Kaltenbrunn bei Weiherhammer
01.10.2023 - 09:38 Uhr

Rund 400 Menschen nehmen in Kaltenbrunn Abschied von Pfarrerssohn Johannes Naujoks

Eine große Trauergemeinde nahm von ihm Abschied: Im Alter von nur 31 Jahren verstarb Johannes Naujoks, der Sohn von Pfarrer Dominic Naujoks.

Johannes Naujoks ist im Alter von 31 Jahren verstorben. Symbolbild: Julian Stratenschulte
Johannes Naujoks ist im Alter von 31 Jahren verstorben.

Trauer und große Anteilnahme über Kaltenbrunn hinaus hatte die Nachricht vom völlig unerwarteten Tod von Johannes Naujoks im Alter von 31 Jahren ausgelöst. Rund 400 Menschen bekundeten am Samstag ihr Mitgefühl mit der Pfarrersfamilie.

„Es ist so schwer von ihm Abschied zu nehmen, ihn loszulassen. Jeder und jede von euch hat seine Erlebnisse mit Johannes, und es ist unfassbar, dass ein Platz in Zukunft leer bleiben wird und seine Stimme still,“ sagte Pfarrerin Stefanie Endruweit beim Gottesdienst in der bis in den Windfang vollen katholischen St.-Martins-Kirche. Auch Freunde aus dem Wichernhaus Altdorf waren im Rollstuhl vor dem aufgebahrten Sarg zugegen. Der Posaunenchor und Organist Hermann Prölß begleiteten den Gemeindegesang.

Seinen Konfirmationsspruch, der ihm wohl Mut gemacht habe, passe auf so vielfältige Weise zu ihm, „denn aufgegeben hat Johannes nicht", wie Endruweit mit Beispielen ausdrückte. „Ganz fest vertrauen wir darauf, dass Johannes jetzt bei Gott geborgen und frei und ohne jede Behinderung ist, dass alle Fragen, aller Schmerz und alle Wut sich auch in Dankbarkeit wandeln, für all das, was Johannes mit seinem Leben in unserem Leben verändert, bewirkt und bewegt hat“, betonte Endruweit. Und so gelte der Konfirmationsspruch heute allen: „Die auf Gott harren, kriegen neue Kraft, heute, in den Tagen der Trauer und in Ewigkeit.“

Sein Lieblingslied „It's my life“ von Bon Jovi, das Mäx Braun sang und mit Keyboard begleitete sowie Pfarrerin Endruweit, die übersetzte Liedstellen vortrug, sei auch zu einem Protestlied gegen jede Behinderung für Johannes geworden, bemerkte der jüngste der fünf Naujoks-Geschwister, Kilian. „Die Ängste, denen er sich stellen musste und Herausforderungen als Rollifahrer waren oft groß. Nach seiner schweren Erkrankung 1999 hat er sich das Leben zurückerobert, seine Ziele erkämpft und sich ein eigenständiges Leben aufgebaut. Trotz allem besuchte er Konzerte, setzte sich im Heimbeirat in Altdorf ein, schaffte es beim Karate sogar bis zur Europameisterschaft und Platz zwei in der Kategorie Show. Die Brüche waren immer da, das lange Koma und Locked-In-Syndrom haben Belastungen hervorgerufen, die immer wieder hochkamen. Zuletzt war Johannes sehr zufrieden, hatte er sein Ziel des selbständigen Lebens erreicht, war glücklich in Altdorf zu leben. Er wollte sich für andere Menschen im Rollstuhl einsetzen, Seelsorger werden, ein Buch schreiben und eine Stiftung gründen, um Personen im Wachkoma etwas Gutes zu tun. Johannes war mehr als ein Mann im Rollstuhl, er ist und bleibt auch eine Inspiration.“

Der Posaunenchor führte den langen Trauerzug zum Friedhof an. Nach der Einsegnung nahm die Trauergemeinde tief bewegt Abschied am Grab.

 
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