Wegen des Jubiläums sind Vorstand und aktive Sänger schon im Frühjahr überein gekommen, eine "angemessene Veranstaltung" im Herbst anzusetzen. So startet nun am Samstag, 26. Oktober, eine Feier - bestehend aus einem Dankgottesdienst in der Pfarrkirche und einem Festkommers im Gasthof "Goldener Engel", jeweils mit Gesang. Der Chor des Jubelvereins wird die Feier musikalisch eröffnen. Der Männergesangverein Pressath nimmt als Patenverein aktiv teil.
Umfangreiche Besprechungen des Vorstands und der aktiven Sänger sind vorangegangen, informiert der Chorleiter. Alle Teilnehmer und Gäste des Jubiläums treffen sich um 18 Uhr in der Katholischen Kirche zum Gottesdienst. Herzliche Einladung ergeht auch an alle zum Festkommers und Ehrenabend anschließend im Hartungsaal.
Proben gut besucht
Die Chronik des Vereins ist nach Aussage des Vorsitzenden Horst Straub vollständig erhalten. Im Gründungsprotokoll ist nachzulesen: Im Oktober des Jahres 1899 kamen auf Initiative von Andreas Kunz junge "gesangfreudige Mannspersonen" im Saale des Gasthauses "Weißes Roß" zusammen. Kunz machte sich "erbötig", wie es im Gründungsprotokoll heißt, die Kameraden in Noten und Gesang zu unterweisen. Die Übungen wurden sehr gut besucht und jedes Mitglied leistete einen Beitrag von wöchentlich zehn Pfennigen zur Anschaffung von Musikalien. Andreas Kunz wurde Chorleiter und legte nach unermüdlichem 50-jährigen Einsatz 1948 den Taktstock aus der Hand. Er verstand es meisterhaft, seine Schar eifriger Sänger über die Wirrnisse der Zeit hinweg zusammenzuhalten und aus ihnen einen Chor zu formen, der bald in der ganzen Umgebung bekannt war.
Zeitlebens für das Deutsche Lied und den Verein haben sich Karl Scharf, Alexander Riedl und Pius Kreuzer eingesetzt. Dadurch erlebte der Verein schon wenige Jahre nach der Gründung eine ungeahnte Blüte. Bunte Abende, lustige Maskentänze und Theatervorführungen lockerten das Vereinsleben auf. Der Gesangverein Friedenfels musste auch so manches Tief durchschreiten. Unterbrochen wurde das Vereinsleben durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Nahezu sämtliche Sangesbrüder wurden zu den Waffen gerufen und viele begleitete das Lied vom "guten Kameraden" in die Ewigkeit.
1928 gelang es, mit einer großherzigen Spende von Baronin Dora Freifrau von Gemmingen-Hornberg ein Klavier anzuschaffen. Von der ersten Stunde an bis 1936, also insgesamt 37 Jahre, leitete Bernhard Baier die Geschicke des Vereins. Wenige Tage nach dem 30. Jubiläum brach der Zweite Weltkrieg aus und setzte dem Vereinsleben erneut ein Ende. Unmittelbar nach Kriegsende im Jahr 1945 beschlossen einige unentwegte Sänger, den Chor neu aufzubauen. Adolf Filberth, der seit 1937 den Vorsitz inne hatte, erlangte von der Kommandantur der damaligen Militärregierung die Lizenz zur Wiedergründung des Vereins. Ein großer Zustrom von jungen Leuten, ist in den Protokollbüchern vermerkt, gab diesem Bemühen und dem Verein neuen Auftrieb. 1949 - unter Vorsitzendem Karl Käß - beging man das 50. Jubiläum.
Große Opfer
Im Jahr 1955 ging ein langgehegter Wunsch in Erfüllung: Durch Spenden und große Opfer der Mitglieder konnte eine Vereinsfahne angeschafft werden. Erika Horn brachte sich als Fahnenbraut und Otto Mitlmeier als Fahnenjunker ein. Einen weiteren Höhepunkt im Vereinsleben stellte das Gründungsfest zum 60-jährigen Bestehen dar, das auch zu Ehren der vier noch lebenden Gründungs- und Ehrenmitglieder Karl Scharf, Andrea Kunz, Alexander Riedl und Pius Kreuzer gefeiert wurde.
1959 sang der Chor zum ersten Mal am zweiten Weihnachtsfeiertag für die verstorbenen Mitglieder in der Kirche die Bauernmesse. An diesem Brauch hält der MGV bis heute fest. Hier ist die harmonische Zusammenarbeit mit der Friedenfelser Stubnmusi zu nennen.
Das kulturelle Angebot des Gesangvereins war in kargen Zeiten ohne Fernsehen, Computerspiele und Smartphone noch viel wertvoller. Der Verein bestätigte sich als Garant für Geselligkeit und Unterhaltung; die Gasthäuser fungierten damals als Treffpunkt zum Gedankenaustausch. Zudem bemühten sich die Vorstände, die Gründungsfeste jeweils mit namhaften Kapellen zu feiern. Der gesangliche Höhepunkt für Friedenfels war der Liederabend in der neuen Steinwaldhalle 1987, in der kein Platz frei blieb. Als besonderes Ereignis ist die Rundfunk-Sendung "Grüße aus der Oberpfalz" anzuführen. Freundschaftliche Bande wurden mit dem MGV Greiz-Pohlitz 1990 geschlossen.
Der frühere Ortsgeistliche Klaus Haußmann hat schon vor Jahren festgehalten: Der MGV hat schon oft zur Ehre Gottes musiziert, unter anderem an Allerheiligen, am Volkstrauertag auf dem Schusterberg, bei Passionssingen, Adventssingen, Weihnachtskonzerten.
Zudem gab es Bunte Abende, Frühlingskonzerte, Chorkonzerte zum Muttertag, Kreissängertag, unvergessliche Sängerausflüge, "Sommer nach Noten", musikalische Umrahmungen des Weihnachtsmarktes, Sängerkneipen, Wirtshaussingen.
"Zudem pflegen wir freundschaftliche musikalische Verbindungen zum Patenverein MGV Pressath und zu den Mitgliedsvereinen der Sängergruppe Wiesau, berichtet Zweiter Vorsitzender Wolfgang Härtl. Auf Anregung des früheren Bürgermeisters Otmar Zeitler wurde 1993 eine Akkordeongruppe gegründet und im Verein integriert. Zwischendurch konnte sich der Verein sogar an einer eigenen Big Band erfreuen.
Verdienstvolles Wirken
Die Vorsitzenden Bernhard Baier (38 Jahre), Adolf Filberth (18), Arthur Straub (10), Gottfried Härtl (8) lenkten wie in jüngster Vergangenheit Horst Straub als Vorsitzende die Geschicke. Prägend waren die Chorleiter Andreas Kunz (48 Jahre), Georg Kunz (16), Oswald Heindl (22), Bernhard Söllner (11) und Horst Straub (16), der nun mit seinem Stellvertreter Wolfgang Härtl, Geschäftsführer Uve Hoffmann, Kassenverwalter Bernhard Schmidt und einem kleinen Festausschuss die Leitung der Feierlichkeiten zum 120-jährigen Bestehen inne hat.
Der größte Wunsch des Vorstandes: Dass sich die Sänger ihre Freude und Liebe am Lied und der Musik erhalten. Sie wünschen sich, dass Singen und Musizieren weiter fest zu Friedenfels gehören.
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