"Alles fängt vom Stiel her an. Hat man die Äpfel zwei bis drei Tage im Haus, sind sie gefault. Viele sind wurmstichig oder angefressen von Hornissen", berichtet Ott. Und: "An einem einzigen Tag haben Stare sämtliche Weintrauben abgeleert." Aber sie lacht dabei: "Wenn wir wollen, dass bei uns weiter Vögel zwitschern, müssen wir ihnen auch was zu fressen geben."
"Man weiß ja: Wenn es in einem Jahr viele Äpfel gibt, muss man akzeptieren, dass die Ernte im nächsten Jahr nicht gut ist", merkt die Mostereichefin an. Hatte ein Mensch viel Arbeit, wird er mal pausieren: auch in der Natur ein ganz normaler Prozess.
Ott kann sich trotzdem nicht daran erinnern, dass die Ernte bisher einmal so extrem schlecht ausgefallen ist wie in diesem Jahr. Dass das Klima daran Schuld hat, ist für sie ebenso Quatsch, wie die Trockenheit als Ursache anzugeben: "Vergangenes Jahr war es ja auch trocken und trotzdem habe iche viel mehr Saft vom Mostgut ernten können wie normal."
Nach Ansicht der Leiterin treffen hier mehrere Faktoren zusammen. Bienen spielen dabei eine Rolle. Ott glaubt aber nicht, dass das Bienensterben oder die Kälte Schuld tragen. Dann müssten auch andere Gegenden betroffen sein, sagte sie. Sie vermutet vielmehr, dass "Ostbäume, die bis an die Obergrenze gearbeitet, viele Früchte getragen haben, sich in diesem Jahr etwas ausruhen, um im nächsten Jahr wieder große Leistung zu bringen".
Zu denken gibt ihr, dass im Bodenseegebiet auch heuer eine gute Apfelernte eingefahren wird: "Während wir in der Oberpfalz in der Regel Hoch- oder Halbstämme in den meisten Gärten haben, hat man dort nur niedrige Bäume. Vielleicht sollte man bei uns umdenken", folgert sie.
Auf jeden Fall: Die Mostanlage in Haselbrunn ist betriebsbereit. "Wir haben eine Verpflichtung gegenüber unseren Mitgliedern, aber auch Kunden, die bis aus Franken zu uns kommen", betont Maria Ott. Denn trotz der mauen Ernte sind bei ihr bereits Nachfragen nach Mostterminen eingegangen. Aber: "Damit wir rentabel arbeiten können, ist eine Mindestmenge erforderlich." Wenn bis Freitagmittag 10 bis 15 Zentner Äpfel unter Telefon 09645/1631 bei ihr gemeldet sind, wird am Samstag, 5. Oktober, gemostet - erstmals in diesem Jahr.
Selbst Pomologe sitzt auf dem Trockenen
Dass es heuer in der Region kaum Äpfel gibt, bestätigen auch Vertreter von Obst- und Gartenvereinen. Irmgard Lingl, die stellvertretende Vorsitzende der Eschenbacher Gartenfreunde, hat von niemandem gehört, der Äpfel an den Bäumen hatte. "Und wenn ja, dann war's nichts G'scheits." Woanders sei es besser, sagt Lingl. Vom Besuch in der Gegend um Donauwörth wisse sie, dass dort Äpfel geerntet werden.
Johann Höllerl, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Speinshart, bestätigt die Aussage seiner Kollegin: Im Klosterdorf sei die Lage ähnlich. Selbst in den Höhenlagen am Barbaraberg und am Eichelberg gebe es kaum Äpfel, informiert er. „Bei den Birnen sieht es aber besser aus.“
Einen apfelfreien Garten hat auch der Schwarzenbacher Pomologe Michael Altmann. Damit der Experte die Äpfel für seine Ausstellung von 60 Sorten am 20. Oktober im Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen zusammenbekam, habe er bis in die Umgebung von Regensburg fahren müssen, berichtet er.
Gerade zwei Mal war in Steinach bei Leuchtenberg die Obstpresse in diesem herbst bisher im Einsatz. Der Aufwand des Säuberns im Verhältnis zu Mostgut und Rendite lasse weitere Mosttermine nicht zu, heißt es seitens des Betreibers.
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