Großkonreuth bei Mähring
27.07.2023 - 16:54 Uhr

Viele Ideen, um an Lohhäuser zu erinnern

Viele Akteure beidseits der Grenze geben sich große Mühe, dass das verschwundene Dorf Lohhäuser bei Mähring der Nachwelt in Erinnerung bleibt. Beim diesjährigen Treffen feierte die Interessensgemeinschaft ein Jubiläum.

Vor 20 Jahren - am 13. Januar 2003 - übernahm die Marktgemeinde Mähring auf einstimmigen Beschluss des Gemeinderates die Patenschaft für das verschwundene Dorf Lohhäuser. Vergangenen Freitag wurde das Jubiläum der Patronatsübernahme mit einem Ehrenabend im Rathaussaal gefeiert.

"20 Jahre Patenschaft sind im Nu vergangen", sagte Bürgermeister Franz Schöner. Was Mitte des 17. Jahrhunderts seinen Anfang nahm, endete zum Ende des Zweiten Weltkrieges abrupt mit der Vertreibung. Keiner der ehemaligen Bewohner wusste damals, ob er je zurückkommen könne. Als 1990 der Eiserne Vorhang fiel, konnten die Lohhäuserer erstmals zurück in ihr Heimatdorf, das inzwischen verschwunden und eine "Slatina" (Einöde) war. "Doch seit der Grenzöffnung sind richtige Freundschaften entstanden und werden gepflegt", sagte Schöner.

Gutes Beispiel für Integration

"Wir treffen uns seit 2009 jedes Jahr, und die Treffen sind immer sehr inspirativ", betonte Bürgermeisterin Eva Prochazkova aus Stara Voda, auf deren Gemeindegebiet Lohhäuser einst stand. Dank sagte sie Hauptinitiator Karl Schneider und Sprecher Dr. Peter Zwerenz für die Freundschaft.

Zwerenz wurde zwar in Reit geboren, aber sein inzwischen verstorbener Vater war ein Lohhäuserer, informierte er. Mit ihm war er oft in dessen ehemaliger Heimat. "Auch, als die Grenze noch war und wir nur den Wald anschauen konnten." Er sei immer stark beeindruckt gewesen vom Kontakt mit den Tschechen. "Ich fühle mich hier ebenso heimisch wie mein Vater. Das ist ein gutes Beispiel für Integration."

Der Sprecher freute sich, dass sich trotz der vielen Jahre noch so viele Leute von beiden Seiten der Grenze für Lohhäuser interessieren. Zum Jubiläum ehrte die Interessengemeinschaft verdiente deutsche und tschechische Bürger: Eva Prochazkova, die Eheleute Peterik, die als Dolmetscher bei vielen Veranstaltungen dabei waren, Rosa Schöner, Bürgermeister Franz Schöner, Altbürgermeister Josef Schmidkonz, Gisela Wildner, Gerdi Specht (Layout Buch), Musiker Peter, der schon mehrere Treffen musikalisch umrahmte, sowie ehemalige Lohhäuserer, die jetzt in Thüringen leben. Sie erhielten die erweiterte Neuauflage des Lohhäuser-Buches. "Da Lohhäuser und seine Geschichte leider nicht im Heimatkundeunterricht vertreten sind, entstand dieses Buch", erklärte Hauptinitiator Karl Schneider. Er dankte allen für ihre Mithilfe bei der Realisation der Patenschaft.

Ideen für weitere Projekte

"Es war mir ein Herzensanliegen, dass das kleine Walddorf in Erinnerung bleibt." Die Patenschaft sei ein historischer Anker, über den sich damals alle 85 Anwesenden sehr freuten. Mit einer Powerpoint-Präsentation und vielen Anekdoten erinnerte Karl Schneider an die Geschichte von Lohhäuser sowie die gemeinsame Geschichte der beiden Orte (Kirche, Feste, Handwerk, Landwirtschaft, Wirtschaft, Gastwirtschaft). Er berichtete von der Entstehung der Interessengemeinschaft, wie die Patenschaft zustande kam und was sie für die Zukunft bedeutet. Schneider erinnerte daran, was in den vergangenen 20 Jahren alles geschah. Es wurden das Kriegerdenkmal und einige Flur- und Wegkreuze wieder hergestellt, ein Pavillon mit Rastplatz sowie ein Rad- und Fußweg ab Mähring geschaffen und der Janovsky-Brunnens aufgestellt.

Nicht zuletzt wurde das Lohhäuser-Museum aufgebaut, in dem das verschwundene Dorf wieder entdeckt werden kann. Wolfgang Wortmann und Schneider machten elf Filme dazu. Wortmann entwarf nun auch eine "Guidemate-App" , wobei Wanderer mit dem Handy einen Code scannen und dann auf dem ehemaligen Wirtschaftsweg, dem heutigem Fuß- und Radweg, von der Grenze nach Lohhäuser sieben Stationen erleben können.

Zum Abschluss sicherte Bürgermeister Franz Schöner zu, dass die Patenschaft weiter bestehen bleibt, auch wenn der Kreis kleiner werde. Er habe schon Ideen für weitere Projekte, die man - mit Hilfe von Förderungen - nach und nach umsetzen könne. "Wir haben noch viel Potenzial und wollen das verschwundene Dorf weiterleben lassen."

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.