Der Neujahrsempfang, zu dem der Markt Fuchsmühl am Wochenende in die Mehrzweckhalle eingeladen hatte, begann mit einem Stück des 1955 in Turin geborenen Komponisten und Pianisten Ludovico Einaudi: „Dietro Casa“ (übersetzt: „Hinter dem Haus“). Am Klavier saß ein junger Gemeindebürger: Andreas Trißl. Nach den Ansprachen gab er ein weiteres Stück aus seinem Repertoire zum Besten. Trißls weitere Wahl fiel auf „Can you feel the love tonight“ („Kannst du die Liebe heute Nacht spüren“) aus dem 1994 produzierten Disney-Zeichentrickfilm „König der Löwen“.
Die zahlreich erschienenen Gäste hörten zwei Neujahrsansprachen. Ferner gab es - wie in anderen Orten auch - einen gemütlichen Teil, um sich bei Brotzeit und Getränken austauschen zu können. „Unser Ort lebt davon, dass viele mehr machen, als sie müssten.“ Mit dieser persönlichen Feststellung verwies Bürgermeister Wolfgang Braun auf die Ehrenamtlichen, deren Arbeit "zum Wohle der Fuchsmühler Bürger unbezahlbar“ sei. Mit Blick auf die vielen Gäste, auch aus den Reihen der Vereine und Organisationen, betonte Braun, dass der Neujahrsempfang ein Abbild dessen sei, „welche Vielfalt und welches Engagement in unserer Heimatgemeinde vorherrschen“. Im Verlauf seiner Neujahrsansprache forderte das Marktoberhaupt „Offenheit für Ideen und Orientierung an der Zukunft“, um „die anstehenden Probleme" bewältigen und den Ort "nach vorne" bringen zu können. Wolfgang Braun empfahl, aktiv ins neue Jahr zu gehen.
Zielorientiert handeln
Die großen politischen Themen vermied das Marktoberhaupt; trotzdem streifte Braun, wenn auch nur kurz, die derzeit herrschenden Kriege und Krisen. Der Fuchsmühler Bürgermeister warb um den Erhalt der Demokratie und ein „zielorientiertes Handeln“, um „nicht in Ideologien zu verfallen“.
Das aktuelle Zusammentreffen mehrerer Krisen bezeichnete der Redner als „Brandbeschleuniger“ für die „Unzufriedenheit und Radikalisierung in der Gesellschaft“. Braun schob nach: „Viele Menschen im Lande fühlen sich zu Recht abgehängt und unverstanden.“ Mit deutlichen Worten forderte Braun ein Umdenken.
Harsche Kritik
Deutliche Kritik übte der Bürgermeister an Verordnungen gegen die „Interessen und Bedürfnisse“ der Bürger in Deutschland. Davon betroffen seien auch die Kommunen und deren Vertreter. Als konkretes Beispiel nannte Braun den pauschalen Vorwurf beim Stichwort "Flächenfraß", dass die kommunalen Verantwortungsträger das Land zubetonieren und damit die Umwelt nachhaltig schädigen würden. „Kein Bürgermeister, kein Gemeinderat will Betonwüsten im Gemeindegebiet“, unterstrich Wolfgang Braun in aller Deutlichkeit.
In seiner Ansprache strich Braun auch das „immense Potenzial“ der Gemeinden heraus. „Ich erwarte weiterhin von unseren Politikern ein klares Bekenntnis zur ländlichen Region.“ 70 Prozent der Menschen würden (laut Braun in seiner Ansprache) nicht in großen Städten leben. „Der überwiegende Teil der Wertschöpfung findet abseits der Ballungsräume statt.“ Die Schaffung gleichwertiger Lebens- und Arbeitsbedingungen im ganzen Land, so der Bürgermeister, „darf nicht zur Floskel verkommen“. Diese Gleichwertigkeit sei die „Grundvoraussetzung für ein funktionierendes, demokratisches Gemeinwesen". Dafür müsse die Politik „im eigenen Interesse mit Nachdruck“ Sorge tragen, schickte Braun hinterher.
Wolfgang Braun würdigte wenig später die „sehr gute Zusammenarbeit“ zwischen Gemeinde und Kirche in Fuchsmühl, die an diesem Abend von Pfarrer Joseph und dem Seelsorger der evangelischen Kirchengemeinde, Andreas Kraft, vertreten wurde. Braun unterstrich an anderer Stelle: „Jeder, ob jung oder alt, kann sich einbringen und Verantwortung übernehmen." Nur ein starkes und solidarisches Gemeinwesen motiviere die Bürger, Aufgaben und Verpflichtungen zu übernehmen. Persönlich wünschte der Bürgermeister „Fuchsmühl ein gutes Jahr“ und jedem „alles Gute, Geschick und eine Portion Glück“.
Ein kurzes Grußwort hatte der evangelische Pfarrer Andreas Kraft vorbereitet. Der Geistliche erinnerte an die Jahreslosung der evangelischen Gläubigen und zitierte aus dem ersten Korintherbrief des heiligen Paulus: „Alles was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Pfarrer Kraft fügte hinzu: „Wenn alle füreinander einstehen, wird es ein gutes Jahr 2024.“
Ehrungen
Bereits im Juli vergangenen Jahres wurden die Sportlerinnen Chiara Schultes und Ricarda Baum von Landrat Roland Grillmeier mit der Johann-Andreas-Schmeller-Medaille in Silber (Baum) und Gold (Schultes) ausgezeichnet. Den Neujahrsempfang der Marktgemeinde Fuchsmühl - und weil der gewohnte Ehrenabend im vorigen Jahr ausgefallen war - nutzte Bürgermeister Wolfgang Braun am Samstag, um beider Leistungen zu würdigen. „Ich danke beiden sehr herzlich für das Engagement und den Einsatz zur Repräsentanz unserer Gemeinde“, sagte das Gemeindeoberhaupt.
Chiara Schultes
Eishockey-Torhüterin Chiara Schultes ist Mitglied des EHC Straubing (zuvor Young Blue Devils Weiden). 2020 gab es die erste Berufung in die Nationalmannschaft und die Teilnahme an den Youth-Olympic-Games in Lausanne in der Schweiz. 2022 folgte das Vier-Nationen-Turnier (U18) in Väsby (Schweden) mit Auszeichnung zur besten Torhüterin des Wettbewerbes, 2023 die Teilnahme an der U-18-Weltmeisterschaft der Frauen in Ritten (Italien). Die Erfolge dort: Mannschafts-Turniersieg mit Aufstieg in die Top-Division; Auszeichnung für Chiara Schultes zur besten Torhüterin und zur besten deutschen Spielerin des gesamten Turniers. Ebenfalls 2023: Teilnahme an der Eishockey-Weltmeisterschaft der Frauen (A-Nationalmannschaft) in Bramton (Kanada); Ehrung und Verleihung des Goldenen Pucks durch die Erich-Kühnhackl-Stiftung – beste deutsche Torhüterin der Jahrgänge 2005 und 2006; Teilnahme am Vier-Nationen-Cup in Landshut (erstmals stand Schultes im A-Kader). Chiara Schultes ist seit Juli vergangenen Jahres Sportsoldatin.
Ricarda Baum
Leichtathletin Ricarda Baum, Mitglied beim Turnerbund Jahn Wiesau, ist dreifache Bayerische Meisterin im Hammerwerfen. Mit einer persönlichen Bestleistung belegte die Jugendliche im vergangenen Jahr den vierten Platz bei der Deutschen Meisterschaft. Die Fuchsmühlerin war zweimal in einem Länderkampf vertreten und belegte jeweils den ersten Platz. Aufgrund ihrer Leistungen wurde Ricarda Baum im vorigen Jahr zum dritten Mal in Folge in den Nachwuchskader des Bayerischen Leichtathletikverbandes berufen.
Der Markt Fuchsmühl
- Einwohner: rund 1540
- Gemeindefläche: rund 15 Quadratkilometer
- Gemeindegliederung: 8 Ortsteile: Fuchsmühl, Fürstenhof, Güttern, Herzogöd, Ziegelhütte sowie die drei Mühlenanwesen Platten-, Mitter- und Unterharlohmühle
- Schuldenstand: 974.935 Euro (Stand: 31. Dezember 2023)
- Pro-Kopf-Verschuldung: rund 630 Euro (Stand: 31. Dezember 2023)
- Finanzielle Rücklage: rund 1,35 Millionen Euro
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