Friedenfels
24.10.2018 - 14:21 Uhr

Heiter und oft auch hintersinnig

Zu hören sind teils ausgefallene Geschichten. Unter anderem von einem zutraulichen Huhn, aber auch von "saudummen Ideen". Danach nehmen die Freunde lokaler Literatur drei weitere Lyriker in den Kreis der „Grenzlandschreiber“ auf.

Die Autoren der siebten "Grenzlandschreiber"-Lesung (von links) Herbert Enders, Dieter Schraml, Brigitte Flügel, Werner Robl mit Moderator Hans Günther Lauth. Bild: roh
Die Autoren der siebten "Grenzlandschreiber"-Lesung (von links) Herbert Enders, Dieter Schraml, Brigitte Flügel, Werner Robl mit Moderator Hans Günther Lauth.

Nach der grandiosen Premiere im Oktober 2015 folgte nun die siebte Lesung der "Grenzlandschreiber“ im traditionsreichen Gasthof "Grüner Kranz". Auch Poeten vergangener Veranstaltungen waren zu Gast. "Wies halt woar, acht Mal gfressn und sieben Mal gspeit bis zur Keilerei,“ mit diesem musikalischen Auftakt beschrieb das Gesangsduo Monika Kunz und Franz Danhauser aus Neualbenreuth die Kirwa in Friedenfels.

Dieter Schraml begrüßte alle Freunde der heimischen Literatur. Initiator Hans Günther Lauth meinte in der vollen historischen Gaststube, dass die wirklichen Freunde von „Goethes Erben“ anwesend seien. Angesichts der Tatsache, dass interessierte Autoren sich nicht bewerben können, sei die Berufung in den Kreis der "Grenzlandschreiber" eine Ehre.

Den aus Kohlbühl, nördlich des Grenzbaches gelegen, stammenden Herbert Enders kündigte Lauth als ersten Leser an. „Wir hatten saudumme Ideen.“ Enders schilderte, wie man „ein schönes „Goggomobil“ in einen Sandkasten stellte. Hinein fahren ging nicht, vier Freunde packten an und hoben das Vehikel über die Umfassung. "Wie es wieder heraus kam, wissen wir nicht. Am nächsten Tag war es weg."

Unterhaltsam auch eine Kollegen-Fopperei: Er musste mit dem Rad in die Arbeit fahren. Wasser in die Reifen gepumpt führte nachts bei Kälte zu Eis und zu einer fürchterlichen Unwucht. "Als Saubuam beschimpfte uns der Onkel. In hohem Bogen spuckte er aus, was er für Bier gehalten hatte." Das Wasser nach acht gebadeten Buben war es, "gestanden wir Kinder kleinlaut". Ersatz fürs Bier, "weil wir Durst hatten". Enders: "Mir dreht sich heute noch der Magen um, wenn ich daran denke, was der Onkel da im Mund hatte."

Herbert Enders erzählte noch, wie sie die „Grünen Mannla“ in einem Lokal nach der Sperrstunde austricksten und auch von einem "Ausflug in den Steinwald". Der „heiße Ofen“, ein Fiat 500, war schwach, man musste dauernd schalten. "Als der erste Gang es nicht mehr schaffte, blieben wir am Hang am Waldrand stehen." Was nun? "Probieren wir es bergab. So gelangten ich und Bruno ins Waldnaabtal." Wie hieß die Schwiegermutter von Adam, fragte Enders zwischendurch. "Adam lebte im Paradies, er hatte keine Schwiegermutter."

Das Neualbenreuther Zwio bekannte „Mir hom an großen Durst“, bevor Brigitte Flügel aus Thumsenreuth zu Wort kam. Sie las aus ihrem Buch "Velvet" vor, in dem ihre Hauskatze aus dem eigenen Leben erzählt. Ebenso eindrucksvoll wie witzig schildert sie darin die Gedanken, die sich der Stubentiger über die Welt der Menschen macht. Sie spannte den Bogen vom Tod der Katzenmutter beim Forellen-Fischen bis zur Verlockung, die Miesmuscheln in Soße auf menschlichen Tellern auf Tiere ausüben. Die kleine Katze nutzte einen unbeobachteten Augenblick, um die Muscheln zu kosten. Postwendend drehte es ihr den Magen um. Köstlich anzuhören war auch das Kapitel, in dem das Kätzchen die Erziehung der Menschenkinder mit der von jungen Katzen verglich.

G'schichten aus alter Zeit servierte ein Fuchsmühler aus Wiesau, Werner Robl. Er "sezierte" seine Kinderzeit am Kreuzberg. Elanvoll und mit geübter Zunge „raste“ er durch seine jungen Jahre. Alle Leute in seiner Umgebung wurden einbezogen. Bei der Oma Wölfl war immer was los. Elf Personen lebten im Haus. Präzise und wortgewaltig beschrieb er die Flaschenbierhandlung der Leni, die eine große Rolle in seiner Kindheit spielte. Immer Sonntag ging dem Vater das Bier aus, Werner musste gehen. "Das machte ich gerne. Eine gelbe Limonade starrte mich dort an."

Auch Hühner sind Geschöpfe Gottes, Schwestern aber auch, meinte Robl an anderer Stelle. Den Hühnern im Garten begegnete er zunächst eher mit Gleichgültigkeit. Doch das Huhn Hauche hatte er gerne am Arm, "ich liebte Hauche". Bis er einmal heimkam "und mittags das diabolische Grinsen meiner Schwester nicht mehr übersehen konnte: In der Brühe, da schwimmt dein Huhn drin." Totenstille bei den Zuhörern. "Ihr seid alle Mörder, rief ich beim Hinauslaufen."

Viel Gelächter gab es bei der „Fahrt nach Bärnau“ mit dem Bockl, das Neualbenreuther Zwio schilderte musikalisch den Disput über die Fahrkarten. Dieter Schraml beschäftigte sich mit der Schule vor Ort und dem später langen Schulweg nach Weiden. "Das prägt einen fürs Leben." Da waren zwei Schwestern aus Bärnhöhe, die pflichtgemäß Röcke trugen. "Da waren aber auch die dicken gestrickten Unterhosen, die sich bei uns ins Gedächtnis eingegraben haben."

Zu einem einzigen Klagelied entwickelte sich der Rückblick auf die Zeit nach 1957: 30 Kilometer zum Gymnasium nach Weiden. Nach Wiesau zum Zug fuhr um 5 Uhr früh ein Arbeiterbus. Das hätte zu 90 Minuten sinnloser Wartezeit geführt. In der Bocklbahn von Friedenfels nach Reuth spielten sich unglaubliche Szenen ab. Wir saßen auf den Bierfässern oder versuchten mit dem Fahrrad die Strecke zu überwinden. Als letzte Rettung ergriffen wir den VW Käfer vom Haubner Naz, dem Vater meines Mitschülers, der die Arbeiter früh zur Baustelle fuhr. Quer auf der Rückbank über ihnen, nur so nahm er uns mit. Als kommunikativ erweisen sich später Real- und Handelsschülerinnen, die Hin- und Rückfahrt versüßten.

Das Neualbenreuther Zwio bereichert den Abend im Gasthof "Grüner Kranz" . Bild: roh
Das Neualbenreuther Zwio bereichert den Abend im Gasthof "Grüner Kranz" .
 
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