Friedenfels
14.09.2018 - 10:20 Uhr

Geschichte erlebbar machen

Burgen sind sind sagenumwittert, geschichtsträchtig und geheimnisvoll. Über den Zauber der alten Mauern der Burgruine Weißenstein informiert nun ein neues Buch.

Vor der Burgruine Weißenstein präsentieren Norbert Reger (links), erster Vorsitzender der Gesellschaft Steinwaldia Pullenreuth, und Herausgeber Franz Hoffmann (rechts) ein einzigartiges Werk. Das Buch „Burgruine und Herrschaft Weißenstein“ wird am 5. Oktober der Öffentlichkeit vorgestellt. Bild: bsc
Vor der Burgruine Weißenstein präsentieren Norbert Reger (links), erster Vorsitzender der Gesellschaft Steinwaldia Pullenreuth, und Herausgeber Franz Hoffmann (rechts) ein einzigartiges Werk. Das Buch „Burgruine und Herrschaft Weißenstein“ wird am 5. Oktober der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Gesellschaft Steinwaldia Pullenreuth beleuchtet das beliebte Ausflugsziel im Steinwald geschichtlich und das mit enormer Tiefe. Bei der Buchvorstellung „Burgruine und Herrschaft Weißenstein“ am 5. Oktober in der "Schlossschänke" Friedenfels gewährt sie den Besuchern Einblicke in die Geschichte, zu Besitzern, Sanierung und zu den Funden auf der Burgruine. Auch zeigt die Steinwaldia erstmals Bildmaterial eines 3-D-Rekonstruktionsversuches, um darzustellen, wie die Burg in früheren Zeiten ausgesehen hat.

Möglich macht dies all Franz Hoffmann. „Als gebürtiger Friedenfelser bin ich sozusagen mit dem Weißenstein aufgewachsen. Als Junge wanderte ich sehr oft mit meinen Spielkameraden und später als Jugendlicher in der Clique zur Burgruine Weißenstein hoch, die mich dabei immer wieder aufs Neue faszinierte“, so Franz Hoffmann bei einem Pressegespräch auf der Burgruine Weißenstein.

Auch bei seiner Abschlussarbeit an der Realschule entschied sich Hoffmann für das Thema „Mein Heimatort Friedenfels", mit dem Schwerpunkt Burgruine Weißenstein und der Historie der Notthaffte. Als junger Vater zeigte er seinem dreijährigen Sohn erstmals das imposante Wanderziel. Als er dann mit seiner Familie von Friedenfels wegzog, geriet der Weißenstein anfangs etwas in Vergessenheit. Erst als er von der Sanierung hörte, weckte dies wieder sein Interesse. Und so besuchte er im Jahr 2004 kurzentschlossen mit seiner Familie - nach mehr als 25 Jahren - wieder einmal die Burgruine.

„Als ich so vor ihr stand, fühlte ich mich wie in einem falschen Film. Die Burgruine Weißenstein hatte nichts mehr mit meiner Erinnerungen zu tun. Sie hatte sich komplett gewandelt und ich brauchte einige Zeit, um alle noch vorhandenen Details zu erfassen. Mit einem außergewöhnlichen Eindruck kehrte ich nach Hause zurück“, so der einstige Friedenfelser.

Da Franz Hoffmann zu diesem Zeitpunkt auch noch ein berufliches Schicksal ereilte und dabei kurzfristig arbeitslos wurde, wollte er die geschenkte „Freizeit" sinnvoll nutzen. Mit seiner Erfahrung von über 20 Jahren im 3-D-CAD- und 3-D-Modellierungsbereich ging er deshalb eine neue Herausforderung an. Er entschied sich für einen virtuellen Rekonstruktionsversuch der Burg Weißenstein und nahm Kontakt mit der Gesellschaft Steinwaldia Pullenreuth auf.

Bei Vorsitzendem Norbert Reger und seinem Team stieß er dabei auf große Begeisterung. „Schon beim Abschluss der Sanierungsarbeiten an der Burgruine Weißenstein stand eine 3-D-Rekonstruktion zu einem unbestimmten Zeitpunkt auf unserer Wunschliste. Wir konnten es gar nicht fassen, dass dieser Wunsch schon nach kurzer Zeit und dazu kostenlos in Erfüllung gehen sollte“, sagt Norbert Reger.

Franz Hoffmann: „Eine 3-D-Rekonstruktion kommt dem Bedürfnis eines breiten Publikums entgegen, sich ein Bild von dem ursprünglichen Aussehen, in diesem Fall der Burgruine Weißenstein und seiner Funktion, zu machen. Fachwissen und Vorstellungskraft sind dabei Voraussetzungen. Bisher hat man sich meist mit Papp- oder Holzmodellen beholfen, die irgendwo in Museen stehen. Heute im Computerzeitalter können virtuelle Rekonstruktionen betrachtet werden. Außerdem veranschaulichen diese die historische Architektur, ohne den heutigen Zustand der Bauwerke zu verändern."

Bevor überhaupt mit der Rekonstruktion begonnen werden konnte, mussten entsprechende archivarische und archäologische Unterlagen aus den Archiven besorgt werden. Auch entsprechende Literatur über Burgen, Holz- und Steinbau sowie Dachdeckungen waren wichtige Informationsquellen. Von einem Ingenieurbüro erhielt Franz Hoffmann die erstellten Vermessungsunterlagen zur Burgruine. Weiterhin fanden zahlreiche Begehungen mit Verantwortlichen, Behörden und Burgenforschern statt. Hierbei wurden Hunderte Detailfotos erstellt. Weiterhin sammelte Hoffmann alle auf zu Papier gebrachten Erkenntnisse und Informationen von Autoren, die aus den unterschiedlichsten Quellen stammten.

Anhand der historischen Abbildungen, der Baubefunde und Vermessungen sowie der Fülle an Schriftstücken konnte er dann seine computerunterstützte Rekonstruktion erstellen. Auch das viele Bildmaterial, das er gesammelt hatte, „baute“ er in sein Buch mit ein. Dabei entstand eine so umfangreiche Dokumentation, die selbst den Steinwaldia-Vorsitzenden Norbert Reger und sein Team „von den Socken gehauen hat“, wie Reger wörtlich bei dem Pressegespräch am Weißenstein betont. „Vom Layout bis zum erforderlichen Druck hat der Franz alles selbst gemacht.“ Der Vorsitzende fährt fort: „Es war immer unser Bestreben und Ziel, das Wissen über den Weißenstein in einer Gesamt-Dokumentation zu verfassen. Das Buch ist damit auch der Abschluss der Sanierung Burg Weißenstein.“

Auf die Frage, wie viele Wochen Franz Hoffmann in das Buch bis zur Fertigstellung investiert habe, lacht er und meint: „Es waren Jahre, in Stunden und Wochen kann ich es gar nicht mehr umrechnen. Mir hat es aber unendlich Spaß bereitet, trotz der vielen Arbeit im Vorfeld.“ Steinwaldia-Vorsitzender Norbert Reger zeigt sich stolz, solche Mitglieder in der Gesellschaft Steinwaldia Pullenreuth zu haben.

Bilder, Sagen, Erzählungen:

Das Buch „Burgruine und Herrschaft Weißenstein“ erscheint im Format 21 mal 30 Zentimeter, hat 354 Seiten und ist mit über 300 größtenteils farbigen Abbildungen und Zeichnungen ausgestattet. Es beinhaltet eine ausführliche Dokumentationen zur Geschichte der Burg Weißenstein und deren Besitzer. Ferner werden die Sagen und Erzählungen zum Weißenstein wiedergegeben, die Sanierung mit ihren sieben Bauabschnitten aufgezeigt, die Funde rund um die Burgruine Weißenstein aufgelistet sowie ein 3-D-Rekonstruktionsversuch aufgezeigt. Zum Preis von 39,90 Euro kann das Buch erstmals am 5. Oktober bei der Buchvorstellung erworben werden. Anschließend erfolgt der Verkauf über alle Gemeinden der Steinwald-Allianz sowie weitere Verkaufsstellen. (bsc)

Nach dem Besteigen des Bergfrieds reicht der Blick weit in den Oberpfälzer Wald. Bild: bsc
Nach dem Besteigen des Bergfrieds reicht der Blick weit in den Oberpfälzer Wald.
Die von Franz Hoffmann erstellte 3-D-Rekonstruktion ermöglicht eine detaillierte Ansicht der früheren Burg Weißenstein. Bild: exb
Die von Franz Hoffmann erstellte 3-D-Rekonstruktion ermöglicht eine detaillierte Ansicht der früheren Burg Weißenstein.
Bei schönem Wetter reicht die Sicht auf der Plattform des Weißensteins auch weit nach Oberfranken. Bild: bsc
Bei schönem Wetter reicht die Sicht auf der Plattform des Weißensteins auch weit nach Oberfranken.
Auch im Winter ist der Weißenstein ein beliebtes Ausflugsziel. Bild: bsc
Auch im Winter ist der Weißenstein ein beliebtes Ausflugsziel.
Über steile Treppen können die Besucher im Sommer wie im Winter den Bergfried besteigen. Bild: bsc
Über steile Treppen können die Besucher im Sommer wie im Winter den Bergfried besteigen.
 
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