Da es die Bärenfigur auch in anderen slawischen Ländern im Karneval gibt, wird der Ursprung der Faschingsbräuche in Tschechien in den vorchristlichen slawischen Feiern zum Ende des Winters gesehen. Die erste Erwähnung geht bis ins 13. Jahrhundert zurück.
Der tschechische Begriff für Fasching "masopust" leitet sich aus den Worten "maso" (Fleisch) und "opustění" (Verlassen) ab und steht auch in Zusammenhang mit dem Ursprung des Wortes "Karneval", das sich aus dem Italienischen "carne levare" (das Fleisch wegnehmen) ableitet. Fasching oder Karneval symbolisiert eine Zeit ausgelassenen Schmausens und ungezügelter Fröhlichkeit.
Der Fasching in Tschechien beginnt nach Dreikönig und dauert bis Faschingsdienstag. Traditionell bildeten die Straßenumzüge der Maskierten dabei nur den Höhepunkt. Denn es war auch die Zeit ausgedehnter Hochzeitsfeiern, Hausschlachtungen sowie die klassische Ballsaison. Der Habsburger Kaiser Joseph II. verbot den Karneval, der ihm als sündige Zügellosigkeit ein Dorn im Auge war.
In einigen ländlichen Regionen des heutigen Tschechiens, in denen sich die Traditionen stärker und länger bewahrten als in den Städten, setzte man sich über dieses Verbot hinweg und konnte die Tradition dadurch bewahren. Am sogenannten "fetten Donnerstag" in der Woche vor dem Aschermittwoch soll jeder so viel essen und trinken, wie er kann, um das ganze Jahr über bei Kräften zu bleiben. Der Faschingssonntag heißt übersetzt "Tanzsonntag" und markiert den Anfang des Faschingstreibens durch ausgelassenes Tanzen, das bis in die Morgenstunden dauern kann.
Höhepunkt ist der Faschingsdienstag, an dem Maskenumzüge und Theateraufführungen stattfinden. Zu den beliebtesten Szenen gehört die "Gerichtsverhandlung mit dem Trunkenbold Bacchus" in Anlehnung an den römischen Gott der Vegetation und Fruchtbarkeit. Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. In Mähren werden an diesem Tag mancherorts symbolisch die Kontrabässe zu Grabe getragen, um das Ende der ausgelassenen Fröhlichkeit zu symbolisieren.
Eine besonders lange Tradition hat der Fasching in der ostböhmischen Region um Hlinsko. Wegen der langen Tradition, die von Generation zu Generation weitergegeben wird, haben es die dortigen Faschingsumzüge sogar als immaterielles Kulturerbe zu einem Unesco-Eintrag gebracht.
Im Kommunismus wurde der Fasching unterdrückt. Heute erfreut er sich wieder wachsender Beliebtheit, vor allem bei Familien mit Kindern. In vielen ländlichen Regionen Tschechiens werden nach wie vor die alten Traditionen gepflegt.
Und auch wer sich nicht verkleiden mag, besucht meistens trotzdem gerne einen der gesellschaftlichen Bälle, die in dieser Zeit traditionell im ganzen Land stattfinden. Auf den Bällen wird dann auch schon mal die beste Verkleidung prämiert, die hierzulande berüchtigten Büttenreden sucht man bei unseren Nachbarn aber vergeblich.
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