Haidenaab bei Speichersdorf
18.06.2019 - 16:34 Uhr

Erinnern statt Vergessen

Die Krieger- und Soldatenkameradschaft Haidennaab-Göppmannsbühl feierte ihr 120-jähriges Bestehen. Sie gestalteten eine symbolträchtige Gedenkfeier am Soldatengrab, eingebettet in einen Festzug, Festgottesdienst und Festakt.

Stellvertretender BSB-Landesvorsitzender Dr. Klaus-Dieter Nitzsche, Marcus Köppel (Kirchenlaibach), Gernot Hammon (Wirbenz), Manfred Kauper (Windischenlaibach), Heimatforscher Werner Veigl, Pfarrer Reinhard Forster, Bürgermeister Manfred Porsch, kreisvorsitzender Thomas Semba, Raimund Pinzer (Kemnath), Alois Kausler (Mockersdorf), Edmund Bruckner (Speichersdorf) und Vorsitzender Roland Veigl (von links). Bild: hai
Stellvertretender BSB-Landesvorsitzender Dr. Klaus-Dieter Nitzsche, Marcus Köppel (Kirchenlaibach), Gernot Hammon (Wirbenz), Manfred Kauper (Windischenlaibach), Heimatforscher Werner Veigl, Pfarrer Reinhard Forster, Bürgermeister Manfred Porsch, kreisvorsitzender Thomas Semba, Raimund Pinzer (Kemnath), Alois Kausler (Mockersdorf), Edmund Bruckner (Speichersdorf) und Vorsitzender Roland Veigl (von links).

Der Appell an die Menschen zur Versöhnung sowie zur Wahrung von Frieden und Freiheit zog sich am Samstagabend wie ein roter Faden durch das Jubiläum der Krieger- und Soldatenkameradschaft anlässlich ihres 120-jährigen Bestehens. In einem Festzug zog der Verein unter den Klängen der Blasmusik der Speichersdorfer Musikanten zog die KSK zusammen mit den Abordnungen örtlicher Vereine und den Kameradschaften aus Speichersdorf sowie benachbarter Gemeinden vom Dorfplatz zur Sankt Ursula-Kirche. Zudem kam es bei dem Jubiläum nach 20 Jahren wieder zu einem Treffen mit dem Patenverein, der Krieger- und Soldatenkameradschaft Kemnath, unter Vorsitzenden Raimund Pinzer.

Festzug zum 120-jährigen Jubiläum der Krieger- und Soldatenkameradschaft Haidenaab-Göppmannsbühl. Bild: hai
Festzug zum 120-jährigen Jubiläum der Krieger- und Soldatenkameradschaft Haidenaab-Göppmannsbühl.

In seiner Festpredigt mahnte Pfarrer Reinhard Forster die Anwesenden zum Verzeihen und Versöhnen und forderte aktiven Einsatz für Frieden und Freiheit. Auch heute seien Terror, Folter, Vernichtungslager, Waffengewalt und Tote an der Tagesordnung. Auch heute gebe es Gewalt in der Weltpolitik, in der Kirche, in Familie, Schule und am Arbeitsplatz. "Mehr denn je müssen wir auf Frieden pochen", so der Geistliche. Gewalt beginne, wo Menschen ihr Recht rücksichtslos durchzusetzen versuchen. Frieden fange mit Versöhnung und Vergebung bei jedem Einzelnen an. Dazu gehöre auch die Opfer der Kriege und der Gewalt nicht totzuschweigen. Die Soldatenkameradschaft leiste hierzu einen wesentlichen Beitrag.

Bei der Gedenkfeier am Mahnmal gedachte Vorsitzender Roland Veigl den gefallenen und vermissten Soldaten der Ortschaften, der Opfer von Gewalt und Krieg. "Diese Toten sind ein Teil unseres Landes, unserer Heimat, unserer Geschichte und unserer Kultur. Sie dürfen nicht vergessen werden", betonte Veigl. Sie seien für ihre Heimat gestorben. Ihr Tod sei Auftrag zur Erinnerung, Versöhnung, Friedensstiftung sowie zur Achtung und Wahrung der Toleranz, Menschenwürde und Menschenrechte. "Wir müssen dafür kämpfen, dass Menschen fähig sind, mitfühlend und gewaltfrei zu leben und zu handeln", appellierte er.

Festzug zum 120-jährigen Jubiläum der Krieger- und Soldatenkameradschaft Haidenaab-Göppmannsbühl. Bild: hai
Festzug zum 120-jährigen Jubiläum der Krieger- und Soldatenkameradschaft Haidenaab-Göppmannsbühl.

In der anschließenden Feierstunde würdigten der stellvertretende Präsident und oberfränkische Bezirksvorsitzende des Bayerischen Soldatenbundes Klaus-Dieter Nitzsche und der Vorsitzende des Kreisverbandes Kemnath, Thomas Semba, das das jahrzehntelange Bemühen der Kameradschaft um Frieden und Freiheit, dass die Gefallenen und Vermissten nicht vergessen werden, sowie die Aktivitäten zur Mitgestaltung des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens. Werte wie Frieden, Freiheit und Versöhnung seien das brennende Thema der Soldatenkameradschaften, sagte Semba. Das unermüdlich in die Bevölkerung zu tragen, sei ein lohnendes Werk. "Die Kameradschaften geben den jungen wie älteren Gefallenen und Vermissten ein Gesicht."

Bürgermeister Manfred Porsch würdigte die Kameradschaft als aktiven Verein, der fest im Gemeindegebiet verankert sei und als Bindeglied zwischen den Generationen fungiere.

Zwei Herzen für die Erinnerung:

Als Mahnung für Frieden und Freiheit hatte Heimatforscher Werner Veigl für das Jubiläum eigens aus Birken- und Weidenholz ein Soldatengrab am Kriegerdenkmal gestaltet. Es soll an die Schrecken der beiden Weltkriege erinnern. Zugleich aber auch an die Opfer von Terror und Gewalt. Als symbolische Geste legten Vorsitzender Roland Veigl, stellvertretender Präsident und oberfränkischer Bezirksvorsitzenden des Bayerischen Soldatenbundes Klaus-Dieter Nitzsche und der Vorsitzende des Kreisverbandes Kemnath, Thomas Semba, zwei Herzen nieder. Sie sollen an die Gefallenen und Vermissten von Haidenaab und Göppmannsbühl, Beerhof und Lettenhof, erinnern. Die Herzen waren geflochten aus Weidenholz, verziert mit weißen und roten Rosen und versehen mit jeweils einem Grablicht.

Am Kreuz wurde ein Stahlhelm mit einem Einschussloch befestigt, der im Zweiten Weltkrieg wahrscheinlich einem Martin Pöllath aus Göppmannsbühl gehört hat, erklärte Werner Veigl. Bei der Lackierung des Helmes hatte Christian Veigl entdeckt, dass der Helm an der Innenseite den Familiennamen Pöllath und den Buchstaben M. trug. Der Stahlhelm gehörte damit mit großer Wahrscheinlichkeit einen der drei Brüder Martin, Josef und Peter der Familie Pöllath, die alle drei im Zweiten Weltkrieg gefallen sind. Die drei Brüder haben bis heute noch kein würdiges Grab gefunden, so Werner Veigl. Ihr ganzes Leben lang ist die Mutter Anna über den Verlust ihrer drei Söhne nie hinweggekommen. Sie starb 1964 im Alter von 76 Jahren. Wie der Stahlhelm nach Gottmannsbühl kam ist unbekannt.

Als symbolische Geste wurden am Mahnmal zwei Herzen niedergelegt. Ein Soldatenhelm mit Einschussloch aus dem Zweiten Weltkrieg soll an die Kriegsopfer, die es auch in Haidenaab-Göppmannsbühl gab, erinnern. Bild: hai
Als symbolische Geste wurden am Mahnmal zwei Herzen niedergelegt. Ein Soldatenhelm mit Einschussloch aus dem Zweiten Weltkrieg soll an die Kriegsopfer, die es auch in Haidenaab-Göppmannsbühl gab, erinnern.
 
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