Ein besseres Leben für alle - dank Gemeinwohl-Ökonomie. Sie war Thema eines Vortrags mit Rechtsanwältin Andrea Behm (München) bei der AOVE in der Blauen Traube. Nicht nur Sabine Hafner, die seit einem Jahr das AOVE-Projekt "Resilienz in ländlichen Räumen" betreut, und AOVE-Geschäftsführerin Waltraud Lobenhofer wussten am Ende des Abends, dass sie "auf dem richtigen Weg" sind.
Wenige haben am meisten
Die AOVE-Bürgermeister Bernhard Lindner (Hahnbach), Hermann Falk (Hirschau), Norbert Bücherl (Freihung), Hans-Martin Schertl (Vilseck) und Peter Dotzler (Gebenbach) waren mit örtlichen Unternehmern und interessierten Bürgern in die Blaue Traube gekommen. Andrea Behm begann ihren Vortrag mit einem Blick auf die vielen bekannten Krisenherde. Ein Prozent der Bevölkerung habe mehr als alle anderen, 122 Millionen Menschen seien armutsgefährdet und 147 Konzerne beherrschten die Welt.
72 Prozent der Weltbevölkerung lehnten das derzeitige Wirtschaftsmodell ab, und sogar 90 Prozent wollten eine neue Wirtschaftsordnung. Dabei gäbe es bereits Alternativen, zeigte die Referentin auf. Institutionen wie Ethikbanken, Tauschkreise und solidarische Ökonomie verlangten, wie schon Aristoteles, dass "Geld nicht Zweck, sondern nur Mittel zu einem guten Leben" sein dürfe. Alles andere sei widernatürlich. "Eigentum verpflichtet" zitierte Behm die bayerische Verfassung: "Immer mehr Geld macht nachweislich nicht glücklich." Nur gelingende Beziehungen durch Vertrauen, Wertschätzung, Kooperation und Solidarität im Teilen machten auch glücklich. Durch ein "Umstellen der Systemweichen" müsse aus "Kon(tra)kurrenz Kooperation" werden. Die Gemeinwohl-Matrix verlange in allen Bereichen Menschenwürde, Solidarität, Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitentscheidung.
Gelungene Beispiele
Anhand vieler Indikatoren wie der innerbetrieblichen Einkommensspreizung könne man eine Gemeinwohlbilanz sehr wohl messen. Schon gebe es eindeutige Tests, die offensichtlich bald Standard werden würden, die Vergabe nach dem Nachhaltigkeitsprinzip verlangten und so zu einer "Transformation der Gesellschaft" im Sinne des Gemeinwohls führten. Gelungene Beispiele aus Bozen, Valencia, dem Vinschgau, Vorarlberg, Stuttgart, dem bayerischen Kirchanschöring, Wielenbach, Peißenberg oder Wessobrunn belegten die Realisierbarkeit der Enkeltauglichkeit von Kommunen. Auch prominente Unterstützer wie Jean Ziegler, Stéphane Hessel, Jakob von Uexküll oder Ernst Ulrich von Weizsäcker begleiten diesen guten "ergebnisoffenen Prozess". Hafner konnte in der Diskussion die Politiker überzeugen, dass ein kommunenübergreifendes Engagement, das zudem großzügig gefördert werde, sich sehr wohl lohnen würde, um die Region "zukunftsfähig" zu machen - letztlich zum Wohle aller.
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