Kastl bei Kemnath
26.04.2023 - 11:52 Uhr

Ganz Kastl beim 100. Jubiläum des Kriegerdenkmals auf den Beinen

Das 100. Jubiläum des Kriegerdenkmals feierten die Kastler mit einem großen Fest. Mit im Mittelpunkt stand auch der Militärgeneralvikar aus Berlin, der das Mahnmal von früher kennt.

Mitten im alten Ortskern, am Fuße des Kirchberges steht in Kastl das Kriegerdenkmal. 1923 errichtet, wurde es später mit zwei Tafeln zum Gedenken der im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten ergänzt. Zum 100. Jahrestag der Weihe hatte die Krieger- und -Soldatenkameradschaft zu einem Festakt eingeladen, der mit einem prächtigen Festzug vom Schützenheim hin zum Kriegerdenkmal begann. Insgesamt 20 Vereine aus der Gemeinde und der Umgebung hatten sich herausgeputzt und waren der Einladung gefolgt.

Unter freiem Himmel zelebrierten Pfarrer Heribert Stretz und Militärgeneralvikar Monsignore Reinhold Bartmann aus Berlin den Gottesdienst. Für Bartmann war das eine Rückkehr in die Heimat, denn 1970/71 hatte er in Kastl die Grundschule besucht. Von seinen Erinnerungen an diese Zeit erzählte er kurz beim Festakt.

Er betonte aber auch, dass das Kriegerdenkmal dazu da sei, die Erinnerung an das Leid und die Entbehrungen eines Krieges hochzuhalten. Nachhaltiger Wohlstand, Erfüllung der Grundbedürfnisse wie Lebenshaltung und Wohnung, Gesundheit und Pflege bei Krankheit und im Alter würden in einem Krieg von heute auf morgen zerstört. Bartmann überlegte auch, wie nachhaltig der gesellschaftliche Zusammenhalt in einer Krisenzeit aufrechterhalten werden würde.

In seiner Predigt betonte er, dass man sich zu jeder Zeit an Jesus wenden könne. „Jesus möchte nicht das Verderben, sondern den Frieden.“ Am Beispiel des Wunders bei der Hochzeit zu Kana, als Jesus Wasser in Wein verwandelte, machte er deutlich: „Das Leben ist kein Wunschkonzert! Jesus stellte klar: ,Was ich euch sage, das tut! Und wie ich euch begegnet bin, so begegnet einander!‘"

Not und Leid verhindern

Der Generalvikar rief die Bürger und Politiker auf, alles zu tun, dass neues Leid und Not verhindert werden. „Krieg und Gewalt dürfen nicht das Mittel der Wahl sein. Krieg ist kein Mittel des Stärkeren.“ Bartmann verwies auf die vielen Krisenherde in der Welt und stellte das positive Wirken der Vereinten Nationen, die Menschenrechts-Charta und das Völkerrecht in den Mittelpunkt. Bürgermeister Hans Walter und der Vorsitzende der Krieger- und Soldatenkameradschaft (KSK), Michael Pühl, legten anschließend am Kriegerdenkmal einen Blumenkranz für die Verstorbenen der beiden Weltkriege nieder.

Ein besonderer Festakt war die Weihe der restaurierten Vereinsfahne von 1894. Generalvikar Reinhold Bartmann dehnte die Weihwasserspende auch auf das nahe Publikum aus. Schließlich zog die Festgemeinde wieder unter den Klängen der Eschenbacher Wirtshausmusikanten zum Kastler Schützenheim zurück.

Bürgermeister Hans Walter dankte der KSK für ihren Einsatz für den Ort, die Erhaltung und Pflege des Kriegerdenkmals und die Erhaltung der historischen Fahne. Unter den zahlreichen Ehrengästen befand sich auch Dr. Felicia von Grundherr, geborene Freifrau von Lindenfels, deren Ur-, Ur-, Urgroßtante Freifrau Flora von Lindenfels vor fast 130 Jahren maßgeblich die Finanzierung der Fahne ermöglicht hatte.

Für Walter ist es die Verantwortung der Gesellschaft, die Würde des Menschen zu schützen und zu achten, die Menschenrechte einzuhalten und Diskriminierung nicht zuzulassen. Das Kriegerdenkmal sei ein dauerhaftes Mahnmal für die direkten und indirekten Folgen von Krieg, Gewalt und Vertreibung und für alle, die in Kriegen ihr Leben gelassen haben. Es sei ein Mahnmal für den Frieden, dessen Bedeutung die heutige Jugend leider immer weniger kenne. Die Soldatenkameradschaften hätten nach 130 Jahren immer noch ihre Daseinsberechtigung.

Versöhnung und Neuanfang

Von den Ehrengästen erinnerte Landtagsabgeordneter Tobias Reiß an das politische Wirken in der Zeit der Entstehung des Kriegerdenkmals. KSK-Kreisvorsitzender Thomas Semba führte vor Augen, wie viele Kriege es derzeit in der Welt gibt. Er zeigte auf, dass es möglich sei, sich wieder zu versöhnen und einen Neuanfang zu wagen. Dr. Dario Vidojkovic, Bezirksgeschäftsführer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, mahnte: „Man muss jeden Tag am Frieden arbeiten!“ Er stellte die Arbeit der Kriegsgräberfürsorge vor und ehrte Jürgen Schreyer für die stets guten Sammelergebnisse des Volksbundes und übergab Geschenke an Bürgermeister Walter und KSK-Vorsitzenden Michael Pühl.

Anschließend trugen sich die Ehrengäste in das goldene Buch der Gemeinde ein. Den festlichen Abend umrahmten die Eschenbacher Wirtshausmusikanten.

 
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