„Scheiden tut weh“, sagt der Volksmund. Da spielt auch das Alter keine Rolle. Für Maria Schwerdtfeger stand nach 25 Jahren als Leiterin im St. Josef Kindergarten in Hütten der wohlverdiente Ruhestand an. Aber eine ruhige Verabschiedung kam für Mitarbeiter, Kinder, Elternbeirat und ihre Nachfolgerin Christine Götzl nicht in Frage: „Für unsere Maria schmeißen wir zum Abschied ein Oktoberfest.“ Gleichzeitig sollte so der Einstand für Götzl´s Nachfolge gefeiert werden. Bei so viel gutem Willen ließ sich auch Petrus nicht lumpen und spendierte das schönste Herbstwetter. Kinderschminken, Karussell und der Zauberer Marius Koslowski sorgten für lachende Kinder. Alle Einnahmen kamen dem Kindergarten zugute.
Pfarrer Bernhard Müller hatte die Gläubigen bereits am Morgen zum Dankgottesdienst empfangen, den die Kinder liebevoll gestalteten. Eine schöne Geste für Schwerdtfeger: „Ich entdeckte viele meiner ehemaligen Schützlinge in der Kirche. Da floss schon die ein oder andere Träne der Rührung.“ Diese flossen nach dem Weißwurstfrühschoppen am Gelände des Kindergartens weiter: Die Gruppen des Kindergartens hatten Lieder und Gedichte zum Abschied ihrer scheidenden „Chefin“ einstudiert. Angelehnt an Erich Kästner´s „Sachlicher Romanze“, kam den Kindern plötzlich ihre Maria abhanden. Der Vortrag endete mit den Worten: „Freuen würden wir uns über Besuche von Dir, denn für Dich haben wir stets eine offene Tür.“ Zum Ende rannte eins der Kinder spontan los, um Maria ein letztes Mal zu drücken.
Bevor sie sich jedoch verabschieden musste, durfte Schwerdtfeger noch ein Märchen-Quiz von Götzl beantworten. Auch Julia Waldmann, Vorsitzende des Elternbeirats, kam zum Abschied. Sie war eines von Marias ersten Kindern im Kindergarten. Bürgermeister Edgar Knobloch würdigte Schwerdtfeger, die auch noch ein Wirtshaus in Hütten betreibt, ebenfalls. „Viele deiner ehemaligen Kinder besuchen dich heute dort“, weiß er. So mancher der Gäste fühlte sich angesprochen.
„Die Zeit werde ich gescheit vermissen“, sagte Schwerdtfeger über die vielen Jahre im Hüttener Kindergarten. Das Wichtigste sei für sie stets gewesen, den Kindern Selbstständigkeit beizubringen. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr eine Weihnachtsfeier aus den 90er Jahren: „Wir hatten damals Kinder aus sieben Nationen hier. Da studierten wir ,Stille Nacht, heilige Nacht' in drei Sprachen ein. Auf Russisch klang es fast noch schöner als auf Deutsch.“ Besonders freute sie an ihrem Beruf die Verbundenheit zu den Kindern. Selbst heute noch bekomme sie Post von ihren mittlerweile erwachsenen Schützlingen. „Ich kann mich an jedes einzelne meiner Kinder erinnern“, betonte sie. Im Ruhestand möchte sie nun mit ihrem Mann auf Reisen gehen: „Langweilig wird es uns nicht werden.“
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