Steinstadel bei Nabburg mit Potenzial für Wohnhaus: Ein Traum von einer "Ruine"

Haindorf bei Nabburg
18.08.2022 - 14:08 Uhr
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Jahrzehnte dient der gemauerte Stadel in Haindorf bei Nabburg als Garage. Doch dazu ist er viel zu schön, finden Daniela und Marco Brumec. Nach einem Wow-Moment fällt die Entscheidung: Das wird ihr Wohnhaus.

Eigentlich wohnen Daniela und Marco Brumec längst in Haindorf, im ersten Stock eines kleinen Häuschens, das mal Danielas verstorbener Oma gehörte. Das junge Paar könnte es sanieren, den eigenen Bedürfnissen anpassen. Doch von dort fällt der Blick aus dem Fenster auf ein Bauwerk im Hinterhof, einen alten Stadel mit dicken Mauern, einem mächtigen Dach und einem großen runden Tor. Es ist keine Liebe auf den ersten Blick für Daniela Brumec, die hier aufgewachsen ist und den Stadel neben dem Elternhaus immer als selbstverständlich wahrnahm. Doch nach und nach wächst die Wertschätzung für ein Bauwerk, das wohl nicht nur Jahrzehnte, sondern Jahrhunderte überdauert hat. Warum sollte das nicht ein schmuckes Einfamilienhaus werden?

Teurer Schallschutz

"Das Haus von der Oma hat einfach nicht so viel Flair", vergleicht Marco Brumec. Überhaupt: Was da so in den Neubaugebieten der Umgebung entstanden ist, fanden der Projektmanager bei einem Automobil-Zulieferer und die Realschullehrerin sehr eintönig. "Sieht alles gleich aus", lautete das Urteil. Dazu kam ein Freundeskreis, der viel für Altbauten übrig hat und schon Erfolge vorweisen konnte. "Wir haben uns viel angeschaut und auch mal bei interessanten Häusern geklingelt", erzählt Marco Brumec. Und dann war da der "Wow-Moment", dieser Augenblick des Staunens, als sie "ihren" Stadel im Urkataster von 1820 entdeckten. "Kann sein, dass er sogar 500 Jahre alt ist", berichten die beiden und finden es ein wenig schade, dass nun die teilweise bis zu 60 Zentimeter dicken Mauern nichts mehr erzählen können.

Schöne Mauern sind das, schwärmt der Bauherr und deutet auf eine Wand, in der sich große und kleine Bruchsteine wie in einem Mosaik ziemlich perfekt zusammenfügen. Ein Teil dieser Wände soll auch später sichtbar sein, wünscht sich Daniela Brumec, die sich vor allem auf die insgesamt vier großen und künftig verglasten Tore freut. Damit verbunden ist allerdings auch ein Wermutstropfen: Weil die Bahnstrecke nicht weit entfernt ist, sind zum Teil Schallschutzfenster vorgeschrieben. "Das wird teuer", seufzt Marco Brumec, der am liebsten "alles auf einmal machen" würde und doch um den langen Weg hin zum Einfamilienhaus weiß.

Allein das Ausräumen des Stadels war ein Kraftakt. "Da lag zwei Meter hoch Dreck und Stroh", erzählt der 31-Jährige, "und leider haben wir dabei auch keinen Schatz gefunden". Eine Bluna-Limonadenflasche und ein altes Schaukelpferd, mehr hatte das alte Bauwerk nicht auf Lager. Und als das alte Eternit-Dach entsorgt war, wurde deutlich, dass auch so mancher Balken in dem imposanten Dachstuhl marode ist. "Da sind jetzt die Zimmerer an der Reihe", sagt der Bauherr. Von der Stadt Nabburg gab es schon im Mai grünes Licht für das Projekt, aber keine Zusage für eine Förderung. "Der Bauantrag ist durch", berichtet Marco Brumec. Die Investition ist nicht ohne. "Unsere Architektin hat das Projekt auf 420 000 Euro geschätzt, aber das war vor fast zwei Jahren", so der Altbau-Fan mit Blick auf explodierende Baukosten: "Viele Bekannte von uns haben ihre Bauplätze zurückgegeben, bei anderen ist das Budget aufgebraucht." Ein Finanzplan sei da schwierig.

Die Brumecs haben auch schon viel Energie investiert, noch mehr Arbeit wartet auf das Paar. "Da wird bald jedes Wochenende Baustelle für uns sein", so die Einschätzung. Im Erdgeschoss wollen die beiden - wie in fast jedem Einfamilienhaus üblich - Wohn- und Esszimmer sowie die Küche unterbringen, bei einer Deckenhöhe von 4,50 Meter mit reichlich Luft nach oben. Im ersten Stock sind dann Schlaf- und Kinderzimmer geplant. Weil es nun mal zum Charakter des Hauses gehört, sollen auch die Schießscharten ähnlichen Schlitze erhalten werden. "Mit der Isolierung haben wir allerdings ein Problem", meint Marco Brumec mit einem Stirnrunzeln und tendiert zu einer Pellet-Heizung und vielleicht zusätzlich einem Kachelofen .

"Für verrückt erklärt"

Ein wenig bang ist ihm schon in diesen schwierigen Zeiten, aber es motiviere enorm, hier etwas Eigenes eigenhändig zu schaffen, allen Zweiflern zum Trotz. "Alle haben uns erst einmal für verrückt erklärt", gesteht Marco Brumec, "und vielleicht haben sie ja recht." Auch die Eltern seinen Frau waren skeptisch, dass nun ausgerechnet die "Ruine" zukünftig das junge Glück beherbergen sollte. Daniela Brumec ist ihnen dankbar, dass sie trotzdem auf dem Grundstück der Familie ihren Traum vom sanierten Altbau leben darf.

"Für mich als Tochter ist das aber auch eine Motivation, irgendwann einmal das gelungene Endprodukt vorzuzeigen", überlegt die 29-Jährige. "Ich habe da so die Fantasie, dass ich mitten auf der Couch sitze und dem Besuch erzähle, wie wir das geschafft haben", so die Lehrerin.

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