Kemnath
14.01.2019 - 16:09 Uhr

Die Farben Marokkos

Seit Freitag ist die Stadtbücherei wieder um eine Attraktion reicher: Günter Haslbeck aus Cham eröffnet seine Aquarellausstellung "Die Farben Marokkos".

Der Künstler Günter Haslbeck freut sich, dass er seine Aquarelle in der Kemnather Stadtbücherei ausstellen darf. Bild: jzk
Der Künstler Günter Haslbeck freut sich, dass er seine Aquarelle in der Kemnather Stadtbücherei ausstellen darf.

20 Aquarelle hatten die zahlreichen Besucher bei der Vernissage zu bestaunen. "Das Interesse für die bildende Kunst war schon immer ein wichtiger Teil seines Lebens", erklärte der Kemnather Künstler Rainer Sollfrank bei der Eröffnung, als er den 1955 in Straubing geborenen Haslbeck vorstellte. "Besonders Zeichnungen und Aquarelle faszinierten ihn." Seine eigene künstlerische Bildsprache entwickelte er durch das Studium von Aquarellen von Emil Nolde, Oskar Koller und Bernhard Vogel.

Bei seinen Gedanken zum Begriff Aquarell räumte Sollfrank mit einem Vorurteil auf: Viele Mal-Anfänger hielten die Aquarellmalerei für besonders einfach und als Einstieg in die Malerei besonders geeignet. "Aber bei der Aquarellmalerei muss man vorher das Bild gut planen", erklärte er, "spätere Korrekturen sind kaum möglich." Außerdem müssten Lichtreflexe und weiße Flächen ausgespart werden. Hinzu komme, dass bei der Nass-in-Nass-Technik die Farben eine Art Eigenleben entwickelten und schwer in ihrem Verlauf zu kontrollieren seien. "Das führt meist zu überraschenden, interessanten Effekten, kann aber auch ein Bild ruinieren, wenn man bestimmte Eigenschaften der Materialien und den Verlauf der Farbe nicht bedenkt", wusste Sollfrank. Fehlerkorrekturen sind dann kaum mehr möglich: "Wer Aquarelle malen kann, wird sich auch schnell in anderen Techniken zurechtfinden." Es sei schade, dass der Aquarellmalerei immer noch das Image der Hobbymalerei anhänge.

Die siebentägige Kunstreise in Marokko verläuft von Marrakesch Richtung Süden über das Atlasgebirge. Dann geht es mit dem Jeep in die Wüste. "Der Künstler hat seine Motive großformatig gemalt auf Fabriano-Papier 630 Gramm", erläuterte Sollfrank. Manchmal hat er seine Motive fotografiert, einige sind direkt vor Ort entstanden. Der Titel der Ausstellung ist eine Dokumentation seiner verarbeiteten Eindrücke und Emotionen. "Es geht dem Künstler nicht um fotorealistische Darstellungen, sondern die Bildelemente, die sich den Gesetzen der Komposition unterordnen." Als Künstler verstehe er malen als Farben formen, keinesfalls aber als Formen färben. Die Kunst des modernen Aquarellmalens bedeute für Günter Haslbeck, ein Motiv in eine fotorealistische Bildsprache zu verwandeln.

Was am Anfang des Malprozesses als zufällig erscheine, müsse bildgestalterisch bewusst in die Komposition einbezogen werden. Dazu gehörten Mut und eine Portion innere Freiheit. "Haslbeck ist kein Auftragsmaler, der sich dem künstlerischen Mainstream beugt" betonte Sollfrank. Aquarell ist eine Technik, die einerseits von der Leichtigkeit und Luftigkeit dieses Mediums lebt, andererseits aber auch die Tiefe und Sättigung braucht, um wirklich zur Malerei zu werden.

"Günter Haslbeck will in seinen Aquarellen Lebendigkeit zeigen", sagte Sollfrank. Sobald die Pinselspitze das Blatt Papier berührt, beginne ein abstrakter Arbeitsprozess, eine Gedankenarbeit, die sich mit Formen und Farbflecken beschäftigt. Trotz schnellen Malens, Zerrinnen-Lassens der Farben, Ausnützend des Zufalls, versuche der Künstler Haslbeck durch seinen durchdachten Bildaufbau, die Komposition durchscheinen zu lassen.

"Er war begeistert von der Beschaffenheit des Lichts in Marokko", erzählte Sollfrank. Es sei viel weicher als in Deutschland, schwärmte er. Morgen- und Abendlicht hätten einen völlig anderen Charakter durch das Streiflicht, das die Landschaft formt. Durch die Sandpartikel in der Luft sei die Luft oft gelblich. Sein Bild mit dem Wüstenfrosch weise sowohl auf die Schönheit der Schöpfung hin, aber ebenso auf unsere fragile Klimasituation. "Wie lange wird dieser Frosch noch existieren können bei unserem Umgang mit der Klimaerwärmung?", fragte Sollfrank.

Auf afrikanischen Trommeln spielte das Ehepaar Ulrike und Roland Günter aus Wunsiedel die passenden Rhythmen. Beim Rundgang und einem kleinen Imbiss erläuterte der Künstler seine Werke, von denen viele zu kaufen sind. Die Ausstellung ist bis Freitag, 1. März, in der Stadtbücherei zu sehen. Haslbeck ist gerne bereit, für interessierte Laien in Kemnath einen Kurs für Aquarellmalerei zu halten.

„Wüste nach dem Regen nahe Zagora“ nennt Günter Haslbeck dieses Aquarell. Bild: jzk
„Wüste nach dem Regen nahe Zagora“ nennt Günter Haslbeck dieses Aquarell.
Info:

Zauber des Orients

Nach der Eröffnung der Vernissage „Die Farben Marokkos“ lud Günter Haslbeck die Gäste im Kursraum des Familienzentrums zu einer Slideshow (Lichtbildervortrag) über Marokko ein. Zu dem Reisebericht von Monika Diefenbach aus St. Goarshausen über „Marokko – Land und Leute“ zeigte er viele Dias zu dem Thema „Marokko – Zauber des Orients“.

Da waren auch Bilder von seinem „Sahara – Kunstkasterl“ dabei. Er hat nämlich mitten in der Wüste die „kleinste Galerie der Sahara“ gegründet. „Das ist ein surrealistisches, absurdes Kunstobjekt, das eine Antwort auf den kommerziellen Kunstbetrieb sein soll“, betonte er. Seine Bilder sollen in der Leere der Sahara überraschen und nicht in den üblichen Kunsttempeln. Was am Anfang ein einsames, leeres Telefonhaus im unendlichen Sahara-Wüstensand war, ist nach einem Sandsturm als kleine Galerie mit Betonfundament, einer Größe von Zwei mal Zwei Metern, Wänden aus Lehm und großzügigen Glaseinrichtungen wieder errichtet worden. „Mit dem Besitzer eines Wüstencamps in den Dünen von Erg I’houdi konnte ich meinen Traum von der kleinsten Galerie der Sahara verwirklichen.“ erzählte Haslbeck. Es gefällt ihm, Kunst an diesem ungewöhnlichen Ort inmitten von reizvoller Natur zu zeigen. Immer wieder sollen neue Werke zu sehen sein. „Nicht viele, aber meiner Meinung nach können 6 Werke mehr aussagen als 100.“ betonte er.

„Besuchern der Galerie bietet dieser Kunststandort in der atemberaubenden Sahara-Landschaft eine regionaltypische Entdeckungsreise Marokkos und ein touristische Belebung der Region durch Kunst.“ meinte der Künstler.

„Das Sahara-Kunstkasterl von Günter Haslbeck soll Menschen sensibilisieren, nachhaltig und schützend mit der Natur umzugehen“, erklärt Monika Diefenbach (vorne links) bei ihrer Slideshow über Marokko. Bild: jzk
„Das Sahara-Kunstkasterl von Günter Haslbeck soll Menschen sensibilisieren, nachhaltig und schützend mit der Natur umzugehen“, erklärt Monika Diefenbach (vorne links) bei ihrer Slideshow über Marokko.
 
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