Friedenfels
02.06.2022 - 13:08 Uhr

Klare Worte über Wolf und Fischotter vor Jägern der BJV-Kreisgruppe Tirschenreuth

Eine Fülle an Informationen, aber auch kritische Worte prägten die Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Tirschenreuth des Bayerischen Jagdverbands.

„Die Afrikanische Schweinepest rückt näher an Bayern heran“, mahnte Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg, Vorsitzender der Kreisgruppe Tirschenreuth des Bayerischen Jagdverbands (BJV), in der Jahreshauptversammlung in der Friedenfelser Steinwaldhalle. Er informierte, dass der BJV in enger Abstimmung mit dem Umweltministerium an Notfallplänen arbeite. „Im Falle eines Ausbruchs werden Mitarbeiter des Ministeriums die Kreisgruppen beraten.“

Eine klare Meinung hatte Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg zur Akzeptanz von Wölfen. „Ob es uns gefällt oder nicht, 75 Prozent aller Deutschen und Bayern begrüßen die Rückkehr der Wölfe. Diese Mehrheit müssen wir zur Kenntnis nehmen und damit müssen wir uns arrangieren.“ Nach seiner Ansicht jedoch, „versuchen die Regierungen durch aktives Warten und gezieltes Nichtstun das Problem Wolf vor sich herzuschieben“. An anderer Stelle verwies der Vorsitzende auf den Biber, „wo es zehn Jahre gedauert hat, bis Regelungen kamen“. Weiter meinte der Sprecher, dass es bei der bekannten Vermehrungsrate der Wölfe nur eine Frage der Zeit sei, wann sich die Tiere auch im Landkreis Tirschenreuth ansiedeln. Bis jetzt gebe es gelegentlich nur Durchzügler und noch keinen standorttreuen Einzelwolf, berichtete Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg.

Ein Dorn im Auge war ihm die angestrebte Novellierung des Waffengesetzes. Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg berichtete von Gesprächen zwischen dem Präsidenten des Bayerischen Jagdverbandes, Ernst Weidenbusch, und dem Bundesinnenministerium. „Vielleicht gelingt es dadurch, Schaden von den legalen Waffenbesitzern abzuwehren.“

Thematisiert hat von Gemmingen-Hornberg auch die neue Anwendungssoftware „WildExperte“. Sie sei auch für die digitalen Streckenlisten vorgesehen und werde einen direkten Abgleich mit den Landratsämtern ermöglichen, berichtete der Vorsitzende in der Jahresversammlung der Kreisgruppe Tirschenreuth. „Das wäre künftig eine große Vereinfachung.“

Bleifreie Kugelpatronen nutzen

Auch zur bleifreien Büchsenmunition hatte Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg Hinweise parat. „Irgendwann wird der EU-Gesetzgeber Fakten schaffen, ob wir das wollen oder nicht. Zwei Drittel der deutschen Jäger benutzen heute schon bleifreie Kugelpatronen. Ich kann nur jedem empfehlen, in diese Richtung zu probieren und sich umzustellen.“ Seine bisherigen Erfahrungen mit der Munition wertete der Vorsitzende positiv. Auch ließ er wissen, dass die Regierungen in Berlin und München über einen verpflichtenden Schießnachweis für Jäger nachdächten. „In einigen Bundesländern wird das bald zur Pflicht werden.“ Er informierte, dass es ohne Nachweis einer definierten Trefferquote keine Jagdscheinverlängerung mehr geben werde. An die Jägerschaft appellierte er deshalb, schon jetzt regelmäßig zu üben. Er verwies auf die Möglichkeiten auf den Schießständen.

Angesprochen hat der Vorsitzende das aktuelle Problem für Fischerei und Artenschutz mit dem Fischotter. „Dazu kommen noch Mink, Waschbär und Marderhund.“ Eindringlich bat er die Zuhörer: „Bitte melden Sie jede Beobachtung von so einer Art, auch wenn manchen das schwer fällt. Wir müssen die Behörden und die Naturschutzverbände vor uns her treiben und mit Monitoring-Daten versorgen, damit die endlich den Ernst der Lage erkennen.“

Gut vorbereitet hatte die Kreisgruppe die notwendig gewordenen Ergänzungswahlen der Vorstandschaft. Dabei wurden zur neuen Schriftführerin Daniela Stark und zu ihrer Stellvertreterin Sabrina Bittner gewählt.

Langjährige Mitglieder geehrt

Nach zweijähriger coronabedingter Zwangspause ehrte die Kreisgruppe Tirschenreuth des Bayerischen Jagdverbands wieder langjährige Mitglieder. Die Vorsitzenden der Kreisgruppe, Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg, Peter Hamm und Norbert Helgert, zeichneten für 25-jährige Zugehörigkeit mit Urkunden und Treuenadeln des BJV Martin Kahl, Leonhard Kühn jun., Thomas Kraus, Alfons Konrad, Werner Weidl, Helmut Härtl, Markus Schedl, Albert Konz, Ludwig Wildgans, Peter Jacobey, Peter Höpfl, Edgar Wenisch und Karlheinz Neubauer aus.

40 Jahre: Roland Herzog, Dr. Bertold Freiherr von Lindenfels, Josef Fröhler, Norbert Fleißner, Bernhard Schön, Siegfried Herzog, Herbert Steiner, Werner Klotz, Hermann Laubert, Karl Franz, Otto Neid, Hubert Fischer, Gerhard Bär, Thomas Lanz, Uli Schug, Wolfgang Mark und Siegfried Schwarzbauer. Bereits 50 Jahre gehören Oskar Deiniger, Joachim Vollmer, Willibald Kraus und Josef Zeitler der Kreisgruppe an. Für 60-jährige Zugehörigkeit wurden Bruno Schmid, Josef Fischer und Josef Stock ausgezeichnet.

Die Jagdhornbläser-Treuenadel in Bronze erhielt Michael Schwägerl. Die Treuenadel in Silber wurde an Peter Hamm und Markus Schedl überreicht. Mit der Treuenadel in Gold wurde Tanja Lachmann gewürdigt.

Hintergrund:

Abschusszahlen der BJV-Kreisgruppe Tirschenreuth

Die Kreisgruppe Tirschenreuth des Bayerischen Jagdverbands (BJV) lud zur Pflicht-Hegeschau in die Steinwaldhalle in Friedenfels ein. Kreisjagdberater Gregor Ziegler präsentierte dabei interessante Zahlen.

  • Wildschweine: Im Jagdjahr 2021/22 wurden 1642 Wildschweine geschossen. Im Jagdjahr 2020/21 waren es 2583 „Schwarzkittel“.
  • Rotwild: 98 (109 im Vorjahr) sowie 239 (329) in rotwildfreiem Gebiet
  • Sikawild: 154 (Vorjahr 94)
  • Kormorane: 291
  • Biber: Es wurden 40 Biber geschossen und 42 Biber in Fallen gefangen; 9 Biber fielen Unfällen zum Opfer.
 
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