Ehrenamtliche tätig. Ansonsten wird alles von hauptberuflichen Kräften des Roten Kreuzes gemacht", so der Landrat.

Grillmeier betonte, dass derzeit insgesamt 1700 Flüchtlinge im Landkreis untergebracht seien, darunter 1000 Ukrainer. "Wir müssen weiter an diesem Thema arbeiten, weil voraussichtlich noch mehr Flüchtlinge kommen", sagte Grillmeier. Ziel sei es, die Notunterkunft in Fockenfeld und auch die Gemeinde Konnersreuth nicht zu überfordern. Nicht zuletzt deshalb seien kleinere Containerlösungen in anderen Orten angedacht. Wo genau dies der Fall sein soll, verriet Grillmeier nicht.

Der Landrat betonte auch, dass die Bevölkerung die Flüchtlinge akzeptiere. Schwierig werde es dagegen, Kinder und Jugendliche in den Schulen unterzubringen. „Unser Ziel ist klar, wir wollen die Leute integrieren, dazu gehört die deutsche Sprache, und wir wollen sie in Arbeit bringen“, sagte der Landrat. Bürgermeister Max Bindl erklärte dem Bischof, dass „unsere Konnersreuther sehr gelassen mit dem Thema umgehen. Wir als Kommune haben da kaum Probleme“.

Regierungsdirektorin Regina Kestel sah Fockenfeld derzeit als die ideale Lösung an. Während anfangs nahezu ausschließlich Frauen und Kinder gekommen seien, müssten jetzt auch verstärkt Männer aus der Ukraine untergebracht werden. „Die Leute sollen hier ankommen, zur Ruhe finden, erst dann geht es auf die Suche nach geeigneten Wohnungen“, sagte sie. Die durchschnittliche Verweildauer in Fockenfeld liege bei vier Monaten. „Fockenfeld ist mit Sicherheit besser als eine Turnhalle. Alle Zimmer sind mit Dusche und WC ausgestattet. Fockenfeld ist ein Glücksgriff“, meinte sie.

Viele tragische Schicksale

Integrationslotse David Runschke, der auch Russisch spricht, zollte den ehrenamtlichen Kräften größten Respekt, und Pfarrseelsorger Pater Benedikt Leitmayr berichtete von vielen tragischen Geschichten, die mit der Notunterkunft verbunden seien. „So ist eine Familie wieder in die Ukraine zurückgekehrt, zwei Tage später kam die Nachricht, dass sie alle umgekommen sind.“ Er habe in der Kapelle noch nie so viele Tränen gesehen wie beim Osterfest 2022, „als viele Ukrainer mitgefeiert haben“, sagte Pater Benedikt. Oft seien die Flüchtlinge an der Lourdesgrotte zu finden, wo sie nahezu täglich das Gebet suchten.

BRK-Kreisgeschäftsführer Holger Schedl informierte den Bischof, wie das BRK die Unterkunft zu einer Heimat auf Zeit mache. Eine ukrainische Psychologin begleite nun die Menschen. Voderholzer suchte auch kurz das Gespräch mit Flüchtlingen, die sich sehr dankbar über die Hilfe in Deutschland zeigten.

Weiter standen am Mittwoch eine Betriebsbesichtigung bei Rosenthal in Selb und ein Besuch im Klinikum Marktredwitz, eine Vesper, eine Dekanatskonferenz, ein Gottesdienst und eine Begegnung mit Gläubigen in Waldershof auf dem Programm. Am Donnerstag geht es mit einem Besuch im Berufsschulzentrum Wiesau, einer Andacht im Altenheim St. Michael in Bad Alexandersbad mit ökumenischer Begegnung, einem Besuch des Biolandhofes Grenzmühle bei Erbendorf, einem Treffen mit Notfallseelsorgern in Kirchenlaibach sowie einem ökumenischen Gottesdienst zum Florianitag mit den Feuerwehren des Dekanates weiter.

 
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