Arthrose betreffe durch die zunehmende Lebenserwartung mittlerweile nahezu jeden, erklärte Eißner, Chefärztin der Orthopädischen Reha am Gesundheitszentrum in Waldsassen, eingangs. Wissenschaftler hätten herausgefunden, dass unser Skelett auf ein Alter von rund 40 Jahren ausgelegt ist, "wir werden aber mittlerweile doppelt so alt".
Das Wort "Arthrose" bedeute übersetzt Gelenkkrankheit, wobei genau genommen der Knorpel gemeint sei. Männer seien davon meistens weniger betroffen, sagte die Rednerin, die auch die Unterschiede zu Rheuma, Gicht und Borreliose aufzeigte. Übergewicht, familiäre Hintergründe, Verletzungen und eine Fehlstatik könnten Arthrose deutlich begünstigen. Auch gebe von Mensch zu Mensch unterschiedliche Qualitäten an Knorpel. Die Krankheit verlaufe schleichend, sie sei aber vor allem am Morgen beim Aufstehen zu spüren.
Beim Joggen wirke das Siebenfache der Körpergewichts auf die Gelenke. Deswegen warnte Eißner bei sportlicher Betätigung zu schnell zu viel vom eigenen Körper zu verlangen. Dennoch gilt das Stichwort "Wer rastet, der rostet". Regelmäßige sportliche Aktivität unter Entlastung des Körpergewichtes wie Übungen im Bewegungsbad oder Nordic Walking seien sehr empfehlenswert. "Gelenke wollen bewegt werden", betonte Eißner.
Meistens treten Arthrose an Knie, Hüfte, Finger, Sprunggelenken und Wirbelsäule auf. Einen Zaubertrank dagegen gebe es zwar nicht, jedoch könnten mit alten Hausmitteln wie Quarkwickeln und Wärmeanwendungen ebenso erhebliche Verbesserungen erzielt werden wie mit einer differenzierten medikamentösen Behandlung. Allenfalls einen Placebo-Effekt schrieb die Ärztin Salben zu, die angeblich tief in den Körper einziehen. Hier sei nach rund zwei Zentimetern aber Schluss, danach komme nichts mehr von der Salbe an. Schmunzelt fügte Eißner hinzu: "Sinnvoll sind Salben aber überall dort, wo kein Speck dran ist". Sinnvoll seien diese deswegen beim Einreiben am Knie oder den Fingergelenken, nicht jedoch an der Hüfte.
Auch warme Handschuhe bei Kälte, ein Aromaöl oder ein warmes Dinkelkissen könnten zur Entspannung beitragen. Teufelskraut sei die natürliche Art von Aspirin, Brennnesselkapseln wirkten entzündungshemmend und dienten dem Abtransport von Harnsäure. Hier empfahl die Rednerin aber immer ausreichend zu trinken.
Großen Wert legt die Chefärztin auch auf Physiotherapie. Deren Bedeutung werde vor allem von den Patienten zu oft unterschätzt. Diese sollten dem Physiotherapeuten gut zuzuhören und die Übungen zu Hause wiederholen. Auch gezielte Injektionen ins Kniegelenk könnten bei einer leichten Arthrose hilfreich sein.
Weiter ging Eißner auf Akupunktur, Strombehandlungen und Ultraschall ein. Ziel all dieser Maßnahmen sei es, das schnelle Fortschreiten der Arthrose hinauszuzögern. Der beste Zeitpunkt für eine operativen Therapie sei derjenige, an dem die Lebensqualität erheblich eingeschränkt werde - trotz konservativer Maßnahmen, die zuvor genutzt werden sollten. Im Anschluss an ihren Vortrag beantworte die Chefärztin Fragen der Zuhörer. Vor einer OP sollten die Meinungen mehrerer Ärzte eingeholt werden. Denn eine Kernspinuntersuchung der Bandscheibe zeige beispielsweise nicht an, wo der Schmerz herkomme. Hier helfe dann ein Physiotherapeut weiter.
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