Friedenfels
30.08.2019 - 10:20 Uhr

Vorfreude auf Mohnkuchen und Mohnbrötchen

Der Mähdrescher zieht eine große Staubwolke hinter sich her. Die Erntemaschine knackt Mohnkapseln auf den Feldern rund um den Steinwald. Der Ertrag jedoch fällt geringer aus als sonst.

Mit einem handelsüblichen Mähdrescher läuft die Mohnernte rund um den Steinwald. Jedoch mussten vorab an der Technik geschraubt und zusätzliche Teile in das Erntefahrzeug eingebaut werden. Bild: bsc
Mit einem handelsüblichen Mähdrescher läuft die Mohnernte rund um den Steinwald. Jedoch mussten vorab an der Technik geschraubt und zusätzliche Teile in das Erntefahrzeug eingebaut werden.

Obwohl Josef Schmidt lange Zeit auf Regen für seine Felder und Wiesen gehofft hatte, die wenigen zurückliegenden Regentage hätte er für seinen Mohn nicht gebraucht. „Das Unkraut wuchs im August dadurch extrem schnell und das erfordert jetzt bei der Ernte mehr Arbeit“, erzählt der rührige Bio-Landwirt. Die einst kräftig in Rosa, Violett und Lila leuchtenden Mohnfelder haben sich in den zurückliegenden Wochen in ein helles Beige verwandelt. Große Mohnkapseln auf verschieden dicken Halmen schaukeln ungebrochen sanft im Wind.

Die Hitzeperiode im Juni und Juli habe dem Mohn nichts anhaben können. Josef Schmidt: „Die geringeren Erträge beim Mohn sind in diesem Jahr eindeutig auf die kühle und nasse Mai-Witterung zurückzuführen. In diesen vier Wochen konnte keine ausreichende Jugendentwicklung stattfinden“, weiß der Bio-Landwirt.

Dennoch ist das für Josef Schmidt kein Grund, am Mohnanbau im Steinwald zu zweifeln. „Der Bio-Mohn aus dem Steinwald ist gefragt und wurde nach mittlerweile fünfjährigem Anbau in diesem Jahr zu einem begehrten Anschauungsobjekt“, informiert Josef Schmidt im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. „Die alte Kulturpflanze erlebte eine Renaissance. Beim ersten Mohnblütenfest der Öko-Modellregion Steinwald und der Friedenfelser Betriebe Anfang Juli lockte sie viele Besucher - und das trotz kühler Witterung und Regen."

Ein Qualitätsmerkmal des Bio-Mohns sei vor allem sein extrem niedriger Morphingehalt von unter vier Milligramm pro Kilogramm. Hierdurch entstehe eine Abgrenzung zur Importware, die oft höhere Morphinwerte aufweise. "Deshalb ist der Bio-Mohn bei heimischen Bäckern gefragt.“

Insgesamt kümmerte sich Josef Schmidt in diesem Jahr um 16 Hektar Bio-Mohn: drei auf seinen Feldern, elf Hektar Friedenfelser Betriebe und zwei Hektar auf weiteren Feldern im Landkreis Tirschenreuth. Zusätzlich wurde aus Oberfranken Mohn (15 Hektar) in Friedenfels zur Reinigung angeliefert. „Die Reinigungsmaschine lief fast sieben Tage", sagt Schmidt und verweist wegen der Regentage im August auf Mehrarbeit beim Trocknen und der Aufbereitung des kostbaren Samens.

Trotz der mittlerweile fünfjährigen Erfahrung ist die Erntezeit beim Mohn auch für Biobauer Schmidt eine Herausforderung. „Zum einen ist der genaue Zeitpunkt der Ernte wichtig. Etwa vier bis sechs Wochen nach der Blüte sind die Samenkapseln ausgereift und können geerntet werden. Dies ist meist im August." Erkennen könne man den Reifegrad an der braunen Farbe und dem Rasseln der gelösten Samenkörner beim Schütteln der Kapseln.

Am Mähdrescher müssen nach der Getreideernte einige Änderungen vorgenommen werden. Denn Mohn ist deutlich feiner und leichter als Getreide. Beim Getreide trenne der Mähdrescher die Spreu vom Korn mit Hilfe von Sieben und Luft. „Beim Mohn hingegen braucht man deutlich feinere Siebe“, informiert Josef Schmidt. Zusammen mit seinem Bruder Bernhard hat er hier mit viel Tüftelei große Erfolge erzielt. „Nach einigen Justierungen und Feineinstellungen klappt die Ernte ziemlich problemlos. Und aus jeder Kapsel werden mittlerweile drei bis sechs Gramm gewonnen.“

Als Josef Schmidt 2013 mit dem Bio-Mohnanbau begann, entdeckte er schnell eine Marktlücke und suchte Kontakte zu Landwirten und Universitäten. Mit der Uni Bonn fand er einen Partner, der sich sehr für die alte Kulturpflanze interessierte. Zahlreiche Versuche laufen seitdem und die Nachfrage nach dem regionalen Bio-Mohn stieg ständig. Zusammen mit den Friedenfelser Betrieben versucht Josef Schmidt, weitere Bio-Landwirte für den Anbau zu gewinnen.

Bevor der Mähdrescher das Feld befährt, prüft Bio-Landwirt Josef Schmidt an verschiedenen Stellen die Mohnkapseln. Bild: bsc
Bevor der Mähdrescher das Feld befährt, prüft Bio-Landwirt Josef Schmidt an verschiedenen Stellen die Mohnkapseln.
Erst wenn die Mohnsamen den nötigen Reifegrad erreicht haben, lässt Bio-Landwirt Josef Schmidt die schweren Erntefahrzeuge auf die Felder. Bild: bsc
Erst wenn die Mohnsamen den nötigen Reifegrad erreicht haben, lässt Bio-Landwirt Josef Schmidt die schweren Erntefahrzeuge auf die Felder.
 
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