Wenn Christian Braun über die Felder fährt, dann staubt es nur noch. Der Boden ist ausgetrocknet - nicht nur an der Oberfläche, sondern tief hinunter, meterweit. Die Oberpfalz gehört zu den Regionen Bayerns, die im Jahresverlauf wieder einmal viel zu wenig Regen abbekommen haben. Seit einigen Jahren geht das schon so. Dabei hat der Frühling heuer vielversprechend begonnen. "Aber mittlerweile fehlt die Feuchtigkeit überall", sagt Johann Braun, der Seniorchef des Bauernhofes in Gaisthal bei Schönsee.
Wintergerste wird gedroschen
Normalerweise würden sich die Landwirte um diese Zeit durchaus trockene Tage und eine knackige Hitze wünschen. Rund um Oberviechtach hat die Erntezeit für das frühe Getreide begonnen. Auch der zweite Schnitt für Heu stünde jetzt an. "Da kann man eine trockene Phase schon brauchen", erklärt Braun. Doch heuer spricht diesen Wunsch kein Landwirt aus. "Wir bräuchten dringendst Regen", sagt Braun. "Und wenn es nur mal fünf Liter pro Quadratmeter wären. Das wäre besser als nichts."
Josef Wittmann ist Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands im Landkreis Schwandorf. Er kennt die Sorgen und Nöte der Bauern von Schönsee bis hinunter ins Regental. Wer jetzt dreschen kann, der kommt noch mit einem blauen Auge davon. Alles, was später geerntet wird, macht zunehmend Probleme. Allen voran die Kartoffel. Im Raum Oberviechtach und Neunburg vorm Wald gibt es viele große Erdäpfel-Bauern, sie liefern ihre Erzeugnisse an die Chipsfabrik. Wenn Wittmann sich die Wetterprognosen für nächste Woche ansieht mit täglichen Temperaturen von mehr als 30 Grad, dann wird ihm etwas mulmig. "Die Kartoffel steht jetzt schon unter einem enormen Hitzestress. Wenn das so weitergeht, dann stellt sie das Wachstum ganz ein."
Gutachten zur Bewässerung
Währenddessen kreisen an der Naab bei Schwandorf große Wasserfontänen über einigen Kartoffelfeldern. "Das ist natürlich eine Möglichkeit, die Misere zu überwinden", sagt Wittmann. "Aber das kann nicht jeder machen." Das Wasser dort stammt zum Großteil aus Kiesweihern. Es aus der Naab zu entnehmen sei aktuell wegen der sogenannten Schleimkrankheit nicht gestattet. Die Bewässerungsanlagen müssen außerdem mit Dieselaggregaten betrieben werden. Wittmann verweist auf ein Gutachten, das momentan erstellt wird, um Möglichkeiten für die künstliche Bewässerung von Feldern im Landkreis Schwandorf aufzuzeigen. Schon jetzt ist klar: flächendeckend wird das nicht gehen.
Die Familie Braun aus Gaisthal hält Milchkühe und betreibt eine Biogasanlage, für deren Befüllung sie Mais anbaut. Mais ist auch eine Pflanze, die aufgrund der anhaltenden Trockenheit jetzt das Wachstum einstellt und zur Notreife kommt. Das bedeutet: Die Stängel bleiben kurz und dünn, der Fruchtkolben wird nicht ausgebildet - ein riesiges Problem für den Landwirt. "Da fehlt ungefähr die Hälfte des Energiegehalts", berichtet Johann Braun. Er kann es nicht ändern, sondern nur zuschauen und auf bessere, feuchte Tage hoffen. Doch danach sieht es bis Ende nächster Woche nicht aus. "Ein anhaltender, nicht allzu starker Landregen wäre schön", sagt Wittmann. "Aber wahrscheinlicher ist dann wieder Platzregen. Das ist genau das, was wir nicht unbedingt brauchen."
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