Wie bei den alten Rittersleut' fühlte man sich in der jüngsten Zusammenkunft der Kolpingsfamilie. Im Mittelpunkt stand ein Vortrag über die Burg Weißenstein. Beliebt und geschätzt sind die Vorträge der Kolpingsfamilie Friedenfels seit Jahren. Das breitgefächerte und abwechslungsreiche Spektrum reicht vom Leben eines pflichtbewussten Christen über Familie, Beruf und Gesellschaft bis hin zu sportlichen Aktivitäten.
Neuland betrat die rührige Gemeinschaft diesmal mit dem Besuch eines EDV-Spezialisten. Franz Hoffmann aus Kemnath präsentierte den geschichtsinteressierten Mitgliedern und Gästen eine 3-D-Rekonstruktion eines beliebten Wanderziels im Steinwald. Helmut Schaumberger, Zweiter Vorsitzender der Kolpingsfamilie, brauchte bei der Eröffnung den Referenten nicht lange vorstellen. Franz Hoffmann ist ein gebürtiger Friedenfelser und war vielen Einheimischen und Besuchern trotz der vielen Jahre seit seinem Umzug in die einstige Kreisstadt noch in bester Erinnerung.
Kindheitserinnerungen
Der 3-D-CAD- und 3-D-Modellierprofi Franz Hoffmann freute sich über den herzlichen Empfang und schilderte eingangs, wie es überhaupt zu der Rekonstruktion kam. "Als Kind war ich viel auf dem Weißenstein. Als ich aber mit meiner Familie von Friedenfels wegzog, geriet das beliebte Wanderziel etwas in Vergessenheit. Erst als ich von der Sanierung hörte, weckte dies wieder mein Interesse. Und so besuchte ich im Jahr 2004 kurzentschlossen, nach mehr als 25 Jahren, wieder einmal die Burgruine. Als ich aber vor ihr stand, waren viele Details verschwunden", meinte der Referent.
Die Burgruine Weißenstein hatte wenig mit seinen Erinnerungen zu tun. Sie hatte sich komplett gewandelt. Er brauchte einige Zeit, um alle noch vorhandenen Details zu erfassen. "Mit einem außergewöhnlichen Eindruck kehrte ich nach Hause zurück", so der einstige Friedenfelser. Aufgrund seiner langen Berufserfahrung entschied er sich nach reichlicher Überlegung für einen virtuellen Rekonstruktionsversuch der Burg Weißenstein und nahm deshalb Kontakt mit der Gesellschaft Steinwaldia Pullenreuth auf. Bei Vorsitzendem Norbert Reger und seinem Team stieß er dabei sofort auf große Begeisterung.
Schon beim Abschluss der Sanierungsarbeiten an der Burgruine Weißenstein stand bei der Gesellschaft eine 3-D-Rekonstruktion zu einem unbestimmten Zeitpunkt auf der Wunschliste. Doch die Verantwortlichen hatten niemand, der dieses Vorhaben in Angriff nahm. Franz Hoffmann: "Eine 3-D-Rekonstruktion kommt dem Bedürfnis eines breiten Publikums entgegen, sich ein Bild von dem ursprünglichen Aussehen zu machen. Fachwissen und Vorstellungskraft sind dabei Voraussetzungen. Bisher hat man sich meist mit Papp- oder Holzmodellen beholfen, die irgendwo in Museen stehen." Heute im Computerzeitalter könnten virtuelle Rekonstruktionen betrachtet werden. "Außerdem veranschaulichen diese die historische Architektur, ohne den heutigen Zustand der Bauwerke zu verändern."
In Archiven gestöbert
Bevor überhaupt mit der Rekonstruktion begonnen werden konnte, mussten entsprechende archivarische und archäologische Unterlagen aus den Archiven besorgt werden. Auch entsprechende Literatur über Burgen, Holz- und Steinbau sowie Dachdeckungen waren wichtige Informationsquellen. Von einem Ingenieurbüro erhielt Franz Hoffmann die erstellten Vermessungsunterlagen zur Burgruine. Weiterhin fanden zahlreiche Begehungen mit Verantwortlichen, Behörden und Burgenforschern statt. Hierbei wurden Hunderte Detailfotos erstellt. Weiterhin sammelte Hoffmann alle zu Papier gebrachten Erkenntnisse und Informationen von Autoren, die aus den unterschiedlichsten Quellen stammten.
Folien und Zeichnungen
Anhand der historischen Abbildungen, der Baubefunde und Vermessungen sowie der Fülle an Schriftstücken konnte er dann seine computerunterstützte Rekonstruktion erstellen. Auch das viele Bildmaterial, das er gesammelt hatte, verhalf zu der einzigartigen "Auferstehung". Über 80 Folien und Zeichnungen präsentierte Franz Hoffmann den Mitgliedern der Kolpingsfamilie und erklärte dazu auch viel Details zum früheren Leben in der Burg. Nicht versäumen wollte der Referent ein abschließendes Wort zu seiner 3-D-Rekonstruktion. "Der Wiederaufbau der geschichtsträchtigen und geheimnisvollen Burg wurde an Hand von Vermessungen und aller Informationen, die schriftlich und grafisch aus vielen Archiven vorlagen, erstellt. Es ist auch klar, dass man teilweise Thesen aufstellen musste und daher nicht alle Darstellungen wissenschaftlich begründet werden können. Aber man kann davon ausgehen, dass die 3-D-Rekonstruktion im Großen und Ganzen eine wahrscheinliche Variante des ehemaligen Zustands der Burg Weißenstein ist", so Franz Hoffmann.
Nicht enden wollte am Schluss der Versammlung der Applaus. Er war Zeichen des Dankes für einen außergewöhnlichen Vortrag, der Einheimische und Gäste interessierte. Zweiter Vorsitzender Helmut Schaumberger dankte dem gebürtigen Friedenfelser und wünschte ihm weiterhin viel Schaffenskraft.













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