Fuchsmühl
14.11.2018 - 18:16 Uhr

Handy bis Thanksgiving in sicherer Zwischenverwahrung

Sein Handy hat Peter Lehmeier zwischenzeitlich immer noch nicht zurück. Obwohl alles so einfach hätte sein können. Aber das gute Ende ist nahe, wie bei der Übergabe des Mobiltelefons an zwei weitere Zwischenstationen deutlich wurde.

Mesner Siegfried Stock (rechts) übergibt Pfarrer Siegfried Wölfel das Handy von Peter Lehmeier. Bild: exb
Mesner Siegfried Stock (rechts) übergibt Pfarrer Siegfried Wölfel das Handy von Peter Lehmeier.

Bei einem Ausflug in den Steinwald Mitte Oktober verlor der Neumarkter Peter Lehmeier sein Handy in der Fuchsmühler Wallfahrtskirche. Es dauerte eine Weile, aber schließlich konnte der Finder ermittelt werden und das schon gestohlen geglaubte Handy hätte zusammen mit einem Finderlohn bei einem Treffen zurückgegeben werden können. So weit der Plan. Wenn alles so einfach gewesen wäre.

Wie Lehmeier mitteilte, befindet sich das Handy noch immer nicht wieder in seinem Besitz. Doch wie schon beim ersten Teil seiner Geschichte muss man von vorne beginnen, um alle Zusammenhänge zu verstehen. Der Finder des Handys war der Mesner von Fuchsmühl, Siegfried Stock. „Ein absolut zuverlässiger und ehrlicher Mann“, wie Peter Lehmeier urteilt. Allerdings ist Siegfried Stock auch ein sehr vorsichtiger Mensch, was den Nährboden für den zweiten Teil der Handy-Geschichte liefert. Um sicher sein zu können, dass Lehmeier auch der rechtmäßige Besitzer des Handys ist, wollte der Mesner nämlich sehen, wie der Neumarkter das Handy vor seinen Augen entsperrt, sprich nach Fuchsmühl kommt. Dies war aber nicht ohne weiteres möglich. „Für die anfallenden Fahrtkosten – zuzüglich eines Karpfenessens und ein paar Zoigl – hätte ich mir wahrscheinlich gleich ein neues Handy kaufen können“, meint Lehmeier.

Nichtsdestotrotz war die Vorsichtsmaßnahme von Mesner Stock natürlich in seinem Interesse. Und so fiel dem Handy-Verlierer ein, dass er und der Mesner wohl einen gemeinsamen Bekannten haben müssten, der für Lehmeier bürgen kann: den Friedenfelser Ruhestandspfarrer Siegfried Wölfel. Ihn besucht Lehmeier bei seinen Ausflügen in die nördliche Oberpfalz regelmäßig. Doch nur weil der Pfarrer jetzt das Handy hatte, war es natürlich noch lange nicht beim Besitzer zurück. Schließlich wollte Lehmeier auch seinen Finderlohn nicht schuldig bleiben. Gesucht war also ein Abholer und Überbringer des Smartphones.

Und hier kommt ein gemeinsamer Freund von Lehmeier und Pfarrer Wölfel ins Spiel: Dr. Erich Weichselgartner, ein Bärnauer, der in Tirschenreuth zur Schule ging und heute in Augsburg Gehirnforscher ist. Er wollte an Allerheiligen ohnehin für ein paar Tage in die alte Heimat fahren. So wurde alles in die Wege geleitet. Die Übergabe des Handys von Mesner Stock zu Pfarrer Wölfel, der für Lehmeier bürgte, erfolgte. Weichselgartner kam nach Fuchsmühl, beglich für Lehmeier den Finderlohn und nahm das Handy an sich, um es nach Neumarkt zu bringen.

Die Geschichte könnte hier zu Ende sein. Doch so einfach geht es nicht. Lehmeier, der in der handyfreien Zeit auf den Geschmack gekommen war, will sein Smartphone gar nicht so schnell zurück. „Ich fühle mich zwischenzeitlich sehr wohl ohne Handy und das ständige Gepiepe von völlig unwichtigen Mails und Nachrichten“, sagt der Neumarkter. Am 1. Advent findet anlässlich des amerikanischen Feiertags Thanksgiving ohnehin ein Treffen des Ehepaars Lehmeier mit Weichselgartner und dessen amerikanischer Frau Ileana statt, die sie zum traditionellen Truthahn-Essen einlädt. Dort soll das Handy nun endgültig übergeben werden. Bis dahin will Lehmeier noch die handyfreie Zeit genießen, denn alles kann so einfach sein.

Bei dem Finderlohn, den Lehmeiers Freund dem Mesner übergeben hat, handelt es sich übrigens bisher nur um 20 Euro. Dies entspricht 10 Prozent des Handy-Werts. Der Verlierer des Telefons will es aber nicht dabei belassen: „Ich habe mich zwischenzeitlich noch mal persönlich beim Finder bedankt. Wir werden bei meinem nächsten Besuch in Fuchsmühl – hoffentlich schon nach Weihnachten, wenn es schneit – miteinander zum Essen gehen.“ Dann hoffentlich auch mit dem wiedererhaltenen Handy. Und eine Essenz der Geschichte bleibt für Lehmeier: „Ich finde es einfach toll, wie man durch eine so saublöde und zunächst ärgerliche Geschichte nette Menschen kennenlernt.“

Die Vorgeschichte

 
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