Kemnath
24.07.2023 - 12:22 Uhr

Mit der Baderin durch die historische Altstadt

Die Darsteller von historischen Persönlichkeiten gaben bei Führungen Einblicke in die Kemnather Stadtgeschichte. Viele von ihnen können sich gut mit ihrem Protagonisten identifizieren.

Sehr gut gefallen hat den ehemaligen Absolventen der Kemnather Realschule eine Historische Stadtführung. Nach einer kurzen Einführung zur über 1000 Jahre währenden Geschichte der Stadt Kemnath übernahm Pauline Bäumler als Baderin die Führung durch die Altstadt. Singend tauchte zunächst Josef Zaglmann als Kantor und Schuldramatiker Wolfgang Schmelzl in historischer Gewandung hinter dem Schmelzbrunnen auf dem Rathausplatz auf. Kurz schilderte er Schmelzls bewegtes Leben in Wien als Musiker, Dichter und Lehrer am Schottenkloster und als Feldkaplan beim Türkenfeldzug. „Deshalb war es höchste Zeit, dass in meiner Heimatstadt jetzt eine Straße nach mir benannt wurde“, meinte er, bevor er sich singend wieder verabschiedete.

Vor dem Asyl in der Trautenbergstraße erzählte die Baderin, wie es zur Gründung der Stiftung kam: Ein furchtbares Unglück bei der Jagd im Jahr 1531 verfolgte den Herrn von Trautenberg sein ganzes Leben lang. Sein abgefälschter Schuss traf einen Treiber tödlich. Im Verein mit der Stadt Kemnath stiftete er ein „Ewig Bruderhaus und Hospital zu Kemnath“ für zehn Personen. Dasselbe wurde mit einem Gesamtbetrag von 8400 Gulden ausgestattet. Aufgenommen wurden nur „in Ehren abgehauste Männer“. Die sollten dort einen angemessenen Lebensabend verbringen können. Alles wurde genau geregelt: Jeder erhält alle zwei Wochen ein Bad, einmal pro Woche Fleisch und eine Mass Bier. Erlaubt sei, Musik zu hören und zu musizieren, das Singen von Liedern sei zu fördern.

Vor der ehemaligen landrichterlichen Fronfeste, dem heutigen Heimat- und Handfeuerwaffenmuseum, berichtete Martin Wittmann über die tragische Geschichte vom „Schmidmatzngirgl“. Er hatte sich nach einem Totschlag sieben Jahre in einer Felsenhöhle beim Silberhaus versteckt und war als letzter Delinquent Anfang des 19. Jahrhunderts in Kemnath hingerichtet worden. Auf dem Cammerloherplatz wartete Apfelwirt Armin Schinner auf die Teilnehmer. Er betreute die Poststation, die im Zeitalter der Kutschen eine wichtige Rolle spielte. Mit den Worten „Heute haben wir Besuch aus Übersee“ kündigte die Baderin den Auftritt der „Pinzer-Beckn-Resl“ (Liane Preininger) an. Diese schilderte das Schicksal der Kemnather Bäckerstochter, die mit 1878 als Zehnjährige mit ihrem Vater nach Amerika auswanderte. „Ihr Sohn wurde im Jahr 1959 vom Papst zum Kardinal ernannt“, erzählte sie. „Heute erinnert noch eine Straße an den berühmten Kemnather Ehrenbürger.“ Geschickt verpackt hatte Reinhard Herr als Pfarrer Arckhauer seine Informationen über die Kemnather Stadtpfarrkirche, den Stadtpatron Primian und den Gnadenstuhl in seiner Erzählung. „Als Kirchenpfleger in der Pfarrei Kemnath liegt mir die Rolle besonders am Herzen“, bekannte er.

Martin Meier ist Lehrer. Deshalb war ihm seine Rolle als Schulinspektor Johann Horn in der ehemaligen Lateinschule auf den Leib geschneidert. Vor der Bäckerei Krauß ging Vroni Krauß auf die Geschichte der ältesten Bäckerei Deutschland ein. Seit 450 Jahren ist sie im Familienbesitz. An der Sebastiansäule auf dem Stadtplatz erzählte Brandstifterin Sybilla Schimmel (Anna Müller-Rösch), wie sie sich 1948 dazu verleiten ließ, im Rausch ein Feuer in der Stadt zu legen, bei dem fast 100 Häuser abbrannten. „Ich kann mich gut in die Rolle von Sibylla Schimmel als Brandstifterin hineinversetzen“, sagte die Darstellerin. Die arme Magd sei skrupellos als Brandstifterin missbraucht worden. Sie habe nicht ahnen können, welche Folgen ihre Tat für die ganze Stadt hat.

 
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