Ein musikalisch großartig unterstützter Dank- und Bittgottesdienst ging dem Festkommers im Hartungsaal voraus. Pfarrer Joseph und Ruhestandspriester Siegfried Wölfel zelebrierten den Gottesdienst in der Katholischen Pfarrkirche. Pfarrer Joseph sprach die Mitglieder des Gesang- und Orchestervereins auch persönlich an. "Im Singen erhalten wir Gottes Trost. Singen ist eine vorbiblische Betätigung. Sie geht auf uralte Gottesdienste zurück, auf Lobgesänge für Gott. Mit dem Gesang bewirken wir etwas, machen anderen Menschen Mut. Lieder im Gottesdienst fördern die Gemeinschaft. Wer singt, der betet doppelt."
Die Gläubigen beteten am Samstag mit den Priestern für die Mitglieder des Gesang- und Orchestervereins. Die Lobgesänge im Gottesdienst bereicherten der Chor des Vereins und die Stub'nmusi, die die "Waldlermesse" intonierten. Die im großen Kirchenraum gut vernehmbaren feinen Saitenklänge schufen eine bemerkenswerte Feierlichkeit. Mit dem Segen für alle, insbesondere den Männergesangverein (MGV) entließ Pfarrer Joseph die Gläubigen.
Vertreter der Sängergruppe Wiesau, vom MGV Königshütte, MGV Neualbenreuth, MGV Schönhaid, MGV Waldsassen und GV Wiesau sowie die örtlichen Vereine von Friedenfels unterstrichen durch ihre Anwesenheit die Wertschätzung des Jubelvereins beim Festkommers im Hartungsaal (Gasthof "Goldener Engel"). Besonders zu erwähnen ist der Patenverein aus Pressath.
"Frisch gesungen"
Erster Vorsitzender und Dirigent Horst Straub hieß die Gäste willkommen, bevor der Chor des Jubelvereins mit zwei typischen Liedern glänzte: "Steinwalddörflein" und "Singen ist Leben". Beim Festabend trat auch der Chor des Patenvereins Männergesangverein Pressath auf die Bühne. Unter Leitung von Heribert Fickert sang er "Der Verein wünscht alles Gute" und munterte auf mit den Kompositionen "Frisch gesungen" und "Waldeinsamkeit". Zwischenzeitlich kamen die Ehrengäste zu Wort. Stellvertretender Landrat Alfred Scheidler gratulierte im Namen des Landkreises. Es sei schön, dass sich immer wieder Männer fänden, die das deutsche Liedgut pflegen wollen. Ein Geldgeschenk überreichte Scheidler an Zweiten Vorsitzenden Wolfgang Härtl.
Freude bereiten
Der Sängerkreis Nordoberpfalz hatte seinen Vorsitzenden Georg Ebenhöch und Geschäftsführer Adolf Gassner entsandt. Singen im Chor bedeute viel: anderen und sich selbst Freude bereiten, Einsatzbereitschaft, gemeinsames Erlebnis, Miteinander und Geselligkeit genießen. 1899 sei zum Beispiel Ernest Hemmingway geboren, merkte der Vorsitzende der Sängergruppe Wiesau an, Stefan Werner. "Ihr seid in guter Gesellschaft." Ihm sei nicht bange, Dirigent Horst Straub könne seine Sänger motivieren, "Frohsinn" sei im Namen verankert.
Führender Kulturträger
Als Bürgermeister und Insider sprach Gottfried Härtl, selbst 16 Jahre Vorsitzender des MGV, auch im Namen seiner Stellvertreter Oskar Schuster und Lisa Rauh. Er bezeichnete den MGV als führenden Kulturträger der Gemeinde, schilderte die vielen Betätigungsfelder und Veranstaltungen sowie die herausragenden Konzerte, mit denen der Chor die Kulturlandschaft am Steinwald in der Vergangenheit geprägt habe. Dafür galt sein Dank den Sängern und Vereinsfunktionären. "Weiterhin viel Erfolg!" Den zweiten Teil leitete der MGV "Frohsinn" mit dem etwas schwermütigen "Brüder reicht die Hand zum Bunde" von Wolfgang Amadeus Mozart ein. Nach dem Liedbeitrag "Hymne an das Lied" bedankte sich Vorsitzender Horst Straub für die Mitwirkung bei den Ehrengästen und Sängerfreunden. Er lobte Wolfgang Mühlbauer für den detailreich und ausführlich ausgearbeiteten geschichtlichen Vortrag, der den Gästen einen tiefen Einblick in die "Seele" des MGV ermöglicht habe. "Frohsinn sollte eine Triebfeder des Verein bleiben." Straub weiter an die Gäste: "Haben Sie Spaß und Freude am Singen, dann kommen Sie zu den Singstunden - immer am Donnerstag im Gasthof ,Goldener Engel'".
Viele Jahrzehnte reiche die Zusammenarbeit zwischen MGV Schönhaid und Friedenfels zurück, erklärte Martin Worf. "Hoffentlich wird unser Verein ebenfalls so alt. 120 Jahre ist ein Traum." Er wünschte viele engagierte Sänger. Sein Geschenk, einen Notensatz, nahm Straub freudig entgegen. Am Ende stand das gemeinsame Schlusslied "Wiederseh'n ist ein schönes Wort". Das im leichten Marschtempo gesungene Bierlied lieferte noch eine Anregung für den Rest des Abends.
Auch Theater und lustige Tänze
"Die vorgetragenen Lieder drücken aus, was die Gründerväter unseres Gesang- und Orchestervereins Friedenfels bewogen haben, eine Gemeinschaft, einen Verein zu gründen: Heimatverbundenheit und Freude am Singen." Aus den komplett erhaltenen Protokollbüchern zitierte Notenwart Wolfgang Mühlbauer. Er ging detailliert auf die Chronik ein, nannte die wichtigsten Stationen und Ereignisse, sprach von Höhen und Tiefen, von Einschnitten durch die Weltkriege.
Im Gründungsprotokoll ist nachzulesen: Im Oktober des Jahres 1899 kamen auf Initiative von Andreas Kunz junge "gesangfreudige Mannspersonen" im Saale des Gasthauses "Weißes Roß" zusammen. Kunz machte sich "erbötig", wie es im Gründungsprotokoll heißt, die Kameraden in Noten und Gesang zu unterweisen. Bunte Abende, lustige Tänze und Theatervorführungen lockerten später das Vereinsleben auf. In den Verein integriert war damals schon ein Orchester. 1928 gelang es mit einer großherzigen Spende von Baronin Dora Freifrau von Gemmingen-Hornberg, ein Klavier anzuschaffen.
Wenige Tage nach dem 40. Jubiläum, das mit einem schönen Festzug die Bevölkerung begeisterte, brach der Zweite Weltkrieg aus und setzte dem Vereinsleben ein Ende, das schließlich 1943 ganz zum Erliegen kam. 1945 beschlossen einige unentwegte Sänger, den Chor neu aufzubauen.
Auf Anregung von Bürgermeister Otmar Zeitler wurde 1993 sogar eine Akkordeongruppe gegründet und in den Verein integriert. Mühlbauer erinnerte als Moderator im zweiten Teil seiner Chronik sehr ausführlich an die Leistungen der Vorsitzenden und Chorleiter. (roh)
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