Jasmin Hotter aus Grafenwöhr erreichten die schrecklichen Bilder mit tausenden Flüchtlingen aus der Ukraine als sie gerade in Quarantäne war. So kam es, dass bei ihr ständig der Fernseher lief und sie sich irgendwann sagte: "Ich muss da was machen." So machte sie sich an die Recherche ob es irgendwelche Hilfsaktionen aus Grafenwöhr gab. Nur fand sie nichts. Und so entschied Hotter sich, selber etwas auf die Beine zu stellen.
Ihr Sammelaufruf begann mit einem einfachen Eintrag auf ihrem Whatsapp-Status, nach ersten Zusprüchen folgte ein Post auf Facebook. Über das Internet hatte sie sich vorher informiert, für was alles ein Bedarf besteht. Gezielt suchte Hotter nach Baby-Artikeln, Hygieneprodukten, Decken und Schlafsäcke, Medikamente und Verbandsmaterial, Batterien und Powerbanks, Kuscheltiere aber auch Tierfutter.
Hilfsgüter direkt an Bedürftige
Dabei wollte sie sicher gehen, dass auch alles wirklich bei den Bedürftigen ankommt und wollte selbst an die polnisch-ukrainische Grenze fahren. Ihr Nachbarn Maik Gamm hatte seinen Firmentransporter zur Verfügung gestellt und Bernd Wiesend einen weiteren Kleinbus angemietet. Es gab so viele Rückmeldungen, dass die beiden Kleinbusse schon bald nicht mehr ausreichten.
Die Arztpraxis Tilgener und Schultes hatte große Mengen an Verbandsmaterial, Masken und anderen medizinischen Produkten zur Verfügung gestellt. Mit Theresa Tafelmeyer meldete sich eine weitere Fahrerin mit Bus. Eine Gruppe vom Chiemsee, die ebenfalls Hilfsgüter in nach Polen bringen wollte, meldete sich nach Aufrufen auf Radio Ramasuri und bot an, über Grafenwöhr zu fahren. Hotter ist überwältigt: "Es haben sich bestimmt 200 Menschen gemeldet, die unsere Sammlung unterstützt haben." Einige wollten auch sie auch mit einer Geldspende unterstützen, um ihre Unkosten zu decken.
Eine Bekannte von Hotter war bei der Bundeswehr beschäftigt. Von ihrer Dienstzeit her kennt sie Christian Ballreich, einen Soldaten, der sich hat freistellen lassen, um in Krakau die Verteilung zu organisieren. Dieser riet von dem ursprünglich geplanten Ziel an der ukrainisch-polnischen Grenze ab: Die Straßen seien wegen Hilfstransporten und den flüchteten Menschen total überfüllt.
Stattdessen beschloss die Gruppe, nach Krakau zu reisen und dort ihre Güter abzugeben. Freitag um Mitternacht ging dann die Fahrt der drei Grafenwöhrer und des Chiemseer Transporters los. Nach zehn Stunden Fahrt und knapp 800 Kilometern hatten sie Krakau erreicht. Ballreich nahm sie dort in Empfang und lotste sie an die Sammelstellen. Hotter erzählt: "Am Bahnhof kommen täglich tausende Menschen an, oft haben sie nur das Nötigste in Plastiktüten gepackt." Besonders auffällig für Hotter: Meist waren es Frauen und Kinder, viele hatten ihre Hunde und Katzen dabei, die sie nicht im Stich lassen wollten.
Verständigung nicht leicht
Direkt am Bahngleis verteilten die Grafenwöhrer dort einen Teil ihrer gesammelten Ware. Dabei fiel die Kommunikation oft schwer. Hotter erinnert sich mit einem leichten Lächeln an das Nachmachen einer Zahnputzbewegung, um nach einer Zahnbürste zu fragen. Ein Mitglied der Gruppe Sabine Friedrich sprach russisch und konnte so in mancher Situation helfen.
Eine Bahnhofshalle war zu einer Flüchtlingsunterkunft mit hunderten Feldbetten umfunktioniert worden. Weitere Anlaufstellen waren ein Fußballstadion und eine Flüchtlingsunterkunft wo Güter abgegeben werden konnten. Die Gruppe hatte in ihren Bussen ursprünglich geplant, bis zu sieben Menschen mit nach Deutschland zu bringen. Die traumatischen Ereignisse der letzten Tage war aber den Ukrainern oft anzumerken und auch ein gewisses Misstrauen. "Viele wollen auch gar nicht weit weg von ihrer Heimat. Sie hoffen noch auf eine baldige Rückkehr in ihre Heimat", sagt Hotter.
Zwei Frauen aus dem Osten der Ukraine nutzten dann doch die Mitfahrgelegenheit. Sie haben Angehörige in Straßburg und Italien. Während der Fahrt nach Grafenwöhr verfolgten sie fortwährend die Nachrichten - auch ihre Heimatorte waren Schauplatz der Kämpfe. Nach kurzem Aufenthalt fuhr man sie zum Nürnberger Bahnhof von wo aus sie weiterreisten. Nach zwei Tagen, 1613 Kilometern und kaum Ruhe kamen die Helfer am Samstag gegen 16 Uhr wieder in Grafenwöhr an. Zwischenzeitlich gibt es in der Stadt es eine weitere Hilfsaktion, nämlich des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), zu deren Unterstützung die Helfer nun aufrufen.












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