"Das ist die erste deutsche Kanone auf englischem Boden": Diese Aussage galt bei beim "War and Peace Revival" Thomas Krenzer von der Reservistenkameradschaft. Er hatte das Abenteuer auf sich genommen, mit seinem US-Militärtransporter M813 und seinem Artilleriegeschütz M1 ("Long Tom") zu dem Treffen in Kent zu fahren. Von seinen Erfahrungen berichtete er am Samstag beim Informationsstammtisch der Reservisten.
Fast gescheitert wäre die Fahrt gescheitert, bevor er sie überhaupt angetreten hätte. Viel Unterstützung erhielt Thomas Krenzer aus dem Markt Weidenberg vom Landratsamt Bayreuth. Mit dem Wechselkennzeichen "06" der 14 Tonnen schweren Long Tom durfte er nicht ins Ausland. Er benötigte ein Wechselkennzeichen "07" und eine Bescheinigung des Bundeskriminalamtes, der Bundeswehr und des Wirtschaftministeriums, dass die Kanone ein Böller ist und keine Kriegswaffeneigenschaft besitzt. "Dann habe ich den TÜV erschreckt", berichtete Krenzer als er zur Abnahme vorfuhr. Beim zweiten Anlauf erhielt er den benötigten Stempel.
Was für die Fahrt durch Belgien und Frankreich nach England noch fehlte war eine grüne Versicherungskarte. "Keiner wollte mich versichern", berichtete Krenzer. Manfred Fischer, ebenfalls Mitglied der Reservistenkameradschaft, gelang es am Tag vor der geplanten Fahrt noch eine Schweizer Versicherung ausfindig zu machen. Die Plätze auf der Fähre und beim "War and Peace Revival" waren bereits reserviert.
Am Samstag, 21. Juli, erfolgte endlich die Abfahrt mit dem historischen Gespann. Die Fahrt endete abrupt 60 Kilometer vor Köln. Die Wasserpumpe gab ihren Geist auf. Als Mitglied des ADAC erhoffte er sich von dort Hilfe. Sie wurde abgelehnt, weil er keinen Lkw-Schutzbrief besaß. Der einzige Hinweis war der auf einen teueren Truck-Service. Hilfe erhielt Krenzer von einem Freund aus Pegnitz, der wieder jemand kannte, der 15 Kilometer von der havarierten Stelle wohnte und zufällig zwei Wasserpumpen hatte. Am Sonntag in der Früh um 6 Uhr bauten sie die erste ein, doch sie passte nicht. Erst nachdem sie die zweite Pumpe geholt und angeschlossen hatten, ging es weiter.
Auf dem Weg zur Fähre sah es laut Krenzer an einer Stelle so aus wie bei einem großen Zirkus. Es war das Zeltlager von Flüchtlingen. Viele saßen auf den Leitplanken und warteten darauf, auf einen Lkw aufspringen zu können, um so mit der Fähre nach England zu gelangen. Allerdings flüchteten sie beim Anblick seines militärischen Gespanns. Der englische Zoll durchsuchte es auf der Fähre. Nach Sprengstoff, vermutete Krenzer und lag falsch. Denn die Zöllner waren auf der Suche nach Migranten.
Dass man den Oberfranken aus Bayern bei einer Demonstration bei dem größten Militärtreffen als Österreicher vorstellte, war ein anderes Kapitel. Dafür erhielt er eine Einladung nach Wien, um dort zu schießen. Einen Böllerschuss musste er aber in Kent abgeben. Das erforderliche Schießpulver von "nur" vier Kilogramm spendeten die Engländer, da es bislang bei der Militärschau noch keine Long Tom mit einem Kaliber von 155 Millimetern gegeben hatte. Entsprechend lang war der Applaus von rund 3000 Zuschauern bei seinem Demonstrationsschuss. Eine Einladung für 2019 folgte prompt.
Ehrlich gab Thomas Krenzer in seiner bebilderten Rückschau zu, befürchtet zu haben, auf allerhand "militärische Spinner" in Engeland zu treffen. Doch: "Ich habe keinen gesehen, über den etwas Negatives zu sagen wäre." Im Mittelpunkt des Treffens auf der Hop Farm in Kent standen neben Hunderten von Panzern militärische Fahrzeuge und das Waffenarsenal aus allen Kriegsepochen. Kriegsszenen wurden nachgestellt und der auf den Schlachtfeldern zurückgelassene Schrecken.
Laut Krenzer wäre eine derartige Veranstaltung in Deutschland nicht vorstellbar, auch weil alle Ausstellungsstücke unbewacht und frei zugänglich waren und die Besucher auf den Panzern mitfahren durften.
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