Griesbach bei Mähring
12.08.2021 - 13:59 Uhr

St. Martin bald wieder in der Kirche in Griesbach

Das Altarbild des St.Martin ist einer der Stars der Mauus-Fuchs-Ausstellung. Über 200 Jahre hat der Kirchenpatron im Hochaltar über seine Griesbacher Schäflein gewacht. Dann wurde er 2005 ausgewechselt. Doch bald kehrt das Bild zurück.

Das Altarbild des Heiligen Martin ist im MQ zu sehen. Bild: Thomas Sporrer/exb
Das Altarbild des Heiligen Martin ist im MQ zu sehen.

220 Jahre ist das Altarbild alt. Das Gemälde ist eines der besonderen Exponate in der Ausstellung über Kirchenmaler Fuchs im Tirschenreuther Museumsquartier. Nach dem Willen der Kirchengemeinde soll das Bild restauriert und wieder an alter Stelle angebracht werden. Nachdem sich die Bischöfliche Kommission für Kirchliche Kunst aus Regensburg positiv zur Rückführung geäußert hat, wurde auch durch die Diözese dem Austausch des Bildes im Hochaltar der Kirche in Griesbach zugestimmt.

Unkonventionelle Darstellung

Das Bild selbst hat eine lange Geschichte. Maurus Fuchs malte es im Jahre 1801. Ein Jahr vorher war die Kirche abgebrannt, der Auftrag über das neue Altarbild ging an ihn. Er war damals 30 Jahre alt, vermutlich noch mit seinem Vater Vitus Fuchs unterwegs. Maurus Fuchs stand noch am Anfang seiner Karriere, dennoch zeigt sich am Altarbild schon sehr viel von seinem späteren Können. Fuchs malte den St. Martin vollkommen unkonventionell, nicht wie immer auf dem Pferd, den Mantel mit dem Schwert teilend, sondern als älteren Herrn im Bischofsgewand. Schon mit dem typischen, himmelwärts gerichteten, flehenden Blick.

Und dann doch der kleine Seitenhieb - auch typisch für Maurus Fuchs: in einem schmalen Fenster auf der linken Seite, mittig, malt er den Heiligen dann doch, wie ihn jeder malte: Auf dem Pferd, mit dem Mantel und dem Schwert. Ganz nach dem Motto "Das kann doch jeder"!

Diese besondere Darstellung des Heiligen ist dem Bild 2005 dann auf die Füße gefallen. Der Griesbacher Pfarrer Schultes war gerade dabei, die Kirche zu restaurieren, sie auch zu "entstauben". Dabei wollte er einen "normalen" St. Martin. Maurus Fuchs kam ins Abseits, ein wenig gelungener St. Martin auf dem Pferd, mit Mantel und Schwert an seine Stelle. Zurück zum Bild: Untypisch sind die gedeckten Farben. Maurus Fuchs verwendete kräftige Farben für seine Werke. "Sie werden staunen, wie die Farben hell leuchten werden, wenn das Bild restauriert ist", urteilte Anne Wiegand aus Regensburg, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Diözese und unter anderem zuständig für "Kirchliche Kunstpflege" bei einer Ortsbegehung im Mai 2021 in Griesbach. 200 Jahre Kerzenrauch würden eben ihre Spuren hinterlassen.

In Dachkammer aufbewahrt

Als Dr. Wolf-Dieter Hamperl bei den Recherchen für sein Buch über Maurus Fuchs sich auch in Griesbach umschaute, staunte er über diesen seiner Meinung nach völlig missglückten Bilderwechsel. Als er nach dem alten Altarbild fragte, wurde es ihm gezeigt. Hamperl beschrieb die Situation 2021 rückblickend so: "Wir fanden es oberhalb der Sakristei in einer Dachkammer, es lehnte an der Wand, ohne jede Abdeckung, den Temperaturen des Dachbodens schutzlos ausgeliefert". Als der Autor dieser Zeilen gemeinsam mit Kirchenpfleger Gerhard Hecht das Bild im Dezember 2020, also etwa 8 bis 10 Jahre nach Dr. Hamperl, erstmals in Augenschein nahm, war es tatsächlich noch an Ort und Stelle, allerdings jetzt abgedeckt mit einer dünnen Plastikfolie. Eigentlich fatal, dennoch waren die Fachleute der Diözese überrascht, wie gut das Bild diese jahrelangen extremen Temperaturwechsel überstanden hat. Dr. Daniel Rimsl, ebenfalls wissenschaftlicher Mitarbeiter der Diözese hatte erwartet, dass das Bild verloren sei, aber die Aktion kam noch rechtzeitig.

Zurück an die alte Stelle

Das Bild ist derzeit in der Jubiläumsausstellung im "MuseumsQuartier in Tirschenreuth" zu sehen. Danach ist Kirchenpfleger Gerhard Hecht entschlossen, das Bild restaurieren zu lassen und es anschließend an alter Stelle wieder im Hochaltar in Griesbach zu installieren. Wer das Bild also sehen will, der sollte sich die Ausstellung ansehen. So nah kommt man diesem ganz besonderen Hl. St. Martin nicht mehr wieder!

BildergalerieOnetzPlus
Tirschenreuth09.07.2021
Hintergrund:

Begnadeter Kirchen- und Krippenmaler

  • Im Museumsquartier (MQ) in Tirschenreuth wird aktuell die Ausstellung „Maurus Fuchs – Auf den Spuren eines Grenzgängers“ gezeigt. Anlass ist der 250.Geburtstag des Kirchenmalers aus Tirschenreuth. Zahlreiche Gemälde, Altarbilder und Kreuzwege künden in Bayern und Böhmen von der Kreativität und Begabung des Künstlers. Die Ausstellung dauert noch bis 31.August. Infos und Anmeldung in der Tourist-Information Tirschenreuth unter 09631/600248.
  • Das MQ ist Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt für Erwachsene 4 Euro, für Kinder und Jugendliche ist der Eintritt frei.
  • In einer kleinen Reihe wird Oberpfalz-Medien verschiedene über Ausstellungsteile vorstellen.
 
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