Zahlreiche Mitglieder des Frauenbundes, darunter auch viele aus den Ortsverbänden im Landkreis Tirschenreuth, konnte Rita Ponnath, die Sprecherin des Führungsteams, zum Festakt willkommen heißen. "Die Leistung der Frauen in den vergangenen 100 Jahren kann gar nicht hoch genug gewürdigt werden", begann Barbara Stamm ihre Festansprache. 100 Jahre Frauenbund bedeuteten auch 100 Jahre Emanzipation.
Der Frauenbund sei in all den Jahren ihrer politischen Verantwortung immer ein ganz wichtiger Mitstreiter gewesen. "Er liegt mir auch heute noch am Herzen. Was Frauen unserer Generation, vor allem natürlich unsere Mütter und Großmütter erreicht haben, das ist einfach großartig." Aber die tatsächliche Gleichstellung sei auch im 21. Jahrhundert noch nicht Fakt, sondern immer noch das Ziel.
Bildung entscheidend
"An diesem Ziel müssen wir festhalten, und wir dürfen nicht glauben, dass das einmal Erreichte auf alle Zeiten gesichert wäre." Ganz entscheidend dafür sei die Bildung. Dass diese für Frauen und Mädchen mittlerweile einen so hohen Stellenwert habe, sei ganz zentral dem Frauenbund zu verdanken. "Heute stehen wir vor dem Phänomen, dass sogenannte klassische Frauenberufe wie etwa in der Pflege deutlich schlechter bezahlt werden als die klassischen Männerberufe." Ihre Sorge sei, dass die jungen Frauen heute zerrieben werden. Kinder und Karriere seien heute kein Widerspruch mehr, die Familie ist kein Auslauf-, sondern ein Zukunftsmodell.
"Ist alles, was machbar ist, auch ethisch vertretbar?", fragte die Rednerin. "Computerprogramme helfen nicht, die Verantwortung für die Mitmenschen zu lernen", warnte sie: "Die warme Hand ist nicht durch einen PC zu ersetzen." Je mehr Bewegung, Vielfalt und Entwicklung wir erlebten, desto nötiger brauche es unser Wertesystem als Gegengewicht. Der Umgang miteinander werde zunehmend rauer, ja zum Teil sogar hasserfüllt. Die sozialen Medien wirkten hier nicht sehr segensreich.
Die Arbeit des Frauenbundes sei immer von politischer Verantwortung geprägt gewesen. Diese sei auch heute noch sehr gefragt. Es gelte, für eine Gesellschaft einzutreten, in der Mitmenschlichkeit, Toleranz, Solidarität und Achtung der Menschenwürde gelebt werden, forderte Stamm. Dazu gehöre auch, Zeit füreinander zu haben, Gemeinsamkeiten und Partnerschaften zu pflegen, gegenseitige Wertschätzung, ehrenamtliche Tätigkeiten und Flüchtlingen in christlicher Nächstenliebe zu begegnen. "Aber die Integration müssen beide Seiten wollen", gab sie zu bedenken.
"Als der Kemnather Frauenbund gegründet wurde, war gerade einmal das aktive und passive Wahlrecht für Frauen eingeführt", blickte Ponnath zurück. Ellen Ammann, die Gründerin des Frauenbundes, sei 1919 mit sechs weiteren Frauen in den Landtag eingezogen. In Kemnath hätten sich für die Gründung 22 Frauen zusammen getan. Erste Vorsitzende sei Hedwig Fichtl gewesen, erster geistlicher Beirat Geistlicher Rat Pellenwessel.
Unter Rosi Hubmann, Elisabeth Ponnath, Maria Fick, Marianne Batke, Monika Kaspar, Erika Heining und Elke Burger habe sich der Kemnather Frauenbund zu dem entwickelt, was er heute ist. "Wir haben derzeit 172 Mitglieder und engagieren uns stark bei sozialen und caritativen Themen und bringen uns im Kirchenalltag ein", berichtete Ponnath. Auch nannte sie den Erhalt christlicher Traditionen und die Verkaufsaktionen, deren Erlös dort gespendet werden, wo finanzielle Hilfe dringend gebraucht werde. "Unterschriftenlisten, Mütterrente, Bildung, Gemeinschaft, Glaube, Ökumene, Weltgebetstag der Frauen, Solibrotaktion, Seniorennachmittage, Familie, Gesellschaft, Kultur und Wallfahrten sind Themen, mit denen wir uns ständig befassen." Die aktuelle Kampagne "Bewegen" des Frauenbundes Regensburg beinhalte Frauensolidarität, Verantwortung, Lohngerechtigkeit, Glaube und Weihe.
"Unser Verband ist ein Verband von Frauen für Frauen", sagte die stellvertretende Bezirksvorsitzende Rita König. Bürgermeister Werner Nickl sah im Frauenbund "eine wichtige Säule in unserer kirchlichen und politischen Gemeinde". Wenn er Kemnath als eine Familie sehe, "dann ist der Frauenbund die Mutter". Für die zukünftige Arbeit überreichte er Ponnath eine Geldspende. Auch Monsignore Thomas Pinzer sprach ein kurzes Grußwort und überreichte eine Spende des Diözesanverbandes Regensburg. Pfarrer Thomas Kraus, der neue geistliche Beirat, zitierte das Sprichwort: "Ein Pfarrer ohne Frauenbund ist ein ziemlich armer Hund."
Ponnath dankte den KEMs für die musikalische Untermalung des Festaktes. Nach dessen Ende hatten die Gäste Gelegenheit, an den Stellwänden Bilder aus der Geschichte des Kemnather Frauenbundes zu betrachten.
172 Mitglieder
68 Jahre beim Frauenbund
Neben Landtagspräsidentin a.D. Barbara Stamm standen die Jubilarinnen im Mittelpunkt des Festaktes zum 100-jährigen Bestehen des Kemnather Katholischen Frauenbundes. Die Ehrungen nahm Rita Ponnath vom Führungsteam vor:
20 Jahre: Jutta Deiml, Ilka Fischer und Irmgard Schmidt erhielten das Abzeichen in Silber. 40 Jahre: An Therese Meyer, Mariele Schönberger und Sofie Sollfrank ging das Abzeichen in Gold. 50 Jahre: Hildegard Kleinhempl und Babette Maurer nahmen je eine Nadel mit Stein entgegen. Maria Fick ist das älteste Mitglied. Sie gehört dem Zweigverein seit 68 Jahren an, davon jahrelang als Vorsitzende. Nicht nur Stamm sowie Monsignore Thomas Pinzer und die Pfarrer Konrad Amschl, Thomas Kraus und Dirk Grafe, sondern auch alle anderen Ehrengäste und viele Gäste gratulierten und dankten den Jubilarinnen.
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