Irchenrieth
21.06.2019 - 12:01 Uhr

Kirchensanierung in Irchenrieth braucht langen Atem

Seit über einem Jahr dürfen die Irchenriether ihre Barbarakirche nicht betreten. Teile der Deckenverkleidung hatten sich gelöst und machten eine Sperrung notwendig. Seitdem läuft die Planung der Sanierung auf Hochtouren.

Auf einer Fläche von rund zwei Quadratmetern ist der Deckenputz abgeplatzt. Architekt Roland Pflaum und Pfarrer Alfons Forster inspizieren die Trägerkonstruktion aus dem Baujahr 1725. Bild: Gabi Schönberger
Auf einer Fläche von rund zwei Quadratmetern ist der Deckenputz abgeplatzt. Architekt Roland Pflaum und Pfarrer Alfons Forster inspizieren die Trägerkonstruktion aus dem Baujahr 1725.

Der Schreck saß tief, als im April 2018 der Putz von oben auf die Kirchenbänke krachte. Seitdem klafft ein zwei bis drei Quadratmeter großes Loch in der Kirchendecke. Die Barbarakirche ist geschlossen. Die Gottesdienste finden vorübergehend in Michldorf statt. Für Pfarrer Alfons Forster trotzdem alles halb so schlimm. Er ist unendlich dankbar, dass bei dem Unglück damals die Kirche leer war und niemand verletzt wurde. "Und der Schaden am Bauwerk lässt sich beheben."

Die Planung der Sanierung erweist sich jedoch aufwändiger als gedacht. Wochen und Monate vergingen, in denen auf Ergebnisse von verschiedenen Gutachtern gewartet wurde. "Das letzte und wichtigste steht noch aus", sagen Pfarrer Forster und der Irchenriether Architekt Roland Pflaum. "Wir wissen immer noch nicht, wie groß die Schäden sind." Das Ergebnis des Gutachtens entscheidet, in welchem Umfang die Kirche saniert werden muss und wie teuer die Maßnahme wird. Pflaum hofft, dass es in den nächsten ein bis zwei Wochen vorliegt.

Keine Kirchenunterlagen

Vieles musste seit dem Vorfall organisiert werden. Helfer räumten zunächst die Kirchenbänke raus. "Die lagern jetzt beim Willi Schwab in der Scheune", sagt Pfarrer Forster. Ein Gerüst wurde aufgebaut, der Schaden an der Decke von der Fachfirma Eis aus Lappersdorf begutachtet und gesichert. Die Decke wurde komplett abgeklopft und Probebohrungen vorgenommen. Das Vorgehen war von Anfang an mit dem bischöflichen Baureferat in Regensburg abgestimmt. Auch das Amt für Denkmalpflege sei mit im Boot. "Da es so gut wie keine Unterlagen über die 1752 erbaute Kirche gibt, wollte das Denkmalamt grundlegende Dinge zum baulichen Zustand geklärt wissen. Das ist aufwendig und braucht Zeit", erklärt Architekt Pflaum. Schmunzelnd fügt Pfarrer Forster hinzu: "Früher hat der Kirchenmaler als Sachverständiger gereicht, heute braucht es viele Gutachten."

Die digitale Bestandsaufnahme - mittlerweile Standard - übernahmen die Ingenieure von Galileo-ip in Altenstadt/WN. "Sie haben das ganze Gebäude und vor allem den Dachstuhl vermessen." Ihr Gutachten ist die Grundlage für das statische Plangutachten, das das Ingenieurbüro Bodensteiner aus Weiden ausführt. Zusätzlich wurde auch das Fundament untersucht. Diese Arbeiten konnten in dieser Woche abgeschlossen werden. In zwei Schränken tauchten dann auch noch Holzwürmer auf. Zum Glück aber nur dort. Für einen größeren Schädlingsbefall im Kirchengebäude fanden die Experten keine Bestätigung.

Warum der Putz sich von der Kirchendecke löste, darüber kann Architekt Pflaum nur spekulieren. 1980 war schon einmal ein kleines Stück herausgebrochen. "Es könnten sich Hohlräume zwischen dem Putzträger, eine Holzunterkonstruktion, und dem Putz gebildet haben." Auch Feuchtigkeit könnte ein Problem sein. Entscheidend sei, ob es am Tragwerk Schäden gibt. "Da müssen wir eben auf das Gutachten warten."

Eisenträger im Dachstuhl gefunden

Die letzten großen Restaurierungsarbeiten in der St.-Barbara-Kirche fanden 1994 an der Turm- und Dachkonstruktion statt. "Damals wurden auch vermutlich die zwei Eisenträger im Dachboden eingezogen, auf die wir jetzt gestoßen sind", sagt Forster. "Ob das damals richtig war, wird sich zeigen." Der Statiker müsse entscheiden, ob die Verbindungen der Holzkonstruktion im Dachstuhl kraftschlüssig sitzen", erklärt Experte Pflaum. Der Stand der Technik sei heute sicherlich ein anderer, doch damals waren sie auf der Höhe der Zeit.

Wie teuer die ganze Maßnahme wird, könne noch niemand sagen. "Die Pfarrei ist erst einmal in Vorleistung gegangen", sagt Pfarrer Forster. "Rund 10 000 Euro für die Gutachten und das Gerüst sind da schon zusammengekommen." Einzig schade sei, so der Geistliche, dass es seit einem Jahr keine Taufe mehr im Ort gegeben hat. Die Irchenriether würden ihn schon immer wieder fragen, wie es um "ihre Kirche" steht. Das berühre ihn. Auch er wünsche sich, dass es nun zügig weitergeht und nicht so endet, wie er vor Kurzem bei einem Ausflug in die Rhön gesehen hat. "Dort soll auch eine Kirche saniert werden. Der Planungsbeginn war 2010. Auf der Bauverlauftafel steht, was seitdem alles geschehen ist. 2015 wurde scheinbar mit den Planungen aufgehört, die Sanierung ruht." So weit soll es aber in Irchenrieth nicht kommen, bleibt der Hausherr zuversichtlich.

Auf den ersten Blick scheint im Dachstuhl alles in Ordnung. Das statische Gutachten soll Klarheit bringen. Bild: Gabi Schönberger
Auf den ersten Blick scheint im Dachstuhl alles in Ordnung. Das statische Gutachten soll Klarheit bringen.
Auf der Kirchenempore bringen Probebohrungen Gewissheit. Die Holzbalken sind wurmfrei. Bild: Gabi Schönberger
Auf der Kirchenempore bringen Probebohrungen Gewissheit. Die Holzbalken sind wurmfrei.
Über ein Jahr ist die Barbarakirche in Irchenrieth bereits geschlossen. Seitdem steht auch das Gerüst. Bild: Gabi Schönberger
Über ein Jahr ist die Barbarakirche in Irchenrieth bereits geschlossen. Seitdem steht auch das Gerüst.
Seit April 2018 können die Irchenriether ihre Kirche St. Barbara nicht betreten. Sie weichen nach Michldorf aus. Bild: Gabi Schönberger
Seit April 2018 können die Irchenriether ihre Kirche St. Barbara nicht betreten. Sie weichen nach Michldorf aus.
 
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