Endlich war es soweit – die Backsaison startete. Während um 6 Uhr die Glocken von St. Johann zum Angelusgebet läuten und viele im Dorf noch schlafen, beginnt für Rudi Kreuzer und Karl-Heinz Thoma am Backofen die Arbeit. Jetzt wird der Backofen mit Holz befüllt. Am Vorabend haben sie bereits angeheizt, um am Backtag schnell die große Hitze, die das Brot benötigt zu erreichen. Nur natürliche Anzünder kommen zur Anwendung, damit das Holzofenbrot seine Natürlichkeit behält.
In Absprache mit der Backstube unter Leitung von Michaela Treml wird 8 Uhr zum "Einschießen" der Teiglinge vereinbart. Genau zu diesem Termin muss der Ofen bereit sein. Die Asche muss entfernt sein und der Boden des Ofens durch Wischen und Einmehlen vorbereitet sein. Außerdem muss die Backtemperatur von 270 Grad Celsius erreicht sein, damit der Brotteig pünktlich im Ofen ist und die Arbeit der Frauen in der Backstube gelohnt hat.
Die beiden sind seit fünf Jahren ein eingespieltes Team. Kreuzer, erster Vorsitzender vom Verein für Dorf- und Brauchtumspflege, hat mit Gemeinderat Thoma spezielle Arbeitsgeräte entwickelt und gebaut, um den Backofen in jedem Winkel effizient nutzen zu können.
Pünktlich um 8 Uhr stehen die Teiglinge in den Gärschalen bereit und können in den Ofen, der rund 65 Brote fasst. Eine Stunde bleiben die Brote jetzt im Ofen. Die Männer sind jedesmal erneut nervös, ob alles gut gelingt. Die ganze Verantwortung liegt bei ihnen.
Der erste Backgang ist durch. Die Klopfprobe am Boden des Brotes zeigt, alles ist gut und die Brote können raus. Jetzt muss es schnell gehen, damit in den letzten Minuten nicht noch ein Brot verbrennt.
Mit ihren selbst gebauten Brotschiebern gelingt jeder Backdurchgang ohne Probleme und Unfälle. Die Resthitze wird noch für das Backen von Schmierkuchen genutzt, bevor erneut aufgeheizt wird.
Die beiden "Herrn des Feuers" haben auch schon anderes wie Schinken im Backteig oder Stollen ausprobiert, möchten aber an Altbewährtem festhalten. Die Kundschaft schätzt und liebt das natürliche Holzofenbrot aus Ilsenbach.
Nach dem Aufräumen und Saubermachen dauert ein Backtag für die Männer und Frauen bis zum Nachmittag. Trotz des großen zeitlichen und körperlichen Aufwands machen alle die Arbeit gerne zur Erhaltung des Kulturguts des Brotbackens. Gelebte Tradition im Golddorf Ilsenbach.
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