Der Landesbund für Vogelschutz Bayern (LBV) hat am Freitag angekündigt, juristisch gegen das in Hütten bei Grafenwöhr geplante Dämmplattenwerk der Ziegler Group aus Plößberg vorgehen zu wollen. Der Verband habe am Freitag beim Landratsamt in Neustadt/WN einen unverzüglichen Baustopp beantragt, heißt es in einer Pressemitteilung vom Freitagnachmittag.
Keine Genehmigung
"Nach Kenntnis des LBV wurde bereits mit vorbereitenden Bauarbeiten durch die Firma Ziegler Group begonnen, obwohl erforderliche rechtliche Genehmigungen noch nicht vorliegen", lautet die Begründung. Baufahrzeuge seien demnach bereits mit der Geländemodellierung beschäftigt. Der LBV fürchtet negative Auswirkungen für mehrere "angrenzende europäische Schutzgebiete und darin vorkommende seltene Vogelarten".
Sein Verband könne solch "eklatante Rechtsverstöße nicht dulden", wird LBV-Vorsitzender Norbert Schäfer in der Mitteilung zitiert. "Ein Unternehmen, das mit Ökologie und Nachhaltigkeit wirbt, sollte erst recht Rücksicht auf zwingende Naturschutzbelange nehmen und gesetzliche Vorgaben einhalten“, heißt es weiter. Schon die Rodung des Waldes an diesem Standort sei rechtswidrig gewesen, da eine erforderliche spezielle artenschutzrechtliche Prüfung nicht durchgeführt wurde und keine Rodungsgenehmigung vorlag. Im September waren in dem Gebiet zwischen Hütten und Schwarzenbach innerhalb weniger Tage 28 Hektar Wald geschlagen worden. Weiter kritisiert der LBV, dass es kein immissionsschutzrechtliches Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung gegeben habe.
Nicht zum ersten Mal Widerstand
Die Umwandlung in ein Industriegebiet mit enorm hohen Gebäuden – der geänderte Bebauungsplan sieht bis zu 60 Meter hohe Bauten vor – führe zu Verschlechterungen der Erhaltungsziele für die Schutzgebiete „Manteler Forst“, das FFH-Gebiet „Lohen im Manteler Forst“ sowie das FFH-Gebiet „Haidenaabaue“. Der LBV befürchte erhebliche Auswirkungen auf streng geschützte und bedrohte Vogelarten wie den Ziegenmelker oder den Raufußkauz.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Ziegler Group mit den Plänen für das Werk Widerstand erfährt. Ursprünglich wollte das Unternehmen in Bärnau im Kreis Tirschenreuth bauen. Als sich sich dort Widerstand regte und ein Bürgerentscheid angestrengt wurde, gab das Unternehmen selbst die Planungen auf. Beim Bürgerentscheid stimmten die Bärnauer mit großer Mehrheit für den Bau. Allerdings hatte sich die Ziegler Group bereits anders orientiert. Wie das Unternehmen nun auf den Einspruch des LBV reagiert, ist unklar. Am Freitagabend war in der Zentrale in Plößberg niemand mehr zu erreichen. Ebenso im Landratsamt in Neustadt/WN.
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