Mit dem Polo rollen die Wolfsburger ein weiteres Modell auf die Straße des Erfolgs. Seit über vier Jahrzehnten läuft der Kleinwagen nun schon vom Band. Wobei "klein" sehr differenziert gesehen werden muss. In der sechsten Generation überspringt die Neuauflage des Bestsellers locker die Vier-Meter-Hürde und erreicht damit Werte, wie sie ein Golf III gerade einmal vorzuweisen hatte.
Wie der Seat Ibiza fußt der Polo auf dem Modularen Querbaukasten und läuft in Pamplona vom Band. Während sich der Konzern-Zwilling als feuriger Spanier bestens zu behaupten weiß, schlüpft sein Bruder mit dem VW-Emblem im Logo eher in die Rolle des gutsituierten Gentleman. Sportlich und kraftvoll ist aber auch dessen Auftritt. Selbstbewusst die Front, markant das Heck und scharf gezeichnet die sogenannte Tornadolinie, mit der Designer gerne Dynamik in das Spiel von Flächen und Kanten zeichnen.
Ganz schön gewachsen
Länger ist er geworden, der neue Polo, um satte acht Zentimeter. Auch breiter (6,5 Zentimeter), aber dafür einen Hauch niedriger, was die gesamte Silhouette gestreckter wirken lässt. Noch wichtiger aber ist der um über neun Zentimeter gewachsene Radstand. Damit avanciert der nur noch als Fünftürer erhältliche Kleine zum Paradebeispiel fortschrittlicher Raumökonomie. Selbst wenn die Vordersitze auf große Kerle eingestellt sind, müssen hinten auch lange Lulatsche nicht um ihre Kniescheiben bangen. Und überm Scheitel ist noch reichlich Luft.
Mobile Disco
Der Basispreis von 12 975 Euro für den 65-PS-Sauger ist eher eine Ansage, denn ein Versprechen. Wer ein paar Wünsche in Sachen Motorleistung und Ausstattung hat, muss da schon deutlich tiefer in die Tasche greifen. Beispiel: unser Testwagen. Ein "Beats", wie VW das Dauer-Sondermodell nennt. Gesegnet mit sechs Lautsprecherboxen und einer 300 Watt starken Soundanlage, die den Polo in eine mobile Disco verwandeln. Straffe Sportsitze gibt’s obendrein und noch ein paar Annehmlichkeiten aus der Comfort-Line-Serie. Danach wird’s sehr komfortabel, aber auch teuer, setzt man beispielsweise bei der automatischen Distanzregelung samit Umfeldbeobachtung und City-Notbremse ein Häkchen. Oder bei der Einparkhilfe, dem Navi samt Digitalradio und den LED-Scheinwerfern. Wer Nebelscheinwerfer will, "darf" auch Abbiegelicht gleich mitordern. Und nicht nur für verfrorene Menschen dienlich sind Vordersitze, die auch beheizbar sind. Das Cockpit wirkt sehr aufgeräumt, wird von einem acht Zoll großen Monitor beherrscht, zeigt aber auch, dass kräftige Farben zwar hartes Plastik aufhübschen, aber eben nicht verbergen können.
Agiles Kerlchen
Das Einliter-Motörchen nimmt ungemein willig Gas an, wirkt in der Sprint-Disziplin deutlich agiler als es das Datenblatt ausweist. Das mag auch am Sound des Dreizylinders liegen, der sich zwar kernig, aber nicht unangenehm rau und laut zeigt. Und auch der Verbrauch geht in Ordnung. Statt des Fünfgang-Handschalters hätten wir uns aber das Sieben-Gang-DSG gewünscht. Das Fahrwerk gehört zur angenehm ausgewogenen Art, meldet aber Querfugen an die Insassen weiter. In Sachen Langstrecke weiß der Polo ebenfalls zu gefallen.
Alles in allem präsentiert sich unser Testwagen als stimmiges Auto. Und als Beweis, dass der Polo der Große unter den Kleinen ist. Auch im Preis. Zum Golf-Schläger allerdings reicht es (noch) nicht.
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