Das Magazin "Stern" und das Institut "Statista" nahmen im Mai und Juni Mathe-Apps, Online-Nachhilfen und virtuelle Weiterbildungskurse unter die Lupe. Dabei befragten sie fast 8000 Schüler und Erwachsene über ihre Erfahrungen mit den 113 meistbesuchten Websites und Apps. In die Bewertung flossen 13 Kategorien ein.
Seit knapp drei Wochen liegt das Ergebnis vor. Fazit: Antolin.de ist für das Fach Deutsch mit weitem Abstand das geeignetste Angebot für Schüler. Das Prinzip ist simpel: Kinder lesen ein Buch, melden sich bei antolin.de an und beantworten dann Fragen zum Inhalt. Für die richtigen Antworten gibt es Punkte. Das stachelt den Leseehrgeiz an und schärft das Textverständnis.
Mittlerweile veranstalten Grundschulen Antolin-Wettbewerbe und küren die eifrigsten Leser mit Urkunden. Das allerdings war von Entwickler Albert Hoffmann nie geplant. Erlebt am Ortsrand von Passau und ist in Kaltenbrunn aufgewachsen. Der pensionierte Grund- und Hauptschullehrer bezeichnet sich selbst als "Büchernarr" und will Kindern einfach Freude am Lesen, speziell auch am gedruckten Wort, vermitteln.
Kein Stress sondern Hobby
Hoffmann ist 72 Jahre alt. Die von ihm entwickelten Lernsoftwares antolin.de, onilo.de und rotwal.de sind enorm erfolgreich. Allein Antolin ist inzwischen in 14 Sprachen verfügbar und hat Hunderttausende von Nutzern, darunter über 100 deutsche Schulen auf allen Kontinenten.
Wie viele es genau sind, verrät Hoffmann nicht. "Das will der Westermann-Verlag nicht." Das renommierte Haus aus Braunschweig vermarktet Antolin inzwischen. Drei bis vier Mitarbeiter sind ausschließlich mit Technik und Redaktion der Plattform beschäftigt.
Hoffmann selbst investiert jeden Tag rund sieben Stunden Arbeit in seine Portale, ohne dass es ihm schwerfällt. "Das ist ein tolles Hobby. Man braut doch etwas im Leben, das einem Freude macht", sagt der Vater von drei Kindern, die längst aus dem Haus sind.
Finanziell hat er die Arbeit an Antolin & Co. ohnehin nicht nötig. Geld war auch nie der Antrieb dafür. Vor 20 Jahren unterrichtete Hoffmann in Malaysia. Über seine Tochter, die dort eine amerikanische Schule besuchte, lernte er eine US-Lesesoftware kennen, die mit dem Antolin-Prinzip nichts zu tun hatte. Doch daraus entstand die Idee, Sprache und Literatur online zu vermitteln.
Hoffmanns ältester Sohn Raffael, promovierter Informatiker und Abteilungsleiter bei Google im Silicon Valley, realisierte die Pläne technisch. 2001 ging Antolin erstmals online. "Wir sind damit älter als Facebook", kann es sein Schöpfer kaum glauben.
Über den Westermann-Verlag beschicken heute etwa 35 freie Mitarbeitern aus dem deutschsprachigen Raum, oft Lehrer oder Eltern, Antolin mit Fragesätzen zu Kinder- und Jugendbüchern. Die Buchverlage selbst reißen sich ebenfalls darum, dass Antolin ihre Werke im Netz begleitet.
Hilfen für Schwächere
Zuletzt ließ Hoffmann eine Audio-Funktion einbauen. "Damit kann der gelesene Satz mitgehört werden. Das soll eine Hilfe für schwächere Schüler sein." Denn bei allem Erfolg und eigener Begeisterung: Albert Hoffmann verliert nie den pädagogischen Ansatz aus den Augen. Der war inzwischen schon Stoff für Master- und Zulassungsarbeiten an Universitäten. "Aber die Stern-Studie ist tiefgehender", freut sich der Kaltenbrunner über die jüngste Auszeichnung.
Aus der anfänglichen Tüftelei ist inzwischen ein Lebenswerk geworden. Hoffmann ist als Referent gefragt. Mitte dieser Woche war er zwei Tage in Wien zu einer Diskussion über Leseförderung. Eingeladen hat ein ganz normaler Sortimentsbuchhändler. "Er hat die Erfahrung gemacht, dass ihn immer mehr Kunden fragen, ob dieses oder jenes Buch auch bei Antolin gelistet ist und wollte mich mal kennenlernen."
Das Angebot nahm der frühere Augustinus-Abiturient gerne an. "Es ist ganz in meinem Sinne, wenn ich dazu beitragen kann, dass Leute in Buchhandlungen gehen."
Ein Porträt des Antolin-Erfinders Albert Hoffmann
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