Grafenwöhr feiert Sebastianstag: "Wo kämpfst du gerade?"

Grafenwöhr
22.01.2023 - 12:24 Uhr

Fast 300 Jahre alt und doch aktuell wie nie: Am Grafenwöhrer Ortsfeiertag wird dem Heiligen Sebastian gedacht. Der Pestheilige soll 1729 und 1730 der Stadt im Kampf gegen eine Krankheit geholfen haben.

Politik und Vereine ziehen von der alten Pfarrkirche über den Marktplatz im Gedenken an ihren Ortsfeiertag.

Erstmals seit der Pandemie konnte der Gelübdefeiertag der Grafenwöhrer wieder wie gewohnt stattfinden. An dem Grafenwöhrer Ortsfeiertag wird dem Heiligen Sebastian gedacht. Der Überlieferung zu Folge war Grafenwöhr 1729 und 1730 von einer "ansteckenden hitzigen Krankheit" befallen. In ihrer Verzweiflung suchten die Einwohner Hilfe im Gebet zum Pestheiligen St. Sebastian. Tatsächlich überwanden sie die Krankheit und gelobten seitdem am 20. Januar, dem Namenstag des Heiligen Sebastians, stets seiner zu gedenken.

Ein Kirchenzug der Vereine zog vom Marienplatz hin zur Mariä-Himmelfahrtskirche. Auch eine Abordnung der US-Armee beteiligte sich an der Zeremonie. Am Ziel erinnerte Pfarrer Daniel Fenk an frühere Mönche, die sich mit den Worten "Wo kämpfst du gerade?" grüßten. Er sah darin eine Parallele zum Heiligen Sebastian, der für seinen Glauben kämpfte. Als Offizier der Leibwache des römischen Kaisers bekannte er sich im dritten Jahrhundert zum christlichen Glauben und half notleidenden Gleichgesinnten. Kaiser Diokletian verurteilte ihn daraufhin zum Tode. Festgebunden an einen Baum wurde er von Bogenschützen erschossen.

Doch Sebastian war nicht tot, sondern überlebte und wurde von der frommen Witwe Irene gesund gepflegt. Nach seiner Genesung bekannte er sich vor dem Kaiser erneut zum Christentum. Daraufhin fällte dieser das diesmal endgültige Todesurteil.

Pfarrer Fenk sah in Sebastians Kampf viele Parallelen zur heutigen Zeit mit den Kämpfen in der Ukraine, dem Kampf gegen die Pandemie sowie vielen persönlichen Kämpfe, die jeder Mensch durchzustehen hat. Dazu entzündete er die Sebastianskerze, ein Zeichen der Erinnerung seit den 1980er Jahren.

Auch Bürgermeister Edgar Knobloch nannte viele Ähnlichkeiten in der Situation von damals mit heute. "Auch in der Corona-Pandemie gab es eine Übersterblichkeit. Dazu kommt, dass es vor 293 Jahren kaum medizinische Versorgung gab." Er empfindet es als starkes Zeichen, dass seine Stadt an ihrem Gelübde seit fast 300 Jahren festhält: "Es ist schön, dass mit dem Abklingen der Pandemie alles wieder im gewohnten Rahmen stattfinden kann."

 
 

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