Alles begann mit Gänsen vor Christa Vogls Küchenfenster. Für ihr erstes Kinderbuch "Fritzi, Rosi und Sankt Martin" ließ sich die 60-jährige Autorin, die in Guttenberg (bei Waldeck im Landkreis Tirschenreuth) wohnt, von einer schnatternden Gänseherde vor ihrem Fenster inspirieren. "Ich habe die Gänse so beobachtet, wie sie mit ihren Flügeln schlugen – und ich dachte mir: Wenn sie fliegen lernen wollen, ist ja meist der Kochtopf nicht mehr weit." Und aus dem Gedanken, wie schön es die Gänse hätten, wenn sie nun einfach wegfliegen könnten, wurde eine Geschichte. "Innerhalb von zwei Wochen war der Text entwickelt, danach haben zwei befreundete Deutschlehrer Korrektur gelesen", erinnert sich Vogl. Neun DIN-A4-Seiten schrieb Vogl nieder.
Auf diesen neun Seiten dreht sich alles um die kleine Fritzi und ihre Lieblingsgans Rosi. Fritzi wohnt bei ihren Großeltern, hilft ihnen im Garten, beim Haushalt – und bei der Versorgung der Gänse, die im Garten leben. Weil aber Fritzi genau weiß, woher Gänsebraten und gebratener Gockel kommen, hat sie – berechtigterweise, wie sich herausstellt – Angst, dass ihre tierische Freundin Rosi, die Gans, eines Tages auch in der Röhre landet. Beide erleben einen "Gänsesommer", wie Vogl es nennt.
Eher der Exot im Verlag Bodner
Bereits vier Bücher mit Kurzgeschichten für Erwachsene hat Vogl veröffentlicht, ihr jüngstes Werk "Landfrauen-Woche" erschien im Herbst 2021. Eine erste Auflage von "Fritzi, Rosi und Sankt Martin" erschien mit einem Umfang von 500 Stück, es ist ein Buch für Leseanfänger und Zweitleser.
"Es war ein Risiko", sagt Bodner, gerade weil Kinderbücher in seinem Verlag – bekannt für Regionalliteratur, Heimatkundliches oder Mundart-Lyrik – eher Exoten sind. "Bücher drucken kann jeder, aber man muss sie dann auch an den Leser bringen." Anfänglich habe er deshalb Bedenken gehabt, ob er denn der richtige Verleger sei für dieses Buch. Aber er wollte es versuchen – auch, weil ihm die Geschichte sehr ans Herz gewachsen ist. Als Verleger könne er sich auch Lieblingsbücher leisten, sagt er. "Ich wusste ja, dass Christa Vogl gut schreibt. Wieso sollte das also kein gutes Kinderbuch werden?", sagt Bodner.
Lautmalersiche Szenen werden zu Bildern
Was in keinem Kinderbuch fehlen darf, sind Illustrationen. Hier war Verleger Bodner entscheidendes Bindeglied: Er stellte den Kontakt zwischen der Autorin und Elham Howeizi her. Für Howeizi, studierte Grafikerin aus Kemnath, ist Illustratorin ein Traumjob. "Wir sind anfangs ziemlich blauäugig ans Werk gegangen", erinnert sich Vogl heute. Von sechs oder acht Szenen war am Anfang die Rede, am Ende zeichnete Howeizi 40 Bilder. "Es gibt einfach so viele lautmalerische Szenen, die nach Bildern gerufen haben", sagt die Autorin.
Ob das Buch auch entstanden wäre ohne die langjährige gute Zusammenarbeit zwischen Autorin und Verleger? Bodner sagt, er könne sich kaum retten vor Manuskripten von Autoren. "Das Schicksal der Meisten, die ungefragt Manuskripte an Verlage schicken ist ja: Sie bekommen – in der Regel – keine Antwort." Bodner dagegen verfasst für jeden eingesandten Text eine Antwort, sagt er. Es sind aber auch viele Absagen dabei. "Ein Text muss schon in meinen Verlag passen." Für Howeizi und Vogl machte er quasi eine Ausnahme. "Ich kenne beide schon sehr lange – und weiß sie sehr zu schätzen."
Zu Verleger, Autorin und Illustratorin
- Die Autorin: Christa Vogl (60), lebt mit ihrer Familie in Guttenberg bei Waldeck, schreibt als freie Mitarbeiterin Beiträge für unsere Tageszeitung, ist seit Jahren regelmäßig mit Geschichten im Oberpfälzer Heimatspiegel vertreten und hat vier Bücher mit Kurzgeschichten veröffentlicht. "Fritzi, Rosi und Sankt Martin" nun ihr erstes Kinderbuch.
- Die Illustratorin: Elham Howeizi (48), geboren im Süd-Iran, studierte Grafik und Illustration in Teheran, zog 2005 nach Deutschland und lebt seitdem mit ihrer Familie in Kemnath
- Der Verleger: Eckhard Bodner (70), lebt mit seiner Familie in Speinshart. Im April hat er sich aus seiner Buchhandlung in Pressath zurückgezogen, inzwischen hat er den Laden an die Integrationsfirma der Lebenshilfe Tirschenreuth übergeben. Als Verleger wird er weiterhin aktiv sein.
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