Seit 450 Jahren kann sich Freihung nun Markt nennen. Im Jahr 1569 nahm Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz diesen Akt vor. Dadurch erhielten die Bergwerksleute beispielsweise das Recht, Häuser zu bauen und einen Grund zu erwerben. Daher rührt auch der Name Freihung. Am vergangenen Wochenende feierte der Markt diesen ganz besonderen Gedenktag.
Die Festveranstaltung begann mit einem halbstündigen Standkonzert der Bergknappenkapelle Sulzbach-Rosenberg unter der Leitung von Johannes Mühldorfer mit beschwingten Musikstücken am Rathausplatz. Nach der Begrüßung der zahlreichen Fest- und Ehrengäste durch Bürgermeister Norbert Bücherl, der den kurzfristig erkrankten Schirmherren, Regierungspräsident Axel Bartelt, vertrat, bewegte sich ein Trauerzug, zum Kriegerdenkmal, welches 1969 anlässlich der damaligen 400-Jahr-Feier zu Ehren der gefallenen und vermissten Soldaten der beiden Weltkriege eingeweiht wurde.
Danach bewegte sich der neuformierte Kirchenzug unter schmissiger Marschmusik entlang der geschmückten Straßen zur katholischen Pfarrkirche, in der die Geistlichen Bernhard Huber und Matthias Weih den ökumenischen Festgottesdienst zelebrierten. Nach dem Gottesdienst zogen die Fahnenabordnungen mit den Vereinsmitgliedern, den Bürgermeistern samt Marktgemeinderat, den Ehrengästen und der geladenen Bevölkerung durch das Spalier der mit historischen Gewändern bekleideten Gruppe Ritter von der Zarg in den festlich geschmückten Gemeindesaal ein.
Schirmherr ist krank
Durch das Programm führte Bürgermeister Norbert Bücherl selbst, der in seiner kurzweiligen Ansprache neben der namentlichen Begrüßung der Ehrengäste auch die Großgemeinde Freihung anhand des erst kürzlich für das Jubiläumsjahr erstellten Repräsentationsfilms in Ton und Bild vorstellte. Die anwesenden Gäste quittierten den gelungenen Film mit einem großen Applaus. In Vertretung des erkrankten Schirmherrn überbrachte Landtagsabgeordneter Harald Schwartz die Grüße des Landtags und der Regierung der Oberpfalz zum Gemeindejubiläum, dem sich stellvertretender Landrat Martin Weiß anschloss. Als Höhepunkt des Abends trat dann der Kurfürst höchstpersönlich auf. Kurfürst Friedrich der III. von der Pfalz mit seinem Gefolge, authentisch dargestellt von der historischen Gruppe Ritter von der Zarg aus Sorghof, verlieh höchstpersönlich - wie schon 1569 - die Marktrechte. Die Überreichung der Urkunde mit Wappen und Insiegel durch den Kurfürsten an die drei vor seinem Thron knienden Bürgermeister Norbert Bücherl, Helmut Klier und Klaus Meißner quittierte Bücherl mit überschwänglichen, lautstarken Rufen an sein Volk und die Knappschaft des Bergflecks "auf der Freyhung" mit den Worten: "Wir haben's, wir haben's, die Urkund! Schaut's her! Freiheit! Freiheit!"
Nach dem Auszug des Pfalzgrafen mit Gefolge verabschiedete sich auch die Bergknappenkapelle Sulzbach-Rosenberg zum Gedenken an die vormaligen Freihunger Bergleute mit drei Strophen des bekannten Bergmannsliedes "Glück auf, der Steiger kommt", welches der gesamte Saal, bei der dritten Strophe andächtig stehend, mit der abschließenden Bayernhymne lautstark intonierte.
Heimatforscherin Elisabeth Kummer aus Elbart erläuterte in ihrem Festvortrag die Geschichte des Bergwerksfleckens Freihung, dessen erstmalige urkundliche Erwähnung im Jahr 1427 erfolgte. Hierbei verglich sie den Aufstieg des vormalig reichen Bergbaufleckens bis zum Dreißigjährigen Krieg mit dem späteren Goldrausch in Amerika. Nachdem der Bleiabbau durch den Wassereinbruch in die unter Tage liegenden Stollen nicht mehr möglich war, scheiterten auch die letzten Versuche im Jahr 1945. das Bergwerk wiederzubeleben. Weiter erläuterte Kummer die Entstehung der Freihunger Simultankirche ab 1764, deren Auflösung im Jahr 1908 und die endgültige räumliche Trennung der beiden Kirchengemeinden 1922 mit dem Bau der evangelischen Friedenskirche. Die Geschichte der Freihunger Schulen wurde ebenfalls kurz betrachtet.
Im Anschluss daran präsentierte die Freihung'a Theatergrupp'm einen unterhaltsamen Einakter, geschrieben von der mittlerweile verstorbenen Freihunger Mundartdichterin Ida Rittner, mit dem Titel "Die Heiratsvermittlung", gespielt von Erika Urban und Reinhard Seidl. Vorsitzende Heidi Wisneth trug das Mundartgedicht "Wöi is d'Freihng umgrembeld woan", ebenfalls aus der Feder von Ida Rittner.
Medaillen für Ehrengäste
Die Verleihung der eigens für das Jubiläumsjahr angefertigten Silbermedaillen mit dem Jubiläumslogo an die ausgewählten Ehrengäste und die Mitglieder des Marktgemeinderates durch Bürgermeister Norbert Bücherl rundete den Kommersabend ab. Der Rathauschef dankte zum Ende der Veranstaltung allen Mitwirkenden vor, auf und hinter den Kulissen für die tatkräftige Unterstützung, vor allem den Gemeindemitarbeitern und dem Freihunger Theaterverein für die Bewirtung der Gäste.
„Wir, Friedrich, von Gottes Gnaden Pfalzgraf bei Rhein, des heiligen römischen Reichs Erztrugsess, bekennen und thun kund, öffentlich von uns und unseren Erben, wiewohl wir aus Churfürstlicher angeborener Milde aller und jener unser und unseres Churfürstenthums der Pfalzgrafschaft bei Rhein und zu Bayern Unterthanen und Verwandten Ehe, Nutz und Wohlfahrt zu befördern geneigt, so seynd wir jedoch mehr begierig denen, die sich jederzeit gegen uns und vermeldeten unseren Churfürstenthum aller gehorsamen getreuen Dienstbarkeit erzeigen und verhalten, unsere milde Gnade scheinen und widerfahren zu lassen. Wenn wir zu Gemüth geführet und betrachtet die unterthänigst getreue Dienstbarkeit, deren sich unsere lieben Getreuen die ganze Gemeind und Knappschaft unseren Oberfürstenthums der Pfalz in Bayern Bergfleckens „auf der Freyhung“ um viele Jahre her gegen Weiland unserer lieben Herrn Vettern und Vorfahren Pfalzgrafen, Churfürsten, lobseligen Gedächtnis, und uns auch jetzt ermeldete unser Bergflecken auf der Freyhung aufnehmenden Gedeihen desselbigen unterthänigsten Gehorsames und gutwilliglich beflissen, auch hinföhrders thun sollen und wollen.
So haben wir um Betrachtung alles Obgemeldeten und auf ihr besehenen unterthänigst Anlagen, und wohlbedachten Muth, guten Rat und rechten Wissen vermög unsrer und unser Voreltern löblicher seliger Gedächtnis von weiland römischen Kaisern und Königen wohlherbrachten und eigener Churfürstlichen Macht und Vollkommenheit die benannte, unsers Bergfleckens auf der Freyhung und alle ihre Nachkommen mit diesem nachbeschriebenen Insiegel und Wappen, dessen sie bisher in Mangel gestanden, von neuem gnädigst versehen, bedacht und begabet.
Mit Rahmen einen in der Mitte überzwerch gleich abgeteilten Schild, dessen Oberhalbtheil schwarz darinnen versehenen aufrecht und kreuzweise übereinander geschränkten Berghammer, im unteren halben Theil des Schilds blaue und weiße pfälzische Wecken, deren in der Zahl 21, also, daß in der oberen desgleichen den anderen hernach folgenden 12, das ist in jeder Zeil 6, in der dritten 5, und in der untersten 4 stehend.
Wie dann solch Wappen und Insiegel um besser Verständnis willen und ob erwähnten seinen Farben in Mitte dieses unsers Briefs zugestellet, bestätigt und gegeben dergestalt, daß gedachte Gemeinde und Knappschaft oftgemeldete unsers Bergfleckens und ihre Nachkommen für und für zu ewiger Zeit angeregt Wappen halten, führen und sich dessen in allen und jeder ehrlichen Sachen und Händeln, so allen angeregt unsern Bergwerks betreffend seynd nach ihrer Nothdurft und Gefallen, wie auch sonsten andern unsrer Wappensgenossen, Märkt und Flecken mit Ehren, Rechten und Vortheil, sonsten aber uns und unsern Amtleuten auch einen männiglichen, an ihren wohlhergebrachten Rechten und Gerechtigkeiten, sonderlich mit Aufrichtung und Versieglung derer Kontrakts und Handlungen darüber uns oder unsertwegen unser Amtleuten die Verfertigung hiervon zugestanden, und noch in allweg, unnachtheiliglichen, und wie sich gebühret gebrauchen sollen und mögen, von Recht oder Gewohnheit wegen von männiglich davon unverhindert Gebieten darauf allen den Unsern mit diesem unsern Briefe erstlich und festiglich.
Auch alle andern so nicht zugegebenen hohen und niederen Standes, die um unsern Willen thun und lassen wollen, nach Gebühr freundlich, günstig und gnädig bittend ersuchend und begehrend die gemeldete Gemeinde und Knappschaft unsers Bergfleckens auf der Freyung und Ihren Nachkommen an dieser unser Churfürstlich Begnadigung und Bestätigung nach zu ihren nicht zu verhindern, oder zu gestatten, sondern sie und ihre Nachkommen dasselbe abgehörtermaßen wie andern unsern Märkt und Flecken Wappensgenossen gerniglich gebrauchen und genießen zu lassen.“
Gegeben zu Heidelberg, den 20. November, nach unseres lieben Heilands und Erlösers Geburth in dem 1569. Jahre.
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