Deutschland und die Welt
24.07.2019 - 08:52 Uhr

Ford Focus Ecoboost: Golf-Herausforderer mit drei Zylindern

Golf, Astra, Focus: Dieser Dreier-Wettbewerb ist so alt wie die Kompaktklasse. Ford hat den Focus erst kürzlich komplett neu entwickelt. Ob er auf der Höhe der Zeit ist, zeigt unser Test.

Der Focus ist komplett neu auf einem weißen Blatt Papier entstanden, wie es bei Ford heißt. Im Test der Focus mit Dreizylindermotor mit 125 PS. Bild: Michael Ascherl
Der Focus ist komplett neu auf einem weißen Blatt Papier entstanden, wie es bei Ford heißt. Im Test der Focus mit Dreizylindermotor mit 125 PS.

Am Start: ein fünftüriger "Titanium" mit 125-PS-Benziner und 6-Gang-Handschaltung. Dieser mehrfach ausgezeichnete "Ecoboost"-Motor muss mit drei Zylindern auskommen, und er macht das gut. Im Stand ist das Triebwerk kaum zu hören. Gibt der Fahrer Gas, dann knurrt das Motörchen selbstbewusst los und schiebt den 1,4-Tonner freudig bis auf eine Spitzengeschwindigkeit von fast 200 km/h.

Den Standardsprint erledigt er in 10,1 Sekunden. Noch wichtiger in diesen Tagen: der Verbrauch. Um die sechs Liter waren es bei unserem Test, der Stadt/Land/Autobahn-Strecken beinhaltete. Windschattenfahrer erreichen vielleicht sogar den Prospektwert von 4,7 Litern. Mit einer Einstufung nach Euro 6d-Temp ist der Focus zukunftssicher, und er emittiert nur etwas mehr als 100 Gramm CO2 pro Kilometer. Der Titanium hätte früher bei Ford vermutlich "Ghia" geheißen, denn das waren die gut ausgestatteten Ford. In unserem Fall sind das u.a. der schlüssellose Zugang, Tempomat, Klimaanlage, Parkpiepser und Alu-Räder. Auch an Bord: das Sync3-Navi mit AppLink. Das wirkt im Vergleich zu modernen Systemen ein wenig begriffsstutzig - vor allem bei Spracheingabe - und holt langatmig aus, wenn es darum geht, die Optionen zu erklären. Ford sitzt in Köln.

Parkassistent streikt

Die Testwagenabteilung dort hat den Focus nochmal für mehr als 6000 Euro aufgehübscht, unter anderem mit diversen Paketen, LED-Scheinwerfern, Head-up-Display und 17-Zöllern. Einen starken Eindruck hinterlässt die Bang&Olufsen-Anlage mit raumfüllenden Klang. Auch parkt der Focus auf Wunsch selbstständig ein und wieder aus. Das tat er zu Beginn unseres Tests zuverlässig, dann aber blieb die Taste auf der Mittelkonsole leider ohne Funktion. Überhaupt die Sache mit den Tasten. Die letzte Bedienlogik fehlt hier. So ist nicht einsehbar, dass zunächst die Taste für das Head-up-Display gedrückt werden muss, um dann an ganz anderer Stelle Neigung und Helligkeit einzustellen. Gleiches gilt für das - an und für sich gute - Abstandsradar: Erst aktivieren, dann noch einmal bestätigen. Der Focus erlaubt übrigens eine Zugabe bei der Geschwindigkeit, um vordefinierte Werte. So kann der Nutzer festlegen, dass erkannte Limits immer um einen bestimmten Wert überschritten werden sollen: von 1 bis 9 km/h. Ist rechtlich sicher zu diskutieren, in der Praxis aber eine feine Sache. Weil du mit 50 in der Stadt angehupt wirst, mit 59 nicht.

Exzellentes Fahrwerk

Beim Fahrwerk war der Focus schon immer Spitze, und er ist es geblieben. Die Ingenieure haben hier eine feine Abstimmung zwischen komfortabel und straff gefunden. Poltern, Stoßen? Fehlanzeige. Ein schönes Detail findet sich an allen vier Türen: Schutzleisten, die automatisch ausfahren, sobald die Tür sich öffnet. Das schützt vor Kratzern, wenn's beim Aussteigen mal eng zugeht oder ein ungestümer Nachwuchs-Passagier nicht aufpasst.

Für den Alltag reicht das Kofferraumvolumen aus, lässt sich bei größeren Transportaufgaben durch Klappen der Lehnen deutlich vergrößern. Die Qualitätsanmutung ist gut, die Bedienung nach Eingewöhnung nicht unlogisch. Keinen Grund zum Meckern liefert das manuelle 6-Gang-Getriebe. Die Gänge flutschen und sind passend abgestimmt. Fazit: Der Focus ist auf Augenhöhe mit seinen Erzrivalen. Allerdings kommen auch Astra und Golf demnächst neu. Es bleibt also spannend in der Golf- - vulgo - Focusklasse.

Datenblatt des Testwagens. Bild: Michael Ascherl
Datenblatt des Testwagens.
Der Focus ist ein Vertreter der klassischen Kompaktklasse, der ein Wolfsburger Produkt ihren Namen gab ... Bild: Michael Ascherl
Der Focus ist ein Vertreter der klassischen Kompaktklasse, der ein Wolfsburger Produkt ihren Namen gab ...
Metallic-Blau kostet extra. Bild: Michael Ascherl
Metallic-Blau kostet extra.
Gepäckraum auf Klassenniveau. Bild: Michael Ascherl
Gepäckraum auf Klassenniveau.
Im Test: Ford Focus Ecoboost mit 125-PS-Dreizylinder-Motor Bild: Michael Ascherl
Im Test: Ford Focus Ecoboost mit 125-PS-Dreizylinder-Motor
Auch der Focus trägt das Gesicht der Marke - nicht zwingend unverwechselbar. Bild: Michael Ascherl
Auch der Focus trägt das Gesicht der Marke - nicht zwingend unverwechselbar.
Praktische Stoßleisten an den Türen. Bild: Michael Ascherl
Praktische Stoßleisten an den Türen.
Aufgeräumtes Interieur, haltstarke Sitze, Bildschirm günstig platziert. Bild: Michael Ascherl
Aufgeräumtes Interieur, haltstarke Sitze, Bildschirm günstig platziert.
Den viel gelobten Dreizylinder-Ecoboost-Motor gibt es in verschiedenen Leistungsstufen. Im Testwagen bringt er es auf 125 PS. Bild: Michael Ascherl
Den viel gelobten Dreizylinder-Ecoboost-Motor gibt es in verschiedenen Leistungsstufen. Im Testwagen bringt er es auf 125 PS.
Auf dem Bild: Insgesamt 126 Pferde ... Bild: Michael Ascherl
Auf dem Bild: Insgesamt 126 Pferde ...
Aus jeder Perspektive ansehnlich: Der neue Ford Focus. Bild: Michael Ascherl
Aus jeder Perspektive ansehnlich: Der neue Ford Focus.
Der Focus ist ein angenehmer Alltagsbegleiter. Bild: Michael Ascherl
Der Focus ist ein angenehmer Alltagsbegleiter.
 
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