Friedrichshäng bei Schönsee
02.07.2023 - 14:07 Uhr

"Irrlichter" rufen Kalten Krieg wieder ins Bewusstsein

Wer zu den "Irrlichtern" auf den Eulenberg kommt, der darf sich auf eine phantastische Welt mit Naturgeistern freuen. Es lebt aber auch die Zeit des Kalten Krieges auf, der für die Menschen an der Grenze besonders prägend war.

"Das Stück bekommt aufgrund der Kriegssituation in der Ukraine eine weitere Dimension", gab die örtliche Spielleiterin Birgit Höcherl zu bedenken, als sie am Samstag die Premiere der "Irrlichter" am Eulenberg bei Friedrichshäng eröffnete. Martin Winklbauers Theaterstück thematisiert nicht nur eine berührende Familiengeschichte, sondern auch die prekäre Zeit des Kalten Krieges. "Keine hundert Meter von hier war die Grenze, an der die Welten von Warschauer Pakt und NATO aufeinanderstießen", erzählt der das Geschehen begleitende Heimatforscher zum authentischen Spielort.

Damals gab es an der Grenze zur Tschechoslowakei Beobachtungsstationen von Grenzpolizei und US-Militär, das in der Zeit des Kalten Krieges in Rötz ein Camp unterhielt. Protagonist Seppi, von Sebastian Betz überzeugend auf die Bühne gebracht, bekümmert die von beiden Seiten stark bewachte Grenze nicht.

Welt voll Elfen und Wichteln

Der junge Mann mit Behinderung ist ein Grenzgänger, er lebt am abgeschiedenen Grenzbauernhof mit seiner Familie in einer eigenen Welt, in der Wichtel, Elfen und Schrate das Geschehen bestimmen. Nach den Komplikationen wiederholter Grenzüberschreitungen kommt der US-Agent Henessy (Martin Fakler) zu dem Schluss: "Dieser Junge ist für diesen sensiblen Ort nicht mehr tragbar." Die Eltern sträuben sich eine Zeit lang gegen die angeratene Heimeinweisung, geben schließlich aber dem Drängen der Militärs nach.

Doch nicht nur Seppi hat die Gabe, in die "Zwischenwelt der Wichtlmenschen und Nebelweiber" einzutauchen. Er hat einen älteren Freund, dem dieser Zugang ebenfalls gewährt ist. "Er ist auch etwas anders", berichtet der Chronist in seiner Spielbegleitung. Buzl, hervorragend verkörpert von Michael Schwarz, hält sich mit Gelegenheitsarbeiten und dem Sammeln von Fichtenzapfen über Wasser und er weiß genau Bescheid, wie gefährlich es ist, länger dem Gesang der Nebelweiber zuzuhören. Abhilfe bieten spezielle Fichtenzapfen, die er sich in die Ohren steckt.

Märchenhafte Atmosphäre

Seppi erliegt dem Charme der Nebelfrauen, von denen ihm die Elfe Lea (Julia Veitenhansl) ihren Namen verrät. Damit verstößt sie gegen ein Naturgesetz und ruft den Zorn des Oberschrats (Stefan Reiminger) und eine Bestrafungsaktion aller Naturgewaltigen einschließlich der vier Elemente Erde, Feuer, Luft und Wasser hervor.

Das Premierenpublikum erlebte auf der Freilichtbühne mitten im Wald einen faszinierenden Einstieg in die neue Spielsaison. Die ausgeklügelte Lichtregie und die untermalenden Musikeinspielungen trugen ebenso zur phantastischen Wirkung des Geschehens bei wie die Leistungen von Maske, Kostümierung, Requisite und Bühnenbau. Dass die Geselligkeit nicht zu kurz kam, ist ein Verdienst des Bewirtungsteams und der Dietersdorfer Blaskapelle, die am Bergweberhaus fleißig aufspielte.

Hintergrund:

"Irrlichter" am Eulenberg

  • Weitere Termine: Freitag, 7. Juli, und Samstag, 8. Juli, jeweils 20 Uhr
  • Bewirtung und Musik: ab 18 Uhr am Bergweberhaus bei der Naturbühne
  • Parkmöglichkeit: Unmittelbar am Spielort bis 19 Uhr, Lotsung durch Feuerwehr
  • Tickets: Tourist Information Schönseer Land, Internet, Abendkasse
  • Veranstalter: Pascherverein Schönseer Land e.V.
 
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