Friedenfels
23.10.2019 - 12:10 Uhr

Vom "Kastenbass" und "Schlauchophon"

Friedrich Brandl, Kulturpreisträger der Oberpfalz, bereicherte das illustre Treffen der Grenzlandschreiber in Friedenfels. Eine Autorenlesung, die begeisterte. Es war der inzwischen neunte Leseabend der Grenzlandschreiber.

Die neunte Autorenlesung der Grenzlandschreiber gestalteten (von links) Musiker Walter Pilsak, Gastgeber Dieter Schraml, Kulturpreisträger Friedrich Brandl, Wirtin Silvia Schraml sowie Moderator und Initiator Hans Günter Lauth. Bild: roh
Die neunte Autorenlesung der Grenzlandschreiber gestalteten (von links) Musiker Walter Pilsak, Gastgeber Dieter Schraml, Kulturpreisträger Friedrich Brandl, Wirtin Silvia Schraml sowie Moderator und Initiator Hans Günter Lauth.

Seiner Auszeichnung als Kulturpreisträger der Oberpfalz machte Gastautor Friedrich Brandl im historischen Gasthof "Grüner Kranz" als sympathischer 70er aus Amberg alle Ehre. "Heute haben wir einen Profi da, dagegen sind wir nur Amateure" - mit diesen Vorschusslorbeeren hieß ihn Moderator Hans Günter Lauth herzlich willkommen. Er informierte, Brandl schreibe seit 1983 Lyrik in Mundart und Schriftsprache, Erzählungen und Theaterstücke. Es gebe zahlreiche Veröffentlichungen in Gedichtbänden und Anthologien, Zeitungen und Zeitschriften. Teilweise wurden die Texte in die tschechische und französische Sprache übersetzt. Als Gastgeber der Lesung in Friedenfels sprach Dieter Schraml Grußworte. Er freute sich, dass trotz einer Menge Parallelveranstaltungen so viele Zuhörer, unter ihnen Bürgermeister Gottfried Härtl, in den Gasthof "Grüner Kranz" gekommen waren.

Bandl blätterte in seinem blau eingefassten neuesten Buch "Immer in Sichtweite" und natürlich in seinen weiteren Werken und brachte dem Publikum kurzweilige Episoden aus seinem Leben nahe.

Die Bücher des Autors, eines WAA-Gegners, sind unterteilt nach dem "ABCDarium" erklärte Brandl; zu jedem Buchstaben seien ihm eine oder mehrere Geschichten eingefallen. Nach zwei Sonetten ("Gartenklänge" und "Blick von oben") vermittelte er einen Einblick in die schwere Kindheit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die "Ziegelgassler" seien sie gewesen. Der ,Dubble Bubble' machte mich verrückt, wenn die Amerikaner durchs Dorf bei Ebermannstadt fuhren." Mit dieser humorvoll ausgestalteten Erzählung eroberte Brandl schnell die Herzen der Zuhörer. "Ich wollte ihn, den DB unbedingt probieren, denn Süßigkeiten waren rar. Man musste warten, bis ein Fest kam." Die ungewöhnliche Geschichte schmückte er einfühlsam aus. Auf der Straße habe er einen gefunden - "soll ich ihn aufheben?" Friedrich Brandl: "Ekel traf und Begierde packte mich. Die Begierde siegte." Nach zwei Tagen im Wasser - vorsorglich - machte ihn der DB, auch ohne Geschmack im Mund, glücklich. Das Publikum schmunzelte und lachte herzlich.

Glock 'n' Roll

"Die Zeit des Rock 'n' Roll ist auch nicht spurlos an uns vorüber gegangen", offenbarte Brandl. Glock 'n' Roll hieß sie, eine Jugend im Schatten der Martinskirche, so der Autor. "Wir gründeten eine Band, aber wir hatten keine Instrumente außer meiner Gitarre." Zur Freude der Zuhörer erläuterte Friedrich Brandl den "Kastenbass", ein unmögliches Gebilde als Ersatz für ein richtiges Schlagzeug, und das "Schlauchophon", das die Trompete ersetzte. Die Band spielte stolz bei einer Buchvorstellung, "die Leute tobten", berichtete Brandl zufrieden.

Thema war auch seine Tätigkeit als Lehrer. "Erster Schock! Den ersten Dienstort kannte nicht mal die Schulamtssekretärin." Ausführlich schilderte Brandl den Unterricht mit 45 Kindern. Heute undenkbar. Er wollte nicht mit Lehrer angeredet werden. Ein Schüler schlug "Fritz" vor; bei der Anrede, die dem Rektor gar nicht gefiel, blieb es. Der Oberpfälzer Autor brach eine Lanze für den Opa. Detailreich und euphorisch schmückte Friedrich Brandl den Beginn dieser für ihn sehr glücklichen Zeit aus. Die Enkel betrachtete er eher aus der Distanz. Die Ausflüge allerdings mit den Enkeln von Amberg nach Kastl und an der Lauterach entlang schilderte er mitreißend.

Im Projekt "Die Wege von gestern und heute neu zu begehen", eröffnete Lauth den Anwesenden, war Brandl zusammen als einer der drei prominentesten Autoren der Oberpfalz mit Harald Grill und Bernhard Setzwein zu Fuß im Sommer 2006 von Pilsen nach Amberg, von Pilsen nach Prag und von Sulzbach nach Nürnberg unterwegs. Mit den Gedichten "Steinlinien", "Schiff aus Glas", "Metamorphose", "Karsthöhle", "Fundstücke" und "Anfang und Ende" stellte Friedrich Brandl sein Talent als meisterhafter Sprachkünstler unter Beweis.

Wer sich davon überzeugen will, dem seien nach einer Aufzählung von Moderator Lauth unter anderem die Buchtitel "Brückenbauer", "Bitter duftet die Arnika", "Vastehst me" (zeitgenössische Mundart-Lyrik), "Zu Fuß auf der Goldenen Straße", "Flußabwärts bei den Steinen" (Naturlyrik), "Wälder - Weite - Wildnis", "Waldland", "Steinsiegel" (Gedichte und Geschichten aus der Oberpfalz) und "Zwischen Radbuza und Regen" besonders zu empfehlen.

Freude auf die Heimat

Die Heimatliebe wurde in der Betrachtung "Viele Wege führen auf den Maria-Hilf-Berg" spürbar. Freude komme auf, wenn er im Zug heimwärts die Türme der Kirche auftauchen sehe.

Darüber hinaus erfuhren die erstaunten Zuhörer von dem prominenten Oberpfälzer, wer in seiner Verwandtschaft die Wiener Würstchen erfunden habe: Um 1804 sei man in Wien auf Johann Georg Lahner und seine Würste aufmerksam geworden. Nachdem der große Beifall abgeebbt war, folgte das abschließende Kompliment vom Initiator. Es lautete verheißungsvoll: Seit heute Abend, betonte Lauth, ist der Schriftsteller Friedrich Brandl in den Kreis der Grenzlandschreiber aufgenommen.

Einen wertvollen Beitrag zum gelungenen Abend leistete der "gute Freund" Walter Pilsak, wie ihn Hans Günter Lauth eingangs angekündigt hatte. Er unterhielt mit meisterhaft gespielter Musik zwischen den Lesungen. Walter Pilsak streute Eigenkompositionen wie den "Grasmückenwalzer", "An Wolfmatzn" und alte Oberpfälzer Landler mit schönen Melodien ein. Meisterhaft spielt er das "Mon soleil" ("Meine Sonne").

Den Dank an Dieter und Silvia Schraml formulierte Lauth so: "Wir schätzen die Gastfreundschaft und die angenehme Stimmung in diesem wunderschönen alten Wirtshaus nunmehr zum neunten Mal."

 
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