Eingangs forderte Referentin Dr. Monika Weiderer anhand verschiedener Fragen die Zuhörer auf, sich an etwas Positives des Tages zu erinnern. "Wenn Sie dies ziemlich schnell können, leiden Sie nicht an einer Depression", meinte die Referentin, die mahnte, dass es zur Natur des Menschen gehöre, manchmal einige Tage schlecht drauf zu sein. "Deswegen ist man aber nicht gleich krank", sagte Weiderer. Erst wenn sich die Stimmungslage über einen längeren Zeitraum verschlechtere, man sich zunehmend von der Gesellschaft abkapsle und alles nur noch negativ sehe, komme es meist schleichend zu einer Depression.
Insgesamt seien über vier Millionen Menschen in Deutschland depressiv, wobei die Dunkelziffer sicherlich höher liege, wusste die Ärztin. "Frauen sind fast doppelt so oft depressiv wie Männer." Die Krankheit gehe dabei quer durch alle Bevölkerungsschichten und habe auch bei prominenten Persönlichkeiten wie Fußballspieler Sebastian Deisler oder Hollywood-Star Robin Williams nicht halt gemacht. Studien von Krankenkassen bewiesen zudem, dass Depressionen mittlerweile die häufigste psychische Erkrankung von Arbeitnehmern sind.
Die Referentin zeigte vier verschiedene Verlaufsformen auf, wie sich eine Depression auf die Psyche eines Menschen auswirken kann. Hauptsymptome seien meistens eine dauerhaft gedrückte Stimmung, eine Interessens- und Freudlosigkeit im Alltag, Antriebsmangel und eine ständige negative Selbsteinschätzung der eigenen Person. Aber auch Schlafstörungen oder Appetitlosigkeit könnten manchmal Vorboten einer Depression sein. "Dieses negative Denken über sich selbst, die Umwelt und die Zukunft kann biologische, psychologische oder soziale Ursachen haben."
Wer sich dieser Ursachen bewusst ist, könne aber auch etwas dagegen unternehmen. "Aber auch unerwartete kritische Lebensereignisse, wie der plötzliche Tod eines geliebten Menschen oder Traumata, können Depressionen hervorrufen." Selbst eine Beförderung, die eigene Hochzeit oder das Elternwerden könne depressiv machen, da man sich der dazugehörigen Verantwortung nicht gewachsen fühle. In der Arbeit führe dauernder Stress oftmals zu einem „Burnout“, wobei hier der Betroffene in der Freizeit noch funktioniere, nicht aber, sobald er wieder in die Arbeit muss.
Auch warnte die Referentin vor „erlernter Hilflosigkeit“, wenn das Umfeld um einen herum ständig nur negativ denkt und handelt. Depressionen stiegen zudem im Winter um rund zehn Prozent an. Fehltage im Beruf erhöhten sich, es komme zu Konzentrationsproblemen und man gelange schnell in eine Depressionsspirale, warnte Dr. Weiderer. "Der Tiefpunkt einer Depression ist aber nicht der Suizid-Versuch, sondern hier liegen Menschen oftmals nur noch im Bett und können sich zu nichts mehr aufraffen."
Behandlungsform sei meist zuerst eine Psychotherapie, bei der das kognitive Verhalten verändert werden soll. Positives Denken über sich selbst und seine Umwelt führe hier meist zu positivem Verhalten und man lerne langsam aber sicher, den Schalter wieder umzulegen. "Hilft dies nicht oder ist die Depression fortgeschritten, können Antidepressiva helfen, die nur von Psychiatern verschrieben werden können." Die Referentin mahnte dazu, diese regelmäßig zu nehmen und nicht abzusetzen, wenn sich kurzfristig Besserung einstellt, was leider zu oft getan wird.
Auch durch Lichttherapien, Schlafentzug oder vor allem Sport könne man gegen Depressionen vorgehen. "Gehen Sie an die frische Luft und reden mit den Menschen, die Sie beim Spazieren treffen", forderte Weiderer auf. "Gönnen Sie sich auch einmal ein gutes Essen und genießen dieses bewusst", lautete ein weiterer Tipp. Durch kleine Schritte gelange man so in eine Aufwärtsspirale, die durch weitere positive Erlebnisse zur Besserung führe.
Helfen könnten Angehörige und Freunde depressiven Menschen nicht, indem man diese tröstet oder gar Vorwürfe macht. "Reden Sie miteinander, zeigen Sie ernsthaft Verständnis, motivieren Sie die Betroffenen zum Handeln auf und haben Sie vor allem Geduld", empfahl die Psychotherapeutin den zahlreichen Zuhörern. "Jeder von uns braucht eine langfristige Aufgabe und somit einen Sinn im Leben, damit wir ausgeglichen sein können." Vorsitzende Claudia Porst dankte mit einem Präsent für den Vortrag, zu dem auch Pfarrer Markus Bruckner und Kaplan Justin Kishimbe gekommen waren.
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