Klardorf bei Schwandorf
07.02.2021 - 12:26 Uhr

Glückwunschflut per Post und Telefon für Altlandrat Hans Schuierer

Stell dir vor, es ist 90. Geburtstag und niemand kann kommen. Doch, ein paar waren da, gratulierten Hans Schuierer quasi zwischen Tür und Angel. Aber: Keine Feier, keine Ansprachen, nicht ein einziger musikalischer Ton. Alles wegen Corona.

Viel Abstand und Maske: Die Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder (rechts) und SPD-Kreisvorsitzender Peter Wein (links) gratulierten Hans Schuierer (Mitte) vor der Haustür. Im Hintergrund Sohn Max und Karin Schuierer. Bild: Götz
Viel Abstand und Maske: Die Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder (rechts) und SPD-Kreisvorsitzender Peter Wein (links) gratulierten Hans Schuierer (Mitte) vor der Haustür. Im Hintergrund Sohn Max und Karin Schuierer.

Auf der Anfahrt zum Kurzgespräch (mit Maske) an der Haustür führte der Weg vorbei am Klardorfer Gasthaus Obermeier. Dort war der 85. Geburtstag von Altlandrat Hans Schuierer vor fünf Jahren mit einer Vielzahl von Gästen begangen worden: Händeschütteln, Reden, ein gemeinsam eingenommenes Mahl. Jetzt, am 6. Februar 2021, gebot die Pandemie nicht nur körperlichen Abstand. Sie machte auch jegliche Feier zunichte. Trotzdem wurde es kein trister Tag für den überaus rüstigen Jubilar.

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Schwandorf05.02.2021

Der Postbote schleppte schon am Freitag schwer und er musste auch am Samstag eine gewaltige Ladung von Glückwunschschreiben vor Hans Schuierers Haus an der Ranawerkstraße tragen. Er war noch längst nicht eingetroffen, als das Telefon gegen 7 Uhr morgens erstmals klingelte. Am anderen Ende war mit Franz-Joseph Vohburger aus Burglengenfeld der langjährige Pressesprecher Schuierers. Das bildete den Auftakt.

Mit dem Zählen aufgehört

"Bei hundert Anrufen habe ich mit dem Zählen aufgehört", berichtete Hans Schuierer am späten Nachmittag. Zum Hörer griffen viele. Die SPD-Landesvorsitzende Natascha Kohnen war darunter, auch Schuierers Amtsnachfolger Volker Liedtke und der langjährige Abgeordnete Franz Schindler suchten Kontakt. Glückwünsche aber gab es auch von Vereinsvorständen, Weggefährten und Volksmusikanten wie den Geschwistern Winterer. "Wir hätten schon ein paar Lieder vorgetragen", ließen sie durchblicken. Doch da war eben Corona und mithin nichts mit Musik.

Bisweilen läutete es an der Haustür, stellten Gratulanten Präsente ab, kam es zu kurzen Gesprächen. Die Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder fuhr vor, gratulierte ihrem langjährigen Parteifreund und achtete wie er auf Abstand. "Ich hätte es gerne anders gehabt", bedauerte der Altlandrat. Doch Gebote, die für alle gelten, waren auch in Klardorf einzuhalten.

"Streiter für die Region"

So hatte Hans Schuierer ausgiebig Gelegenheit, sich den schriftlichen Gratulationen zuzuwenden. Stapelweise Kuverts, aus denen Briefe und Karten quollen. Auf einem der Bogen war das Wappen des Landkreises abgedruckt. Der amtierende Landrat Thomas Ebeling schrieb: "Du warst stets ein engagierter Streiter für die Region." Am Tag zuvor hatten sich Schuierer und Ebeling telefonisch geeinigt, wegen Covid-19 auf eine persönliche Begegnung zu verzichten.

Politiker gratulieren

Es gab weitere Glückwunschadressen, die heraus ragten. Zum Beispiel von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, der Schuierer wissen ließ: "Sie haben Landkreisgeschichte geschrieben" und ihn als "überzeugungskräftige Integrationsfigur" bezeichnete. Landtagspräsidentin Ilse Aigner schrieb: "Ihr Mut und Ihre Standfestigkeit ringen mir großen Respekt ab." Von Bezirkstagspräsident Franz Löffler kam die gratulierende Feststellung: "Dein Name steht für so viel mehr als die WAA." Auch Markus Söder, der Ministerpräsident, gratulierte.

Dass Hans Schuierer in der Tat mit weitaus mehr als dem Widerstand gegen die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf in Verbindung zu bringen ist, nahm der aus Nittenau stammende bundesweit bekannte Journalist und Buchautor Heribert Prantl auf seine ganz eigene Weise zum Anlass für eine Botschaft zum 90. Geburtstag. Prantl, der auch im Ruhestand noch immer für die Süddeutsche Zeitung arbeitet, skizzierte Schuierers stets soziale Einstellung in seinem gestern erschienenen SZ-Sonntagskommentar und wunderte sich darüber, dass dem Ex-Landrat nicht längst schon der Bayerische Verdienstorden verliehen wurde. Das fügte sich irgendwie zu den Worten, die eine Frau aus Schwandorf auf ihre Karte schrieb: "Bleib wie Du bist: Ein guter Mensch."

Die Familie hatte an diesem Tag natürlich uneingeschränkten Zutritt. Allen voran der kleine Urenkel. Und auch diese Gratulationen hielten eine Überraschung bereit: Tochter Karin kam mit einem selbst gemalten Porträt ihres Vaters.

 
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