"Kameradschaft ist ein Stück Idealismus - und sie wird sicherlich auch in Zukunft ein wesentliches Merkmale des Vereinslebens sein", schreibt Heimatforscher Werner Veigl in der Vereinschronik. Am 22. Oktober 1899 von 40 Personen als "Veteranenverein Haidenaab" gegründet, erfolgte 1953 die Umbenennung in "Krieger- und Soldatenkameradschaft (KSK) Haidenaab" und 1989 in "Krieger- und Soldatenkameradschaft Haidenaab-Göppmannsbühl".
Die stattliche Mitgliederzahl im Gründungsjahr überrascht, zählte die Gemeinde Haidenaab mit Beerhof, Göppmannsbühl am Bach und Roslas damals 365 Einwohner. Allerdings hat Heimatforscher Werner Veigl unter anderem anhand des Gründungsbeschlusses entdeckt, dass bereits zuvor eine Kriegerkameradschaft mit Herrn Leindeker, Bahnwärter aus Haidenaab, als Vorsitzenden existiert hatte. Sie geht möglicherweise auf die Jahre nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 zurück. Dafür spricht auch eine kunsthistorische Rarität der KSK: ihre Fahne mit Bändern und Zubehör aus dem Jahr 1904, angefertigt für 472,85 Goldmark in der Fahnenstickerei im Kloster Michelfeld. In ihren Eckornamenten befinden sich die Städtenamen Paris, Sedan, Orleans und Wörth als bedeutende Schlachtorte des Deutsch-Französischen Krieges. In der Mitte sind zwei große Löwen mit dem bayerischen Wappen abgebildet. Darüber steht im Schriftband "In Treue fest!", unterhalb des Wappens im Schriftband "Für König & Vaterland!". Damit wollte die KSK ihren gefallenen Soldaten als Teil des bayerischen Heeres unter General von der Thann ein Denkmal setzen, meint Veigl.
So wie die Fahne nur mit größten Anstrengungen angeschafft werden konnte (der Kassenbestand betrug seinerzeit weniger als die Hälfte) so einmalig war am 17. Juli 1904 deren Weihe mit der KSK Kemnath als Patenverein. Den Festverlauf gibt eine Niederschrift im Protokoll- und Beschlussbuch des teilnehmenden Veteranen- und Kriegervereins Waldeck wieder, "ein absoluter Glücksfall", meint Werner Veigl.
Die Organisation lag in den Händen des damaligen Vorsitzenden Andreas Stibolitzky aus Göppmannsbühl am Bach. Das Fest, bei dem die Kapelle Gebhardt aus Göppmannsbühl am Berg spielte, besuchten neun auswärtige Vereine. Die Fahnenweihe nahm in der Filialkirche St. Ursula in Haidenaab Kaplan Martin Lautenschlager aus Kirchenpingarten vor. Die Fahnenbraut Anna Schöpf, Müllermeisterstochter von Haidenaab, Festjungfrauen sowie der Patenverein aus Kemnath hatten die Fahne mit Bändern geschmückt. 100 Jahre später hat sie die Kameradschaft im Kloster Michelfeld für 6279 Euro vollständig restaurieren lassen. Den Segen erhielt sie am Fronleichnamsfest 2003 von Pfarrer Johann Schön.
Jeweils in den Nachkriegsjahren kam die Vereinsarbeit fast völlig zum Erliegen. Michael Emmerig (1966 bis 1991), Christian Meßmer (bis 2000) und Roland Veigl (seit 2000) führten die Kameradschaft mit aktuell 86 Mitgliedern zu neuer Blüte. 1997 erfüllten sie sich den Traum eines eigenen Kriegerdenkmals am Fuße der St.-Ursula-Kirche. Am 10. April 1999 pflanzte der Festausschuss im Zentrum von Haidenaab eine Linde zur Erinnerung an das 100. Jubiläum, das zwei Tage lang ebenso gefeiert wurde wie 5 Jahre später "100 Jahre Fahnenweihe".
Der Verein beteiligt sich jährlich an kirchlichen Festen der Filialgemeinde wie Fronleichnamsfest und dem Kirchenpatrozinium St. Ursula sowie an Feiern in und rund um die Großgemeinde. Geselliger Höhepunkt ist Jahr für Jahr der Kappenabend zur Faschingszeit. An den Gedenkfeiern zum Volkstrauertag wirken seit 30 Jahren die Speichersdorfer Musikanten mit.
Das große Kapital der KSK sind seine Mitglieder. Trotz vieler Todesfälle und entgegen dem Mitgliederschwund hat sie bis heute auf 86 zugelegt, mit einem vergleichsweise niedrigen Altersdurchschnitt: Fast zwei Drittel zwischen 24 und 60 Jahren. Ältestes Mitglied ist Günther Galke (90), das jüngste Daniel Veigl. Dieses erfreuliche Ergebnis lasse positiv in die Zukunft blicken, dürfe aber die Probleme in der Soldatenkameradschaft nicht verdecken, betont Vorsitzender Veigl. Er ruft die Kameraden immer wieder zu mehr Bereitschaft auf, sich aktiv an weltlichen und kirchlichen Festen zu beteiligen.
Die kunsthistorische Bedeutung der Fahne der Krieger- und Soldatenkameradschaft in Bayern belegt eine Ausstellung des Kultusministeriums 1996. Ein halbes Jahr war sie Herz- und Schmuckstück der Exponate zum Thema „Gold im Herzen Europas“ im Bergbau- und Industriemuseum im Schloss Theuern. Auf dem 135 mal 155 Zentimeter großen, von Goldkordelfransen umrankten Banner befinden sich wertvolle Handstickereien. Sie wurde für die Schau mit einem Wert von 30 000 D-Mark versichert. Eine weitere Rarität besitzt der Verein mit dem Erinnerungsband an die Fahnenweihe des Bayerischen Kriegervereins Eger am 7. Juni 1914. Das 94 Zentimeter auf 13 Zentimeter große blaue Fahnenband mit silbernen Fransen wurde 2003 im Kloster Michelfeld erneuert. Es trägt in der Mitte die Medaille von Ludwig III., ab 1912 Prinzregent und 1913 bis 1918 König von Bayern.
Die Krieger- und Soldatenkameradschaft begeht das 120. Jubiläum diesen Samstag und Sonntag beim Dorffest auf dem Dorfplatz. Dazu spielen die Speichersdorfer Musikanten, so auch am Samstag um 19 Uhr beim Festgottesdienst in der St-Ursula-Kirche mit anschließender Gedenkfeier am Kriegerdenkmal. Die teilnehmenden Vereine treffen sich um 18.45 Uhr zum Festzug am Dorfplatz. Am Ehrenmal gedenkt Vorsitzender Roland Veigl der Gefallenen und Vermissten der Weltkriege. Beim folgenden Festakt im Festzelt spricht der stellvertretende Präsident und oberfränkische Bezirksvorsitzende des Bayerischen Soldatenbundes, Klaus-Dieter Nietzsche. Weitere Festredner sind Thomas Semba als Vorsitzender des Kreisverbandes Kemnath und Bürgermeister Manfred Porsch.
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