Eine Bunkerkleinstglocke zur Infanteriebeobachtung, ein Eckteil vom Eingang eines gesprengten Schartenturms und ein Betonfragment weisen künftig im Hof des Kultur- und Militärmuseum auf das das Kapitel der Westwall-Testbunkeranlagen hin.
Sperranalgen, Stahlkuppeln, Bunkerruinen aus meterdickem Beton, bewehrt mit Unmengen von Eisen, säumen Geländeabschnitte auf dem Übungsplatz. Sie sind Zeugen jener unseligen Zeit, als im Dritten Reich die Bunkertypen des Westwalls im „Festungskampffeld Grafenwöhr“ gebaut wurden. Während der original Westwall an der Grenze zu Frankreich mit seinen mehr als 22000 Bunkern und Sperranlagen entstand, wurde 1938/39 auf dem Übungsplatz eine verkleinerte Ausgabe mit maßstabsgerechten Bunkertypen gebaut. Eine groß angesetzte Bunkerübung wurde wegen dem Überfall Hitlers auf Polen abgesagt. Nach dem Einmarsch der Amerikaner wurden die Anlagen mit Unmengen von Sprengstoff zerstört, jedoch sind heute noch gut erhaltene Bunkerruinen vorhanden.
Bunkerkleinstglocke und Schartenturm
Der Freiburger Student Maximilian Wawrzinek schrieb seine Bachelorarbeit zum Grafenwöhrer Westwall und unterbreitete seine Erkenntnisse im April diesen Jahres in einem Vortrag dem Heimatverein und interessierten Zuhörern. Zusammen mit dem Stabsfeldwebel der Reserve Gerald Morgenstern, unterstützt durch die Bundeswehr und den Bundesforst führte Wawrzinek weitere Erkundungen durch. Bei der Recherche tauchte eine bereits vor Jahren aus einem Nachrichtenstand ausgebaute Bunkerkleinstglocke auf. Die über fünf Tonnen schwere Stahlkuppel mit der Bezeichnung 90P9 wurde in den Eisenhütten des Ruhrgebiets tausendfach gegossen und in die verschiedensten Bunker zur Infanteriebeobachtung eingebaut. Die Glocke hat eine Wandstärke von 120 Millimeter und verfügt über Sehschlitze, die mit Stahlplatten verschlossen werden konnten. Eine Wandstärke von 250 Millimeter weist das Eckteil vom Eingang eines eisernen Schartenturms auf. Der Stahlturm mit einem Durchmesser von zirka zwei Metern wurde bei der Sprengung 1945 total zerstört, so dass, das rund eine Tonne schwere Teil kilometerweit durch die Luft wirbelte.
Der Kommandeur der US-Armee Garnison Bavaria, Oberst Kevin Poole, erklärte sich nach Absprache mit dem 7. US-Armee-Ausbildungskommando spontan bereit, die Exponate für das Museum zur Verfügung zu stellen. Mit großen Einsatz bereiteten die Arbeiter des Range-Instandsetzungs-Trupps der US-Garnison die Exponate für den Transport vor. Oberstleutnant Florian Rommel von der Truppenübungsplatzkommandantur der Bundeswehr organisierte über den Logistikbataillon 472 in Kümmersbruck das Verladen der Stahlteile.
Exponate mit Kran geliefert
Die Soldaten der ersten Kompanie des Bataillons lieferten dabei Präzisionsarbeit. Sie hievten mit dem vierachsigen Kranfahrzeug die fünf Tonnen schwere Bunkerglocke und die weitere Teile über die Museumsmauer in den Hof. Stadtbaumeister Hans Rettinger hatte am Militärteil die Fläche vorbereiten lassen. Bauhofleiter Alexander Waschkewitz brachte mit dem Lader die „Kleinteile“ in die richtige Lage.
Heimatvereinsvorsitzende Angela Biersack und Kulturmanagerin Birgit Plössner freuten sich über das bislang schwerste Exponat für das Museum. Sie richteten einen Dank an Poole, Morgenstern und die vielen Helfer. Mit Texten und Bildern sollen künftig auch die Bunkerglocke und Ausstellungsteile im Museumshof erklärt werden.
Zum Heimatverein haben die gesprengten Westwall-Testbunker auf dem Übungsplatz eine weitere Verbindung. Als junger Mann arbeitete der mittlerweile verstorbene Maurermeister Georg Brunner aus Grafenwöhr im Reichsarbeitsdienst 1938 und 1939 bei Bau der Bunkeranlagen mit. Brunner engagierte sich jahrzehntelang im Heimatverein und beim Aufbau des Museums.
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