Im Landgasthof Imhof hatten sich 30 Mitglieder des Reitclubs am Kulm zur Jahreshauptversammlung getroffen, um Bilanz zu ziehen, die Weichen für die nächsten zwei Jahre zu stellen und verdiente und langjährige Mitglieder zu ehren. Es war, wie im weiteren der Bericht der Vorsitzenden Renate Schupfner zeigte, eine sarkastische Untertreibung, als sie einleitend von einem "aufregenden Jahr" sprach.
Der Reitclub befand sich in der Pferdehaltung in der größten Krise seit Bestehen: Mit 26 Pferden sind die Stallungen voll besetzt. Wegen der langanhaltende Trockenheit gab es keinen zweiten Schnitt. Die Landwirte verkauften kein Heu beziehungsweise nicht die Menge wie sonst, berichtete Schupfner. Die Landwirte bunkerten für den Eigenbedarf. "Kein Futter kein Pferd" fasste sie die Misere zusammen. Ohne Heu wäre kein Pferd zu halten gewesen. In letzter Minute konnte im norddeutschen Brandenburg ein Lieferant gefunden werden, der noch Futter lieferte. Entsprechend seien die Finanzen des Verein massiv belastet worden. Die Preise seien rapide gestiegen. Dabei sei es weniger der Futterpreis gewesen als vielmehr die wesentlich höheren Transportkosten.
Zufrieden zeigte sich Schupfner auch, dass sich der Verein vor dem Hintergrund der explodierenden Kosten mit den Einstellern auf eine Einmalzahlung habe verständigen können und die Einstellgebühr nicht habe erhöhen müssen. Damit hoffe man, bis zur nächsten Heuernte zu überleben, meinte sie. Der Höhenflug werde noch ein bis zwei Jahre andauern, vor allem wenn die Trockenheit weiter so anhalte. Dann müsse man sich auf einer Einstellerversammlung erneut mit der Frage Einmalzahlung oder Gebührenerhöhung auseinandersetzen.
Die Mitglieder hörten auch Details zur Mitgliederstruktur und zu neuen Leistungsgruppen im Reitsport. 206 Mitglieder, darunter 90 weibliche und 17 männliche Erwachsene sowie 99 Kinder und Jugendliche, zählt der Reitclub. Der Verein habe sich einerseits gewandelt zum Frauen- und Kinderverein, analysierte sie. "Andererseits können wir stolz sein, was wir anbieten und leisten, vor allem in der Jugendarbeit", sagte sie.
Mit Ehrgeiz und Spannung verfolgt wird eine jüngst neu ins Leben gerufene Turniervoltigiergruppe mit drei Mädchen aus Kulmbach. Zehn Kinder würden die Leistungskurse besuchen. Außerdem gibt es weiterhin die Spaß- und Spielgruppe im Voltigieren. Aktuell sei man auf der Suche nach einem geeigneten Voltigierpferd.
Ansonsten, so Schupfner, wurde das Vereinsgeschehen in sieben Vorstandssitzung und einer Einstellerversammlung gemanagt. "Die große Besucherresonanz beim Sternritt, Reiterfest, aber auch bei den Turnieren und Vereinsmeisterschaften ist für uns ein Zeichen, dass unsere Arbeit Früchte trägt und in der Bevölkerung honoriert wird." Wie die ausgewählten Beispiele von Schupfners Rückschau eindrucksvoll zeigten, hatten die Organisatoren auch 2018 ein buntes Programm aufgelegt. Zum 44. Mal machten sich Reiterfreunde zum Sternritt zum Barbaraberg auf den Weg. Eine Daueraufgabe seien Reparaturen und Arbeiten, berichtete sie. Im Blickpunkt
Neuwahlen
Renate Schupfner aus Oberndorf steht auch die nächsten zwei Jahre an der Spitze des 206 Mitglieder zählenden Reitclubs am Kulm. Aber auch in allen weiteren Positionen bleibt die Führungsriege der Guttenthauer Reiterfreunde weiter fest und ausschließlich in Frauenhand.
Zum sechsten Mal hatte sich Schupfner unter dem Applaus der Mitglieder der Wiederwahl gestellt. Die Erleichterung war umso größer hatte sich Schupfner ebenso wie ihre Stellvertreterin Katrin Rauch im Vorfeld ernsthaft mit Rücktrittsgedanken befasst. Die 41-jährige führt seit 2007 den Reitclub. Einstimmig wurde sie dann auch im Amt bestätigt. Sie wird weiterhin vertreten von Katrin Rauch, Oberbruck. Wiedergewählt wurden Schriftführerin Andrea Riedel aus Emtmannsberg und Kassiererin Nicole Kapustenski aus Kulmain, vertreten von Ulrike Raps. Ihre kommissarische Arbeit als Pressewartin setzt Karin Trice aus Kulmain fort. Sportwartin bleibt Sabine Ströhlein, Bayreuth, Pferdewartin ist Eva Lohner aus Sassenreuth. Zur Festwartin wurde Sarah Deubzer, Neustadt, zur Veranstaltungswartin Andrea Sertl-Weilacher aus Kastl wiedergewählt. In den Vereinsausschuß wurden Silke Hertel, Plössen, und Joane Pliefke, Emtmannsberg, gewählt. Kassenprüferinnen sind Nicole Roppert, Kemnath und Roswitha Prechtl, Neusorg. Als Jugendleiterinnen bestätigt wurden Christina Neubing, Emtmannsberg, und Angela Raps, Kastl, als Jugendsprecherinnen Natalie Zwickel, Göppmannsbühl, und Laura Riedel, Emtmannsberg. Nicht mehr besetzt wurde das Amt der technischen Leitung. Damit hat die emanzipierte Frauenpower vollends bei dem Guttenthauer Traditionsverein Einzug gehalten.
Die Jahreshauptversammlung des Reitclubs bildete den würdigen Rahmen, langjährige und verdiente Mitglieder zu ehren sowie Danke zu sagen. Vorsitzende Renate Schupfner und ihre Stellvertreterin Katrin Rauch ehrten für 40 Jahre Mitgliedschaft Christine Konert, für 35 Jahre Helmut Bayer, für 25 Jahre Joane Pliefke und für 20 Jahre Eva Lohner, Katrin Rauch und Franziska Sertl. 15 Jahre dabei sind Sandra Büller, Angelika Erhardt und Carola Meiler, zehn Jahre Lisa Kachel, Martin Schömer, Ines Sollfrank. Ein Dankeschön gab es für das scheidende Vorstandschaftsmitglied Marina Regner sowie für Mitglied Martin Schömer. Er sei als handwerklicher Allrounder und stiller Helfer im Hintergrund gleichsam Mädchen für alles und unersetzbar, so die Vorsitzende in ihrer Laudatio. Ihr Dank galt aber auch allen Helfern und Einstellern bei Arbeitsdiensten, Festen und über das gesamte Jahr, „Ohne Euch wäre dies alles nicht möglich“, sagte sie Schupfner.
Welche Arbeit allein hinter dem Reitschulbetrieb steckt, zeigte der Bericht der Sportwartin Eva Lohner 243 Longe-, 519 Reit-, 30 Gesundheitssportstunden, 17 geführte Ausritte, 27 Voltigiereinheiten und 31 Schulsportstunden wurden gehalten. Wie ihre Vergleichszahlen der letzten Jahre deutlich machten ist dieser Bereich von einer durchwegs rückläufigen Tendenz betroffen. "Wir bemühen uns, die Stunden aufzufüllen und zu bedienen", betonte Lohner. Darüber hinaus wurde ein Springlehrgang Klasse E bis L, ein Kurs mit Prüfung für Reitabzeichen, ein Projekttag "10 Jahre Reiten im Schulsport", eine Reiterfreizeit mit Übernachtung, Reiten und Spiele für 14 Mädchen sowie Schnuppernachmittage im Ferienprogramm von Speichersdorf und Kemnath organisiert. Viel Arbeit und gutes Improvisationsvermögen habe den Organisatoren das Reiterfest abverlangt. Beim Barbarabergritt war man mit acht Pferden dabei. Beim öffentlichen Reitturnier gingen 72 Teilnehmer, bei der Vereinsmeisterschaft 36 Teilnehmer mit sechs Prüfungen im Springen und Dressur an den Start. Einen wunderschönen Tag in der Welt des Pferdesports bescherte man 18 Kindern und ihren Betreuern beim Besuch der Kinderkrippe Kulmain.
Jugendleiterin Christina Neubing schlug einen weiten Bogen vom Faschingsreiten über diverse Lehrgänge, Schnuppernachmittage und Reiterfreizeiten bis zur Weihnachtsfeier. Mit Schulpferden und Ponyführen mitgestaltet wurde der Tag des Kindes der Falken in Speichersdorf und das Neusorger Bürgerfest. Beim Ferienprogramm in Kemnath und Speichersdorf konnten unter den 30 Kinder neue Interessenten gewonnen werden. Bei einer Ausflugsfahrt wurde im Kino "Ostwind" angesehen.
Neben der Futtermittelmisere belasteten auch Investitionen in einen neuen Hallenboden und in den Aussenplatz sowie neue Strahler zur Koppel und zur Außenanlage die Kasse, so Nicole Kapustenski. "Tadellos geführte Bücher wie immer", bescheinigte Kassenprüferin Roswitha Prechtl. Die Entlastung erfolgte einstimmig. Eine finanzielle Herausforderung steht dem Verein mit dem aus den 80er Jahren stammenden Asbestdach (20 mal 40 Meter) ins Haus, so kündigte Vorsitzende Schupfner. Es weist große Sprünge auf und hält starkem Regen nicht mehr stand. Investiert werden soll in die günstigste, leichteste und langlebigste Dachlösung mit Schallung, Blechdach und Lichtband, die auch schneelastgeeignet ist. versucht werden soll, sämtliche Zuschussmöglichkeiten auszuschöpfen. Einstimmig angenommen wurde der Antrag der Vorstandschaft, ab 2020 den Reitunterricht der Reitschüler im bargeldlosen Zahlungsverkehr abzurechnen. Positive Erfahrungen bei den Voltigierschülern sprachen dafür.
Anerkennung und Lob zollte Bürgermeister Manfred Porsch, dass der Reitclub trotz eines schwierigen Jahr dem Reitsport fröne. Er dankte für gute Jugendarbeit und großartige Veranstaltungen. Die Wiege des Reitclubs liege in Guttenthau und Rosenhof. In keinem anderen Verein hätten die Frauen so sehr die Hosen an. Der Verein werde von einem qualifizierten Team geführt.
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