14.03.2022 - 13:20 Uhr

Grafenwöhrer Bürgermeistertochter Gertraud Specht wird 100

Vor hundert Jahren kam sie im Grafenwöhrer "Spechthaus" zur Welt. Nach ihrer Schwester war Gertraud Specht die zweite Frau in Grafenwöhr mit einem Doktortitel.

Dr. Gertraud Specht lebt nun schon lange in München, wo sie auch am Samstag ihren 100. Geburtstag verbringt. Aber sie erinnert sich gut an die Zeit in ihrer Grafenwöhrer Heimatstadt.

Bei Kriegsausbruch wurde ihr Vater Wilhelm Specht, der von 20. April bis 2. Mai 1945 sowie weitere acht Jahre von 1948 bis 1956 Bürgermeister in Grafenwöhr war, eingezogen. "Ich musste die Heereslieferungen zum Truppenübungsplatz ausführen. Als mein Vater später freigestellt wurde, half ich weiter bei der Auslieferung", so Specht.

Bei Bombenalarm flüchtete man in die Felsenkeller am Annaberg. Am Tag des amerikanischen Einmarsches kamen aufgeregte Grafenwöhrer zu ihrem Vater und forderten: "Du musst die Stadt übergeben!". "Als mein Vater und ich am Rathaus ankamen, standen dort die Panzer schussbereit und eine Bedienung unseres Gasthauses hisste die weiße Fahne." Gertraud Specht, die sich als Einzige auf Englisch verständigen konnte, führte die Übergabeverhandlungen.

Der amerikanische Standortkommandant bestellte Specht als seine Dolmetscherin. "Meinen Eltern konnte ich bei der Unterbringung und Verpflegung von vielen Flüchtlingen in ihren Gasträumen helfen", erinnert sich die Seniorin. Später studierte Specht Philologie in München und verbrachte dabei auch ein Studienjahr in Toulouse. Dadurch erhielt die Gymnasiallehrerin auch die Fachaufsicht für Französisch an Städtischen Gymnasien.

Ihren Lebensabend verbringt Gertraud Specht erst seit fünf Jahren im Seniorenwohnheim "Kieferngarten" in München, wo es ihr gut geht. Zum 100. Geburtstag gratuliert an dieser Stelle auch Bürgermeister Edgar Knobloch, der der Jubilarin zu einem späteren Zeitpunkt noch persönlich alles Gute wünschen möchte.

 
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