Kemnath
02.08.2019 - 10:03 Uhr

Anonyme Hilfe für Suchtkranke

Zwölf Fachambulanzen für Suchtprobleme unterhält die Caritas Suchtstelle Ostbayern. Eine davon ist in Tirschenreuth. Dort oder in der Außenstelle in Kemnath finden Betroffene Hilfe in Sachen Sucht.

Diplom-Sozialpädagoge Klaus-Georg Bär ist Ansprechpartner bei den Außensprechstunden in Kemnath. Bild: jzk
Diplom-Sozialpädagoge Klaus-Georg Bär ist Ansprechpartner bei den Außensprechstunden in Kemnath.

"Die Arbeit unserer Fachambulanz für Suchtprobleme ist geprägt von einer hohen Auslastung durch hilfesuchende Menschen, die sich direkt oder auf Vermittlung durch eine Fachstelle an uns wenden", erklärt Klaus-Georg Bär. Er leitet die Fachambulanz für Suchtprobleme (Caritas Suchthilfe) in Tirschenreuth und kommt an zwei Tagen nach Kemnath. Dort bietet er Personen mit Problemen im Umgang mit Alkohol, Nikotin, Medikamenten oder illegalen Drogen Information, Beratung, Behandlung und Nachsorge an. Ebenso Menschen mit Essstörungen (Bulimie, Anorexie, Essbrechsucht) oder mit problematischem Spielverhalten (Glücks-, Automaten- und Internetrollenspiele) und Mediensucht (Computer, Handy).

Aber zuerst einmal soll der Klient sein Suchtproblem erkennen. Fragen wie "Welche Hilfen gibt es auf dem Weg der Veränderung?" und "Welcher Weg ist für mich der richtige?" sollen zufriedenstellend beantwortet werden. "Der Klient soll nach und nach befähigt werden, seine Lebenssituation zu ändern", betont Bär.

Prinzip der Freiwilligkeit

Die Fachambulanz bietet auch Ehepartnern, Angehörigen oder sonstigen Bezugspersonen aus dem sozialen Umfeld (Lehrer, Erzieher oder Arbeitgeber) Beratung und Begleitung an. "Die Zusammenarbeit erfolgt auf freiwilliger Basis und nur mit dem Einverständnis des Betroffenen", versichert der Diplom-Sozialpädagoge. Verschwiegenheit, Kostenfreiheit für Ratsuchende und auf Wunsch Anonymität seien garantiert. Möglich sei auch ein offener Austausch in einer geleiteten oder Orientierungsgruppe für Menschen mit Alkoholproblemen. Ein Kooperationsvertrag regele eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Bezirkskrankenhaus in Wöllershof.

"Problem Nummer eins ist bei uns der Alkohol, gefolgt von Cannabis und Modedrogen wie Crystal Meth, Kräutermischungen und Badesalzen", berichtete Bär. Hilfesuchende würden motiviert und mit ihnen werde ein Hilfeplan erstellt. Auf Wunsch wird Hilfe bei der Suche nach einer geeigneten ambulanten Therapie oder bei der Auswahl einer Fachklinik für die stationäre Entgiftung oder Entwöhnung angeboten. Unterstützung gebe es auch bei Kontakten zum Jugend- oder Sozialamt, Jobcenter, zu Krankenkassen oder Rentenversicherungsträgern. Möglich ist zudem eine psychosoziale Begleitung bei einer Substitution, beispielsweise mit Methadon in einer speziellen Arztpraxis oder Klink.

Wichtig sind ebenfalls Beratungen über unterschiedliche Lösungswege und die Unterstützung bei materiellen Problemen und sozialen Notlagen (Finanzen, Wohnung, Arbeit, Kontakte). Manchmal werden auch Hausbesuche oder Besuche im Krankenhaus angeboten.

Einstellung entscheidend

"Wir informieren über bestehende Selbsthilfegruppen, Unterstützungs- und Betreuungsmöglichkeiten", erläutert Bär die Hilfe zur Selbsthilfe an". Entscheidend sei allerdings die Einstellung des Hilfesuchenden: "Wer sich nicht ändern will, dem können wir schlecht helfen." Die meisten Klienten kämen aus eigenem Antrieb, weil es ihnen schlecht gehe, die anderen seien überwiegend Angehörige. Außerdem suchten Vorgesetzte, Kollegen, Betreuer oder Erzieher die Fachambulanz auf. "Therapie ist zu jedem Zeitpunkt, in jedem Stadium möglich" lautet ein Grundsatz der Suchtberatung.

Ausdrücklich lobt Bär die gute Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus und den Ärzten in Kemnath. Wünschenswert wäre, die Hemmschwelle für die Hilfesuchenden weiter abzubauen, denn "je früher einer zu uns kommt, desto besser können wir ihm helfen."

Außensprechstunden der Suchtberatungsstelle in Kemnath: Montag von 8 bis 12.30 Uhr und Donnerstag von 8 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr. Eine vorherige Terminvereinbarung mit der Hauptstelle in Tirschenreuth, Telefon 09631/79891-0 ist erwünscht.

 
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