(sgs) Andrea Zeitler, Sabine Hutzler und Maria Zinkl vom Gartenbau- und Ortsverschönerungsverein Gleiritsch organisierten den Themennachmittag für Kinder und Erwachsene "Sehen mit Händen". Über 40 Kinder hatten sich, teilweise zusammen mit ihren Eltern, am Badeweiher in der Kroau eingefunden, um den Ausführungen von Waltraud Zinnert, eine Schwester von Andrea Zeitler, und ihrem ebenfalls blinden Mann Horst aus Bischofsgrün im Fichtelgebirge zu lauschen.
Zusammen mit ihrem Blindenhund "Cowboy" zeigten sie anschaulich, wie der Alltag von blinden Menschen in der sehenden Welt gemeistert wird. Zu Beginn erzählten die beiden kurz ihre eigene Geschichte und stellten "Cowboy" vor, der eine Ausbildung als Blindenhund bekommen hat und das Ehepaar seit Jahren begleitet. Er hört auf verschiedene Kommandos und führt seine Besitzer sicher im Straßenverkehr, er "sieht" praktisch für sie. Beide kamen nicht blind zur Welt, Waltraud erblindete mit acht Jahren durch eine Erkrankung der Netzhaut, Horst war schon 16, als er sein Augenlicht verlor. "Meine Kumpels machten den Moped-Führerschein, ich musste Lesen und Schreiben neu lernen", erinnert er sich. Mittlerweile hat er in Bischofsgrün eine eigene Physiotherapiepraxis, seine Frau Waltraud arbeitet von einem Heimarbeitsplatz aus für Siemens in der Telefonzentrale.
Nach einer kurzen Regenunterbrechung, in der sich die Besucher mit Kaffee und Kuchen stärken und Fragen stellen konnten, ging es weiter zu einem Parcours, wo die Kinder mit speziellen Simulations-/Schlafbrillen ausprobieren konnten, wie es sich anfühlt, nur Umrisse, Flecken, Schatten, total verschwommen oder gar nichts zu sehen. Mit verbundenen Augen konnten sie Dinge erfühlen, Würfelaugen erraten und mit dem Blindenstock eine Strecke gehen. Interessant war auch das Farberkennungsgerät, welches einem die Farbe seines T-Shirts oder der Hose verrät oder die Punktschriftmaschine, mit der man seinen Namen in Blindenschrift, auch Brailleschrift genannt, schreiben kann. Verschiedene Spiele für Blinde und Sehende oder nur für Blinde sowie die Erkennung der verschiedenen Geldscheine rundeten das Programm noch ab.
Die Kinder erhielten als Dank für ihr Interesse und auch als Erinnerung an diesen Nachmittag einen Schlüsselanhänger mit einem Bild von Cowboy und ihrem Namen in Blindenschrift. Für die Veranstaltung wurde kein Unkostenbeitrag erhoben, jedoch eine Spendenbox aufgestellt, in der sich am Schluss knapp 100 Euro befanden, die dann an Waltraud und Horst Zinnert für ihr Projekt "Barrierefreier Tourismus für Blinde" überreicht wurden. Und so ging ein lehrreicher, informativer und interessanter Nachmittag zu Ende, von dem bestimmt noch viel erzählt werden kann.
Gleiritsch
05.07.2018 - 11:44 Uhr
Mit den Händen sehen
von Susanne Gschrey
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