"Die Gebenbacher Fahnenschwinger waren hier schon mal in den 70ern dabei. Ich glaube das war 1978", erzählt Peter Kick. Der 34-Jährige ist der Organisator der Gruppe. "Dann ist das ein bisschen eingeschlafen. Das lag auch daran, dass die Schwinger älter geworden sind und kein Nachwuchs nachgekommen ist." Seit 2015 ist die Truppe, die in den 1960er-Jahren aus der katholischen Landjugend entstanden ist, wieder aktiver, nimmt jedes Jahr an mehreren Festzügen teil, für die sie wöchentlich probt. "Es machen wieder junge Leute mit."
Der Festzug in München, der 1835 zum ersten Mal stattfand, soll die Vielfalt von Trachten, Brauchtum und Volkstanz präsentieren. "Mit unseren großen, zehn Kilo schweren Fahnen sind wir - soweit ich weiß - einzigartig in Deutschland", sagt Kick. "Besonders stolz sind wir deshalb, dass wir hier in München die Oberpfalz, unseren Landkreis und vor allem unsere Gemeinde Gebenbach vertreten durften."
Mit der Bewerbung für die Teilnahme hat es gleich beim ersten Versuch geklappt. "Im Schnitt muss man sonst etwa sieben Jahre auf eine Zusage warten", weiß Adam Probst. Der gebürtige Amberger ist seit zehn Jahren als Ordner beim Umzug dabei. Er achtet darauf, dass "die Abstände der Gruppen zueinander ordentlich sind und die Lücken nicht zu groß werden". Als Probst gelesen hat, dass eine Gruppe aus seiner Heimat dabei ist, hat er sich extra dafür zuteilen lassen. "Die Gebenbacher wollte ich schon treffen."
Für den Umzug müssen die Teilnehmer einige Auflagen einhalten. "Man braucht entsprechende Gewänder, Hüte und einheitliche Schuhe", berichtet Kick. "Wir haben extra nochmal Kostüme schneidern lassen." Die Tradition steht hier beim Festzug im Vordergrund, der Fokus liegt auf Brauchtum und alter Handwerkskunst. Musikkapellen, Schützenvereine, Reiter, Kutschen, Tänzer, Spielmannszüge und Trachtenvereine aus ganz Deutschland und Europa schlossen sich dem sieben Kilometer langen Zug an, der live in der ARD übertragen wurde. Vorbei ging es an mehreren Tribünen und unzähligen Zuschauern.
Begleitet wurden die Fahnenschwinger von ihren Festdamen mit Blumenschmuck und Trommlern. "Es ist typisch, dass Fahnenschwinger Trommler dabei haben. Es ist leichter, im Takt zu schwingen, wenn man sich an einen Rhythmus halten kann", erklärt Angelika Schöpf von der Gebenbacher Blasmusik. "Wir haben uns im Internet Videos von anderen Gruppen angeguckt und uns die Rhythmen abgeschaut. Und dann natürlich gemeinsam trainiert."
"Eine zehn Kilo schwere Fahne sieben Kilometer lang zu schwingen, das ist wirklich anstrengend. Es war sehr windig, da mussten wir schon ein bisschen dagegen halten", berichtet Maria Obermeier. "Aber die Stimmung war gut und die vielen Zuschauer begeistert", zieht die einzige aktive weibliche Fahnenschwingerin der Gebenbacher ein positives Fazit. Es sei ein einmaliges Erlebnis gewesen, die Kulisse "sehr besonders".
Von den Strapazen erholten sich die Gebenbacher anschließend im Festzelt, dort ließen sie den Tag gemütlich ausklingen. "Jetzt haben wir erst einmal Winterpause", sagt Kick: "Ich denke, unser nächster Termin ist der Faschingszug in Gebenbach."
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