Lengenfeld bei Waldershof
02.09.2025 - 16:31 Uhr

Ein ganzes Dorf feiert Weihejubiläum der Sankt Michaelkirche

In Lengenfeld sind die Menschen zusammengekommen, um das 90-jährige Weihejubiläum der Sankt Michaelkirche zu feiern. Es war ein Tag voller Erinnerungen – doch auch Mahnungen spielten eine Rolle.

Stadtpfarrer Bernd Philipp zelebrierte den Festgottesdienst mit seinen Ministranten, Fahnenträger Alois Reichenberger, Kirchenpfleger Bernhard Müller und 2. Bürgermeister Helmut Härtl. Bild: apr
Stadtpfarrer Bernd Philipp zelebrierte den Festgottesdienst mit seinen Ministranten, Fahnenträger Alois Reichenberger, Kirchenpfleger Bernhard Müller und 2. Bürgermeister Helmut Härtl.

Ein ganzes Dorf war auf den Beinen, als es darum ging das 90-jährige Weihejubiläum der Sankt Michaelkirche würdig zu feiern. Aber damit nicht genug, zahlreiche Gäste aus nah und fern waren gekommen, um an dem Festgottesdienst teilzunehmen. In manchen Fällen gab es ein regelrechtes Familientreffen, weil man die Heimat verlassen hatte und an einem anderen Ort wohnte. So wurden ehemalige Einwohner gesichtet, die heute in Waldershof, Poppenreuth, Regensburg oder Marktbreit leben. Das Jubiläum gab einen willkommene Gelegenheit, Verwandte, frühere Mitbewohner und Bekannte zu treffen.

Die zentrale Feier des Jubiläums war der feierliche Gottesdienst, den Stadtpfarrer Bernd Philipp zelebrierte. Das Gotteshaus hatte dazu sein Festkleid angezogen. Überaus reicher Blumenschmuck im Innern, zahlreicher Kerzenschein am Altar und an den Seiten mit den 12 Apostelkerzen, duftender Weihrauch umgaben das Glockengeläut der Kirche, welche die Besucher nicht ganz fassen konnte, so dass man wegen der günstigen Witterung auch außerhalb Platz nehmen konnte.

Die Fahnenträger Alois Reichenberger von der FWW drückte die Verbindung zu der Kirchengemeinde aus. Rings um das Gebäude profitierte man von der jüngst abgeschlossenen Dorferneuerung. Der Gottesdienst begann mit einer Überraschung: eine neue Orgel wurde geweiht. Organist Peter Gärtner hatte die Viscount Sakralorgel restauriert und einsatzbereit gemacht; ihm war es auch vorbehalten, das erste Lied zu spielen: “Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank“.

Im Gottesdienst selbst wurden wie üblich Kirchenlieder gesungen. Gemeindemitglied Anton Strunz, der schon über 60 Jahre aktiv in der Kirchengemeinde mitarbeitet, las die Lesungen und die Fürbitten. Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ die Predigt von Stadtpfarrer Bernd Philipp. Er sprach von einer Zeit der Entscheidungen, die das Baujahr 1935 und die heutige Zeit notwendig machten. Anhand des dreiteiligen Altarbildes erläuterte er die unterschiedliche Denk – und Lebensweise der Ideologie von damals und der Lebensweise von heute.

Das Altarbild zeigt in der Mitte den Erzengel Michael, links den heiligen Bruder Konrad, Sinnbild für Gebet und Bescheidenheit und rechts den heiligen Wendelin, dem Patron der Bauern und der Landwirtschaft. Der Name Michael wird übersetzt mit „wer ist wie Gott?“ und trifft damit haargenau die Ideologie des Nationalsozialismus wie auch die heutige Abwendung von Gott. “Nicht Gewalt, sondern Liebe rettet den Menschen“, fasste der Prediger zusammen.

Kirchenpfleger Bernhard Müller bezeichnete die 90 Jahre als Ausdruck des Glaubens, der Hoffnung und der Gemeinschaft; deshalb sei man von Stolz und Dankbarkeit erfüllt. Die 42.000 Ziegelsteine, die zum Bauerwerk zusammengefügt wurden, seien ein Sinnbild , dass etwas geschaffen wurde, was ein Kompass, eine Feier und ein Trost im Leben der Menschen bedeutet.

2. Bürgermeister Helmut Härtl stellte klar, dass Lengenfeld es versteht zu feiern. Er sei heute schon zum dritten Mal hier, aber diese Feier gehe über die anderen hinaus. Man könne stolz sein auf dieses Jubiläum: Er wünschte der Kirchengemeinde, dass weiterhin regelmäßig Gottesdienste stattfinden. Nach dem Gottesdienst hatten die Feuerwehr, die Frauen und Männer der Kirchengemeinde und der Dorfgemeinschaft im nahegelegen Gemeinschaftshaus für Verpflegung und Unterhaltung gesorgt.

Überall sah man kleine Gruppen, die Erinnerungen austauschten. Der 89-jährige Josef Robl lebte zeitlebens in Lengenfeld. Er kennt alle Entwicklungen. Da er den Beruf des Zimmermanns ausübte, war er geeignet, seine Fähigkeiten als Handwerker einzubringen, wenn es darum ging, Reparaturen am Kirchengebäude vorzunehmen. Der 90-jährige Hermann Grillmeier war sogar 60 Jahre lang Mesner in der Kirche. Er erinnert sich noch ganz genau, als er mit dem damaligen Pfarrer an der Kirche eine Linde gepflanzt hat, die heute wie ein Schutzschirm an dem Kirchengebäude steht.

 
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